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Coronavirus: Mann stirbt nach zweiter Corona-Infektion: Experten sprechen von Ausnahme

Coronavirus

Mann stirbt nach zweiter Corona-Infektion: Experten sprechen von Ausnahme

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    Ein Patient in Baden-Württemberg ist nach einer zweiten Corona-Infektion gestorben.
    Ein Patient in Baden-Württemberg ist nach einer zweiten Corona-Infektion gestorben. Foto: Marijan Murat, dpa (Symbolbild)

    In Baden-Württemberg ist ein registrierter Corona-Patient nach einer zweiten Infektion mit dem Virus gestorben. Es ist der erste derartige Fall im Südwesten, der bekannt geworden ist, und womöglich auch in Deutschland. Es handele sich um einen Mann aus dem Landkreis Freudenstadt, teilte das Landesgesundheitsamt am Mittwochabend in Stuttgart mit.

    Im April 2020 sei erstmals eine Corona-Infektion bei ihm nachgewiesen worden. Ende Dezember 2020 habe sich der Mann erneut angesteckt, was Anfang Januar festgestellt worden sei. "Der Patient verstarb im weiteren Verlauf an einer Covid19-Pneumonie (Lungenentzündung) und Sepsis mit Multiorganversagen." Zuerst hatte der Rechercheverbund von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung darüber berichtet.

    Kein Hinweis auf eine neue Coronavirus-Variante

    Wie der Verbund weiter schreibt, handelt es sich um einen 73 Jahre alten Mann. Stefan Brockmann, der am Landesgesundheitsamt das Referat Gesundheitsschutz und Epidemiologie leitet, sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei der erste bekannte Todesfall nach einer zweiten Infektion im Südwesten. "Es gibt keinen Hinweis darauf, dass er eine der neuen Virusvarianten hatte", erklärte Brockmann. Der Landkreis Freudenstadt war der erste Landkreis in Deutschland, in dem die in Großbritannien entdeckte Virusmutation aufgetaucht war.

    Der Mann habe Vorerkrankungen gehabt, sagte Brockmann. Es sei daher wahrscheinlich, dass er bei der ersten Infektion keine starke Immunität ausgebildet habe. Die Chance, dass sich ein Mensch ein zweites Mal mit dem Coronavirus ansteckt, sei bisher sehr gering. Es gebe vereinzelte Fälle, bei denen die Patienten beim ersten Mal nicht genügend Antikörper ausgebildet hätten. 

    Experten geben Entwarnung: Der Fall ist kein Grund zu größerer Beunruhigung

    Der Fall ist tragisch, aber Experten zufolge kein Grund zu größerer Beunruhigung. "Das ist ein Ausnahmefall, nach dem ich keine Alarmglocken läuten lassen würde", sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, am Donnerstag der dpa

    Reinfektionen - also eine Ansteckung nach bereits durchgemachter Infektion - seien selten, aber auch nicht ganz ausgeschlossen. Die bekannten Fälle zeigten, dass Infizierte bei einer ersten Erkrankung nicht immer eine ausreichende Immunität aufbauten und sich erneut anstecken könnten, sagte der Immunologe vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. Wie viele Antikörper ein Infizierter entwickle, hänge in der Regel mit der Schwere der Erkrankung zusammen. Wer beispielsweise keine Symptome zeige, bilde oft wenige bis keine Antikörper. 

    Weltweit sind bislang nur einige Dutzend Fälle von Reinfektionen bekannt. Die meisten registrierten Reinfektionen seien zudem milder verlaufen als die ersten Ansteckungen, wenngleich es auch wenige Ausnahmen gegeben habe, heißt es in der Fachzeitschrift "British Medical Journal" (BMJ). "Es ist fast sicher, dass die Immunität nach einer milden ersten Infektion nicht lange anhält", zitiert das BMJ den Medizinprofessor Paul Hunter von der britischen University of East Anglia. Unter dem Strich verlaufe eine erneute Infektion aber in der Regel weniger schwer, weil das Immunsystem bereits gerüstet sei.  

    Die Chance, dass sich ein Mensch ein zweites Mal mit dem Coronavirus ansteckt, sei bisher sehr gering, sagte auch Stefan Brockmann, der am Landesgesundheitsamt das Referat Gesundheitsschutz und Epidemiologie leitet. Es gebe vereinzelte Fälle, bei denen die Patienten beim ersten Mal nicht genügend Antikörper ausgebildet hätten. Der Mann aus dem Schwarzwald habe Vorerkrankungen gehabt. Es sei daher wahrscheinlich, dass er bei der ersten Infektion keine starke Immunität ausgebildet habe. 

    Tod nach zweiter Corona-Infektion: Erst der dritte bekannte Fall

    Auch das Robert Koch-Institut hatte zuletzt von "nur wenigen Fällen" berichtet und darauf verwiesen, dass es zu vielen Fragen noch keine endgültigen Antworten gebe. Bisher vorliegende Studien lieferten eher Hinweise, dass Reinfektionen möglich seien. 

    Seit Ausbruch der Pandemie untersuchen Wissenschaftler immer wieder Blut einst Infizierter auf Antikörper und andere Abwehrstoffe. Je länger Corona grassiert, desto mehr können sie über den Verlauf sagen. Sicher scheint bislang unter anderem zu sein, dass der natürliche Immunschutz infolge von Infektionen mit der Zeit schwindet. "Nur die Impfung wird uns aus dieser Pandemie herausführen", sagte Watzl.

    Nach einem Bericht von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung dürfte der Freudenstädter Fall weltweit erst der dritte bekannt gewordene Todesfall nach einer Corona-Reinfektion sein. Im Oktober war eine 89-jährige Niederländerin verstorben, die allerdings immungeschwächt war. Im Dezember berichtete eine israelische Zeitung, dass dort ein 74-jähriger Bewohner eines Altenheims nach durchgestandener Erstinfektion im August sich erneut infizierte und verstarb.  (dpa)

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