Florian Frowein hat gerade unerwartet frei. Denn die ARD-Serie "Sturm der Liebe" ist wegen der Corona-Krise in der Drehpause – Frowein spielt in der täglichen Soap die Hauptrolle Tim Degen, außerdem tritt er auch als dessen Zwillingsbruder Boris Saalfeld auf.
Frowein bemüht sich, das Positive in der Unterbrechung zu sehen. "Man nutzt die Zwangspause auch zur Entschleunigung", sagt er. Auf sich selbst zu achten sei bei der kräftezehrenden Produktion von einer Folge am Tag nicht so leicht – umso mehr nutze er jetzt seine Zeit, die er viel mit seinem Sohn verbringt. Ansonsten gehe er nun all die Sachen an, die sonst so oft liegenbleiben: Ausmisten, Schränke aufräumen und so weiter.
Seit knapp drei Wochen ruht die Produktion nun. Bisher laufen noch jeden Tag neue Folgen der Telenovela - denn die Serie wird rund acht Wochen im Voraus produziert. Doch am Mittwoch verkündeten die Macher der Serie eine Entscheidung. "Gemeinsam mit dem Sender haben wir beschlossen, die Ausstrahlung der aktuellen Staffel auszusetzen", erklärt Bea Schmidt, Produzentin von "Sturm der Liebe", in einer Pressemitteilung. "Wir arbeiten daran, die Dreharbeiten für Staffel 16 unter Einhaltung aller erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen wieder aufzunehmen. Die Sicherheit und Gesundheit der Crew vor und hinter der Kamera haben dabei höchste Priorität."
Corona-Krise: Wie funktioniert ein Seriendreh mit Sicherheitsabstand?
Aktuell arbeitet die Produktionsfirma an den genauen Maßnahmen, nächste Woche soll die Produktion dann wieder starten. "Klar freue ich mich darauf, ich gerne zur Arbeit", sagt Frowein. "Und ich bin gespannt, wie es nach dem Drehstopp jetzt so ist" Vor allem, wie die Sicherheitsvorkehrungen die Arbeit beeinträchtigen. Was, wenn dann auch die Schauspieler einen gewissen Abstand einhalten müssen? Mit der Kamera könne man schon einiges tricksen, doch wie vorher werde es wohl erst einmal nicht werden. "Da müssen wir eben umso mehr in unser Spiel legen, um das zu transportieren."
Wenn die aktuelle Staffel "Sturm der Liebe" dann ab 2. Juni unterbrochen wird, wird auf dem Sendeplatz Staffel 9 (ab Folge 1817) wiederholt.
Bei "Rote Rosen" folgt Folge 1 auf Folge 3130
Ähnlich läuft es bei "Rote Rosen" - auch diese ARD-Soap wird momentan nicht produziert. Die Drehpause gilt vorerst bis zum 3. Mai. Ab 20. Mai gibt es dann erst einmal keine neuen Folgen mehr. Wie die ARD auf ihrer Internetseite mitteilt, folgt auf Folge 3130 Folge 1: Um die Fans in der Pause bei Laune zu halten, zeigt der Sender die Anfänge der Serie aus dem Jahr 2006.
Wann es wieder neue Episoden geben wird, ist unklar. "Normalerweise liegt unser Vorlauf vom Dreh bis zur Ausstrahlung zwischen neun und zwölf Wochen", heißt es von der Produktionsfirma, Studio Hamburg. Oberste Priorität habe nun aber der Schutz und die Gesundheit der Mitarbeiter und Schauspieler, dazu habe man einen umfassenden Maßnahmenkatalog erarbeitet.
In der Geschichte der Serie selbst wird das Coronavirus übrigens wohl keine Rolle spielen. Zwar spiele die Serie im "Jetzt", doch der Vorlauf erlaube es nicht, auf tagesaktuelle Entwicklungen zu reagieren, erklären die Macher. Außerdem seien die Zuschauer froh, neben allen notwendigen Informationsangeboten "in unserer Serie andere Geschichten zu finden".
Neben "Sturm der Liebe" und "Rote Rosen" sind eine ganze Reihe anderer Telenovelas von der Corona-Krise betroffen. Auch die BR-Serie "Dahoam is dahoam" hat einen Drehstopp eingelegt, das verkündete der Bayerische Rundfunk am Dienstag. Für die bayerische Soap sollen nun auch die Drehbücher umgeschrieben werden - auf Zweier- und auf Dreierszenen. So soll der nötige Sicherheitsabstand gewährleistet werden. Auch eine längere Pause für die älteren Schauspieler steht zur Debatte.
GZSZ und Co.: RTLs Serien müssen schon die zweite Corona-Pause einlegen
Besonders hart erwischt hat es die RTL-Soaps. "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", "Unter uns" und "Alles was zählt" müssen bereits zum zweiten Mal ihre Produktion unterbrechen. Im März stoppte die Firma UFA, die alle drei RTL-Telenovelas produziert, die Dreharbeiten, "um Maßnahmen zur Risikominimierung zu ergreifen", wie es hieß.
Kurz vor Ostern teilte RTL dann mit, dass die Serien seit 8. April ein zweites Mal in einer ungeplanten Drehpause sind: Ein Mitarbeiter am Set wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Trotzdem sagt RTL-Pressesprecher Claus Richter: "Momentan ist die tägliche Programmversorgung gesichert. " Das könne sich aber natürlich ändern und sei abhängig davon, wie es nun weitergeht. "Wir haben immer einen Puffer von mehreren Wochen", erklärt Richter. Und es gebe verschiedene mögliche Szenarien, wie der Sender mit einem längeren Drehstopp umgehen könnte. "Aber das ist alles noch ein Blick in die Glaskugel."
"Berlin - Tag und Nacht" dreht so gut es geht kontaktlos
Die RTLII-Reality-Soap "Berlin - Tag und Nacht" wird bisher weiterhin produziert. Allerdings mit Einschränkungen, wie die Macher erklären. Ein Sendersprecher beschreibt auf Anfrage unserer Redaktion, was das in der Praxis bedeutet: "Weitestgehend kontaktloses Drehen", bei dem man ständig alle Prozesse neu hinterfrage, um alle geltenden Infektionsschutzmaßnahmen einzuhalten. Man habe auch das Produktionsteam auf ein absolut notwendiges Minimum verkleinert. "Ebenso verzichten wir auf Maske, Tonverkabelung und Dreharbeiten in Fremdmotiven."
Der Sprecher betont: "Die Corona-Epidemie ist eine große Herausforderung für uns alle." Für den Sender habe die Gesundheit höchste Priorität. Man versuche aber, die Arbeit "so gut wie möglich weiterzumachen" - schließlich sicherten die Produktionen auch Arbeitsplätze. Momentan entscheide man täglich neu, "ob eine gegebenenfalls eingeschränkte Weiterarbeit möglich oder eine Unterbrechung geboten ist".
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