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Costa Concordia: Zwölf Deutsche nach Schiffsunglück vermisst

Costa Concordia

Zwölf Deutsche nach Schiffsunglück vermisst

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    Das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" in Schräglage vor der toskanischen Küste. Das Schiff war am Freitagabend mit mehr als 4200 Menschen an Bord gegen einen Felsengelaufen.
    Das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" in Schräglage vor der toskanischen Küste. Das Schiff war am Freitagabend mit mehr als 4200 Menschen an Bord gegen einen Felsengelaufen. Foto: Enzo Russo dpa

    An Bord des Kreuzfahrtschiffes entdeckte die Feuerwehram Montag ein sechstes Todesopfer. Kurz danach musste die Suche für einige Stunden unterbrochen werden. Offensichtlich hatten die Wellen den havarierten Riesen in Bewegung versetzt.

    Der tote Passagier habe sich auf dem zweiten Deck befunden und eine Schwimmweste getragen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Montag. Insgesamt wurden noch mindestens 14 Menschen vermisst. Die Taucher hätten das Wrack vorübergehend verlassen, nachdem es sich um neun Zentimeter bewegt habe, erklärte der Sprecher der Rettungsmannschaften, Luca Cari, der Nachrichtenagentur dpa. Schlechteres Wetter könnte auch die Sicherung des Kraftstoffs in den Tanks erschweren. Das italienische Umweltministerium schließt eine größere Verschmutzung nicht aus.

    Frau aus Bayern unter den Vermissten

    Unter den zwölf deutschen Vermissten sind fünf Passagiere aus Hessen, je zwei aus Berlin, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sowie eine Frau aus Bayern. Eine Sprecherin des Landeskriminalamts in München bestätigte am Montag Medienberichte, wonach es auch im Freistaat eine Vermisstenmeldung gebe. Dies erhöhte die Zahl der vermissten Deutschen zunächst auf zwölf. Wie die Sprecherin sagte,  sei es aber auch "gut möglich", dass sich die Frau auf dem Rückweg  befinde.

    Nach einem Bericht des Radiosenders Antenne Bayern handelt es sich bei der Vermissten um eine Frau aus der Nähe von Nürnberg. Diese teilte demnach mit einer Freundin eine Kabine auf dem Schiff. Während diese Freundin sich an Land habe retten können, fehle von der Frau bisher jede Spur. Auch das Auswärtige Amt sprach am Montag von einer Vermisstenzahl "im niedrigen zweistelligen Bereich". Ein AA-Sprecher sagte: "Wir wissen nicht, wo sie sind." Er wollte nicht ausschließen, dass unter den Vermissten weitere Opfer des Unglücks seien. Es könne durchaus "weitere betrübliche Nachrichten" geben.

    Schwerste Vorwürfe gegen den Kapitän

    Gegen den festgenommenen Kapitän der "Costa Concordia" werden schwerste Vorwürfe erhoben. Francesco Schettino soll das Schiff zu dicht an die Insel gelenkt und schon während der Evakuierung verlassen haben. Es war am Freitagabend mit mehr als 4200 Menschen an Bord nahe der Insel Giglio vor der toskanischen Küste gegen einen Felsen gelaufen, leckgeschlagen und dann auf die Seite gekippt. Den "sofortigen" Schaden direkt am Schiff bezifferte das Genueser Unternehmen Costa Crociere auf 93 Millionen Dollar (73 Millionen Euro).

    Ein "menschlicher Fehler" ist bei der Havarie des Kreuzfahrtschiffes nach Auffassung des Chefs von Costa Crociere, Pierluigi Foschi, nicht zu bestreiten. Zwar werde die Kreuzfahrtgesellschaft ihren Kommandanten Francesco Schettino nach der Havarie juristische Unterstützung geben, sagte Foschi in Genua, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. "Das Unternehmen hat jedoch auch die Pflicht, seine 24 000 Beschäftigten zu schützen", fügte er an. Zuvor waren die Eigner des Kreuzfahrtschiffes auf Distanz zu ihrem Kapitän gegangen.

