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"Costa Concordia": Schiffsunglück: Kapitän Schettino und eine mysteriöse Frau

"Costa Concordia"

Schiffsunglück: Kapitän Schettino und eine mysteriöse Frau

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    Immer noch wird nach Vermissten nach dem Schiffsunglück der "Coasta Concordia" gesucht.
    Immer noch wird nach Vermissten nach dem Schiffsunglück der "Coasta Concordia" gesucht. Foto: VINCENZO PINTO

    Es könnte sein, dass die Zahl der Vermissten nach dem Unglück des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" steigt. Verschiedenen berichten zufolge könnten sich auf der "Costa Concordia" noch mehrere blinde Passagiere aufgehalten haben.

    Unglücks-Kapitän Francesco Schettino soll gegenüber Ermittlern gesagt haben, dass nachts auf der Brück eine junge Frau stand. Die Turiner Zeitung "La Stampa" berichtet von dieser mysteriösen jungen Frau, die offenbar kurz vor dem Schiffbruch der "Costa Concordia" am Eingang der Kommandobrücke stand.

    Offenbar sei die Moldawierin von einem anderen Offizier eingeladen worden, nachts mit auf der Kommandobrücke zu sein.

    Mysteriöse Frau auf der Costa Concordia

    Wie mehrere italienische Medien berichten, waren an Bord des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" möglicherweise blinde Passagiere. Weil sie nicht im Verzeichnis der Passagiere stehe, werde die junge Frau von den Ermittlern jetzt gesucht, heißt es. Diese gingen davon aus, dass mehrere Personen als eingeladene blinde Passagiere an Bord gewesen sein könnten. Auch andere Medien berichteten von der etwa 25-jährigen Frau.

    Verwirrung bei Zahl der Vermissten

    Für das Personal von Kreuzfahrten sei es kein Geheimnis, dass Kapitän und Offiziere diskret "in gewisser Zahl" Freunde oder Verwandte auf ihr Schiff einladen könnten, ohne dass diese offiziell registriert seien, schrieb die Zeitung "La Stampa". Diese im Fall der "Costa Concordia" zu ermitteln, sei nicht unwichtig, denn es könne auch die Verwirrung bei der Zahl der Vermissten erklären.

    Wrack droht in Tiefe zu rutschen

    Schifffahrt: Wie ein Ozeanriese gesteuert wird

    Für die Führung eines Ozeanriesen in der Größe der «Costa Concordia» sind in der Regel mindestens fünf Nautiker verantwortlich.

    Zu diesen erfahrenen Seemännern gehören: Kapitän, Staffkapitän (auch für die Verwaltung der Besatzung zuständig) und drei Wachoffiziere.

    Nach Angaben des Präsidenten des Verbandes Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere, Christoph Wand, muss rund um die Uhr mindestens einer von ihnen die Fahrt überwachen.

    Das letzte Wort hat stets der Kapitän.

    Das Schiff kann auf dem offenen Meer per Autopilot gesteuert werden.

    Dazu stellt der Schiffsführer einen bestimmten Kurs ein, der Ozeanriese fährt dann automatisch in die vorgegebene Himmelsrichtung.

    Soll das Schiff selbstständig eine vorgegebene Route fahren, kommt Wand zufolge der sogenannte Trackpilot zum Einsatz.

    Hilfe bei der Überwachung der Position gibt das Satelliten-Navigationssystem GPS. Das Radar zeigt aus dem Wasser ragende Felsen und bewegliche Hindernisse wie Schiffe oder Eisberge an.

    Daneben sind elektronische Seekarten sowie Geräte zur Messung der Wassertiefe, Geschwindigkeit und des Windes wichtig.

    Die Messinstrumente müssen ständig beobachtet werden. Auch der Blick in die Umgebung ist immer wieder notwendig.

    Die Technik hilft lediglich zu erkennen, ob sich etwa ein anderes Fahrzeug nähert.

    Um die Route zu ändern, sind Menschen nötig. Im Hafen werden Schiffe in der Regel manuell gesteuert.

