Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Coronavirus: Erlebt Online-Dating in Zeiten von Corona einen Aufschwung?

Coronavirus

Erlebt Online-Dating in Zeiten von Corona einen Aufschwung?

    • |
    Die wohl bekannteste Social-Dating-Plattform ist Tinder. Online-Dating-Unternehmen verzeichnen seit einigen Wochen höhere Nutzungszahlen - wohl wegen des Coronavirus.
    Die wohl bekannteste Social-Dating-Plattform ist Tinder. Online-Dating-Unternehmen verzeichnen seit einigen Wochen höhere Nutzungszahlen - wohl wegen des Coronavirus. Foto: Schmitt-Tegge, dpa

    Dating in Zeiten von Tinder scheint - mehr oder weniger - einfach. Wem eine Person gefällt, wischt nach rechts. Geht das der anderen Person auch so, gibt es ein Match. Wenn dann im Chat noch die Chemie stimmt, ist ein Date schnell ausgemacht. Dating in Zeiten von Corona dagegen scheint ziemlich aussichtslos zu sein. Denn ein Treffen, gar ein intimes, ist derzeit ausgeschlossen. Was bedeutet das für Datingplattformen?

    Für die scheint es sogar einen Aufschwung der Nutzerzahlen zu geben. Denn viele Menschen sitzen zu Hause und können nicht zur Arbeit - und haben dafür mehr Zeit, um auf Datingapps und Partnervermittlungsbörsen zu surfen. Die Parship Group, zu der die Plattformen Parship und Elitepartner gehören, verzeichnet einen Anstieg in der Kommunikation der Mitglieder. Es schickten sich seit der 13. Kalenderwoche, also ab dem 23. März, mehr Menschen als im Vorjahr Nachrichten. Konkrete Zahlen oder einen generellen Trend könne man darauf aber nicht ableiten, sagt eine Sprecherin.

    In Deutschland steigen die Unterhaltungen bei Tinder um 33 Prozent

    Beim Unternehmen Tinder stellt man sogar einen deutlichen Anstieg fest: Auf der ganzen Welt seien tägliche Konversationen im Schnitt um 20 Prozent gestiegen, die Dauer der Gespräche sei im Schnitt um ein Viertel gestigen. In Deutschland stiegen die Unterhaltungen sogar um 33 Prozent an, die durchschnittliche Dauer erhöhte sich um 17 Prozent.

    Der Datingdienst bietet mittlerweile einen bisher kostenpflichten Bereich, den sogenannten Reisepass, kostenlos bis zum 30. April an. Damit können Nutzer weltweit mit anderen Personen in Kontakt treten.

    Auch andere Dienste sehen eine erhöhte Aktivität

    Auch bei der Dating-App Bumble, bei der nur Frauen eine Unterhaltung mit einem Mann beginnen können - nicht umgekehrt -, sieht man eine erhöhte Aktivität bei den Chat-, Video- und Sprachanruf-Funktionen. "Da die Phase der Quarantäne in den kommenden Wochen andauern wird, erwarten wir, dass sich diese und andere Trends im Nutzerverhalten weiterentwickeln werden, da immer mehr Menschen nach Möglichkeiten suchen, Isolation und Einsamkeit zu bekämpfen und eine virtuelle Verbindung suchen", teilt das Unternehmen mit.

    Dass das eigentliche Konzept - Menschen lernen sich kennen und verabreden sich - durch die Beschränkungen konterkariert wird, sieht man bei Bumble nicht so. Der Dienst sei ein Hilfsmittel für Personen, die mit anderen Menschen virtuell in Kontakt treten wollten. Bereits jetzt gebe es Berichte, laut denen eine Pandemie Einsamkeit auslösen könnte. Ihr Dienst biete die Möglichkeit, mit echten Menschen in Kontakt zu treten, ohne sich physisch treffen zu müssen, teilt das Unternehmen mit.

    Expertin sagt, dass Gespräche tiefgründiger werden

    Für Tanja Thelen ist der Anstieg der Nachrichten bei den Datingportalen kein Wunder. Sie leitet in München eine Praxis für Paartherapie und Sexualberatung und sagt über die Corona-Zeit für Singles: "Die Menschen suchen nun natürlich erst recht nach Verbindungen. Für Singles ist das schwierig, sie sind nun viel zu Hause, arbeiten vielleicht noch dazu im Homeoffice. Dadurch kann das Gefühl der Isolation zunehmen."

    Und das Kennenlernen im Alltag falle nun ebenfalls weg, sagt Thelen. Dass sich zwei Menschen beim Arzt kennenlernen, sei eher unwahrscheinlich. Daher seien Dating-Portale nun ein gutes Medium, um Kontakte zu knüpfen und eine Beziehung zu finden.

    Die derzeitige Situation habe auch Einfluss auf die inhaltliche Ebene: "Im normalen Chatverlauf schickt man sich eher kurze Nachrichten. Dadurch, dass man sich nicht treffen kann, werden die Gespräche tiefsinniger, was den Wunsch nach einem emotionalen Austausch sättigt", sagt die Expertin.

    Dass die Menschen sich in vielen Bundesländern nicht treffen können, sich nicht küssen oder auf andere Weise persönlich intim werden können, müsse laut Thelen nicht unbedingt schaden: "Das kann in der einen oder anderen Situation auch Spannung aufbauen. Und Sexualität braucht auch eine gewisse Form von Spannung."

    Tipp für Dates: Digital gemeinsam essen

    Durch den längeren Kontakt bis zum ersten richtigen Date könne man auch besser herausfinden, ob der Partner zu einem passt. Dass Singles nun eine bessere Chance haben, einen Partner zu finden, will Thelen nicht sagen. Aber der Austausch habe eine andere Qualität und das Dating werde nun eher verlangsamt, da man sich nicht mit fünf Personen in der Woche treffen könne.

    Gemeinsam etwas unternehmen könne man - mit ein bisschen Kreativität - dennoch: "Man kann ein virtuelles Konzert besuchen, gemeinsam eine Serie anschauen und dazu chatten oder sich im Internet zum Essen verabreden", sagt die Heilpraktikerin für Psychotherapie. Wenn auf beiden Seiten Interesse vorhanden sei, bleibe der Kontakt auch in Corona-Zeiten erhalten.

    Über fehlende Gesprächsthemen muss man sich wohl keine Gedanken machen. Zu diesem Aspekt hat sich auch Tinder geäußert - das Unternehmen teilt mit: "Und ja, jeder spricht über Toilettenpapier".

    Lesen Sie auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden