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Covid-19: Briten kämpfen mit hunderttausenden Freiwilligen gegen das Coronavirus

Covid-19

Briten kämpfen mit hunderttausenden Freiwilligen gegen das Coronavirus

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    Überlastetes Klinikpersonal – ein Dauerzustand in Großbritannien.
    Überlastetes Klinikpersonal – ein Dauerzustand in Großbritannien. Foto: Byrne, dpa

    Die britischen Medien überschlagen sich nur so vor Lob und Anerkennung. "Volksarmee der Güte", heißt es in einem Blatt, eine andere Zeitung titelt "Armee der Gutherzigen", die Daily Mailspricht stolz von einer "Nation von Helden". Es herrscht Freude über die bewegenden Nachrichten in diesen Zeiten. Im Vereinigten Königreich haben sich bis Donnerstag Mittag fast 600.000 Menschen als Freiwillige gemeldet, um den jetzt schon überlasteten nationalen Gesundheitsdienst NHS im Kampf gegen das Coronavirus zu unterstützen. Innerhalb von nur 24 Stunden hätten mehr als 400.000 Bürger auf den Appell der Regierung geantwortet, gab Premierminister Boris Johnson bekannt. Er und Gesundheitsminister Matt Hancock zeigten sich überwältigt. Zunächst hatte man gehofft, dass sich eine Viertelmillion Menschen melden würden.

    Corona-Lage in Großbritannien: Überfüllte Kliniken und fehlendes Personal

    Johnson dankte den Freiwilligen auf seiner täglich stattfindenden Pressekonferenz im Namen des ganzen Landes für ihre Hilfsbereitschaft und sagte, sie könnten eine "einfache, aber entscheidende" Rolle einnehmen. So sollen sie vor allem die Mitarbeiter des maroden NHS entlasten bei der Betreuung jener 1,5 Millionen Menschen, die aufgrund ihres Alters, wegen Vorerkrankungen oder gesundheitlichen Problemen besonderen Schutz benötigen und auf Anweisung der Regierung zwölf Wochen lang zu Hause bleiben sollen. Dabei geht es um unterschiedliche Tätigkeiten: Lebensmittel und Medikamente einsammeln und an Bürger in Quarantäne ausliefern, Patienten aus der Klinik abholen, Vorräte transportieren oder Ansprechpartner sein für allein lebende Menschen, die sich aufgrund ihrer Selbstisolation einsam fühlen.

    Überfüllte Kliniken, fehlendes Personal, verschobene Operationen, nicht genügend Betten – die Politik ist sich des desolaten Zustands bewusst, in dem sich das aus Steuermitteln finanzierte Gesundheitssystem befindet. Und baut in der jetzigen Krise deshalb auch auf den Einsatz der Zivilbevölkerung. Die Massenmobilisierung erinnert an jene in den beiden Weltkriegen, wie etliche Beobachter sofort anmerkten. "Zu den wundervollen Eigenschaften der Briten gehört, dass, wenn es hart auf hart kommt, das ganze Land an einem Strang zieht", sagt Lady Sara Bathurst gegenüber Medien.

    In der Corona-Krise hilft auch eine Gräfin ehrenamtlich

    Die Gräfin hat sich – ohne zu zögern, wie sie hinzufügte – gemeinsam mit ihrem Ehemann ebenfalls zum ehrenamtlichen Dienst bereit erklärt. Schon die Urgroßmutter von Graf Bathurst habe während des Ersten Weltkriegs als freiwillige Pflegerin geholfen. "Ich denke, wir haben jetzt diese geistige Kriegshaltung." Damals wurden die Massen mobilisiert, auch tausende Frauen folgten als Lazarettschwestern dem Ruf an die Front. Berühmt wurde ein Poster im September 1914, auf dem der britische Kriegsminister Lord Kitchener mit dem Finger auf den Betrachter zeigt, darunter steht: "Will dich". 463.000 Freiwillige folgten dem Aufruf.

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