    Unterdessen geht die Suche nach Vermissten am sechsten Tag nach nach dem Schiffsunglück weiter. Die Suche vor der italienischen Insel Giglio war am Vortag unterbrochen worden. Das Wrack der "Costa Concordia" droht in die Tiefe zu rutschen. Die Suche ist ein Wettlauf gegen die Zeit, weil schlechteres Wetter aufzieht. "Das Schiff liegt weiterhin in unsicherer Lage in einer Untiefe", erklärte Luca Cari von den Rettungsmannschaften.

    Die Taucher müssten deshalb vorsichtig vorgehen. "Jede Verlagerung würde Gefahr bedeuten, und wir müssten die Operationen erneut einstellen." Rettungsteams und Taucher von Feuerwehr, Küstenwache und Marine wollten sich bei der Suche vor allem auf die unter Wasser liegende vierte Brücke des Schiffes konzentrieren.

    Fakten und Zahlen zur Kreuzfahrt-Branche

    Seit Jahren ist die Kreuzfahrtbranche der große Boom-Sektor im Tourismus. Galten Kreuzfahrten angesichts hoher Preise lange Zeit als Nische, ist die Branche längst auf dem Weg zum Massenmarkt.

    1,2 Millionen Deutsche haben 2010 eine Hochseereise gebucht. Seit 1998 hat sich ihre Zahl mehr als vervierfacht.

    In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben Kreuzfahrtschiffe nach Angaben des Branchenverbandes European Cruise Council (EEC) weltweit mehr als 90 Millionen Passagiere befördert.

    Nur 1,5 Prozent der Bundesbürger leisten sich eine Seereise. Zum Vergleich: 3 Prozent sind es in Großbritannien, 5 Prozent in den USA.

    Umsatz und Zahl der Passagiere haben nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes in den vergangenen Jahren um 18 bis 20 Prozent zugelegt.

    Hochsee-Kreuzfahrten brachten deutschen Veranstaltern wie Aida oder Hapag-Lloyd 2010 mehr als 2 Milliarden Euro Umsatz.

    Für den Urlaub auf hoher See musste der deutsche Gast 2010 durchschnittlich 1696 Euro hinlegen - 185 Euro weniger als 2009.

    Mit Abstand wichtigste Region ist das Mittelmeer, auf dem gut jeder dritte deutsche Bord-Urlauber kreuzt.

    Der Kampf um den deutschen Markt wird härter: Angesichts lahmenden Wachstums auf dem Heimatmarkt sind führende US-Reedereien in Europa auf Expansionskurs.

    2010 gab es nach EEC-Angaben weltweit 198 Kreuzfahrtschiffe. 99 Prozent davon wurden in europäischen Werften gebaut.

    Die Branche sichert in Europa rund 300 000 Arbeitsplätze, ein Zuwachs von 55 Prozent seit 2005.

    Bis 2014 sollen 10,3 Milliarden Euro in den Bau neuer Schiffe investiert werden.

    Sie hatten in den vergangenen Tagen Sprengstoff eingesetzt, um sich durch die Schiffshaut Zugang ins Innere zu verschaffen.

    Noch immer gelten mindestens 21 Menschen als vermisst. Das Auswärtige Amt ging auch am Donnerstag noch von zwölf vermissten Deutschen aus. Seit dem Unglück am Freitag vor einer Woche wurden elf Tote geborgen. Es gebe noch keine belastbaren Hinweise auf die Staatsangehörigkeit der fünf Leichen, die zuletzt geborgen wurden, sagte eine AA-Sprecherin in Berlin.

    Kapitän Francesco Schettino erfährt Unterstützung

    Kapitän Francesco Schettino, der für sein Verhalten während der Havarie in der Kritik und zudem unter Hausarrest steht, scheint auch Unterstützer zu haben. In seiner neapolitanischen Heimat wurde Kapitän Francesco Schettino von Freunden verteidigt. "Nicht aufgeben, Kapitän", stand auf einem Begrüßungsplakat für den 52 Jahre alten Schettino, wie Aufnahmen aus dem Neapel-Stadtteil Meta di Sorrento zeigten. Es müsse Schluss sein damit, ihn an den Pranger zu stellen. Francesco Schettino wird unter anderem der mehrfachen fahrlässigen Tötung und der Havarie beschuldigt. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft. dpa/AZ

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