Immer mehr Menschen leiden an schweren Darmerkrankungen, ausgelöst durch den Darmkeim EHEC. Trotzdem lehnt Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) einen gesonderten Krisenstab ab. Bahr sagte am Mittwoch in Berlin, dass sein Ministerium ständig in engem Kontakt zu den betroffenen Bundesländern und zuständigen Behörden steht. Aufgrund der bestehenden, funktionierenden Einsatzmechanismen, "sehe ich keinen Grund, einen Krisenstab einzurichten". Bahr zeigte sich optimistisch, dass die Ursache der Erkrankungen bald gefunden werde.
Am Robert-Koch-Institut (RKI), dass zum Gesundheitsministerium gehört, werde "mit Hochdruck" nach der Infektionsursache gesucht, sagte Bahr.
Es wohl Hinweise auf vorbereitete Salatteile wie etwa in Salatbars, sagte ein Sprecher der Asklepios-Kliniken. Zu dem Unternehmen gehört das Hamburger Medilys-Labor. Dessen Leiterin Susanne Huggett sagte in der ARD: "m Moment sind Salatprodukte im Fokus."
RKI-Präsident Reinhard Burger dagegen sagte, es gebe keine Belege dafür, dass die Ursache der zahlreichen EHEC-Erkrankungen auf Gemüse zurückzuführen ist, das roh verwendet wurde. Bislang sei kein einzelnes Lebensmittel als Quelle identifiziert, so Burger. Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) warnte vor voreiligen Erklärungen für die rasante Ausbreitung. "Das sind alles Spekulationen", sagte Aigner am Mittwoch im ARD-"Morgenmagazin". Es könne noch nicht gesagt werden, welches die Quelle für den Ausbruch dafür sei.
Ungewöhlich Viele erkranken schwer
Die hohe Zahl der schweren Verläufe von EHEC-Infektionen ist extrem ungewöhnlich. Laut RKI gibt es sonst pro Jahr nur rund 60 Fälle des sogenannten hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS). Das HUS wird durch die EHEC-Bakterien ausgelöst und kann zu akutem Nierenversagen führen. Waren am Dienstag erst 80 Fälle des HUS bekannt geworden, waren es am Mittwoch bereits 140 Fälle.
In Niedersachsen starb möglicherweise erneut eine Frau an den Folgen einer EHEC-Infektion. Die 1970 geborene Frau aus dem Landkreis Cuxhaven sei wegen des durch den EHEC-Erreger verursachten sogenannten hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) behandelt worden und am Mittwoch gestorben, teilte das niedersächsische Gesundheitsministerium in Hannover mit. Es werde derzeit untersucht, ob der EHEC-Erreger bestätigt werden könne. In Niedersachsen und Bremen waren bereits zwei Frauen vermutlich im Zusammenhang mit EHEC-Infektionen gestorben. Beide waren nach Behördenangaben mit dem Erreger infiziert.
Auch bei einem Todesfall in Schleswig-Holstein war man zuerst von einer EHEC-Infektion ausgegangen. Doch die Frau sei nicht nach einer Infektion gestorben, sagte der Sprecher der Asklepios-Kliniken in Hamburg. Die Frau lag in Bad Oldesloe in einem Krankenhaus des Klinikbetreibers. afp