    "Es scheint, dass der Kommandant Beurteilungsfehler gemacht hat, die schwerste Folgen gehabt haben", hieß es in einer Erklärung der Kreuzfahrtgesellschaft am Sonntagabend. "Die Route des Schiffs führte offenbar zu nahe an der Küste vorbei. Diese Entscheidung habe der Kapität selbst getroffen. Die Einschätzung des Kapitäns für einen Notfall habe sich auch nicht mit den von Costa vorgegebenen Standards gedeckt." Der Kapitän sei 2002 als Sicherheitsoffizier zu Costa gekommen und 2006 zum Kapitän ernannt worden. "Wie alle Costa-Schiffsführer absolvierte er regelmäßige Trainings."

    Sparte die Reederei an der Sicherheit?

    Die Reederei hob die Leistung der Besatzung bei der Rettung der Menschen von Bord der "Costa Concordia" hervor. Die Mannschaft habe "tapfer und zügig dabei geholfen, mehr als 4000 Personen in einer sehr schwierigen Situation in Sicherheit zu bringen". Eine Reederei trägt einen Teil der Verantwortung für jedes ihrer Schiffe. Passagiere sollen sich nach ihrer Rettung darüber beschwert haben, dass es nicht genug Schwimmwesten an Bord gab, die Rettung chaotisch war und zunächst niemand zu den Rettungsbooten durfte. Urlauber von früheren Fahrten berichten außerdem von unkompetent geleiteten Rettungsübungen an Bord. Auch technische Probleme könnten zu dem Unglück geführt haben. Kurz nachdem das Schiff am Freitag ausgelaufen war, soll es solche Probleme an die Hafenbehörde gemeldet haben. Die "Costa Concordia" war auch für ihre Kampfpreise bekannt. Inwiefern daher an Bord Abstriche an der Sicherheit gemacht wurden, die letztlich zu dem Unglück geführt haben, muss geprüft werden.

    Der Kapitän soll Medienberichten zufolge mehrfach von der Küstenwache aufgefordert worden sein, wieder an Bord zu gehen, um die Evakuierung des Schiffes zu koordinieren. Dies habe er jedoch nicht getan. Auch einen "SOS"-Ruf soll es zunächst nicht gegeben haben. Hunderte von Zeugenaussagen - Passagiere, Crewmitglieder und Retter - seien zum Hergang bereits aufgenommen worden, sagte der leitende Staatsanwalt von Grosseto, Francesco Verusio. Den Kapitän habe man festgenommen, weil Fluchtgefahr bestehe. Er soll am Dienstag vernommen werden.

    Auswertung der Blackbox soll Aufschluss bringen

    Mehr Details zum Hergang des Unglücks erhofft man sich von der Auswertung der Blackbox des Schiffes, die ähnlich wie in Flugzeugen Kommunikation auf der Brücke und Steuerbefehle aufzeichnet.

    Noch vor dem Abschluss der Such- und Bergungsaktion tritt auch die Frage nach möglichen Umweltbelastungen für die knapp 2400 Tonnen Treibstoff in den Tanks der "Costa Concordia" in den Vordergrund. Spezialisten sind bereits auf der Insel Giglio. Es gebe sehr hohe Umweltrisiken für die Insel, sagte der italienische Umweltminister Corrado Clini. Die Tanks zu leeren, sei eine gefährliche Operation. Von der Strömung werde es abhängen, ob bei einer Wasserverschmutzung womöglich das gesamte Archipel und auch die Festlandküste betroffen sein könnten.

    Das zuständige Hafenamt in Livorno hat die Kreuzfahrtgesellschaft in einem Mahnschreiben aufgefordert, unter Berücksichtigung der noch laufenden Suchaktionen "das Schiff zu sichern und abzuschleppen". Offen ist, ob es etwa bei stürmischer See weiter abrutschen könnte. (dpa/AZ)

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