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Coronavirus: Die Infektionszahlen steigen: Droht jetzt eine zweite Welle?

Coronavirus

Die Infektionszahlen steigen: Droht jetzt eine zweite Welle?

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    Dicht gedrängt am Strand: In Frankreich wird bereits eine zweite Welle der Covid-19-Pandemie befürchtet. Wie groß ist die Gefahr in Deutschland?
    Dicht gedrängt am Strand: In Frankreich wird bereits eine zweite Welle der Covid-19-Pandemie befürchtet. Wie groß ist die Gefahr in Deutschland? Foto: Bob Edme/AP, dpa (Symbolbild)

    Fast 500 Menschen müssen nach einer Masseninfektion auf einem Gurkenhof in Mamming in Niederbayern in Quarantäne. Im österreichischen St. Wolfgang haben sich mindestens 53 Personen mit dem Coronavirus infiziert. Und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor dem Risiko neuer Infektionen, wenn Urlauber zurückkehren und es kühler wird. Das alles befeuert die Sorge vor einer zweiten Corona-Welle. Aber wie groß ist die Gefahr?

    Im deutschen Robert-Koch-Institut sah man sich sich angesichts steigender Fallzahlen am vergangenen Freitag zu mahnenden Ansagen gezwungen: Die Entwicklung sei sehr beunruhigend und werde weiterhin genau beobachtet. Mit 815 Fällen sei die Zahl am Freitag deutlich höher als in den Vorwochen gewesen und sei bereits in den Tagen zuvor angestiegen. Zwar meldet das RKI am Montag lediglich 340 Neuinfektionen im Vergleich zum Sonntag. Doch sei dieser Rückgang höchstwahrscheinlich bedingt durch den Test- und Meldeverzug am Wochenende, hieß es vom RKI.

    Coronavirus: Wie gefährlich ist die aktuelle Situation?

    Was genau unter einer zweiten Welle zu verstehen ist, ist nicht genau festgelegt: "Einen festen Schwellenwert für die Definition einer zweiten Welle oder weiterer nachfolgenderer Wellen gibt es nicht", teilt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit. Es ließe sich auch nicht vorhersagen, wann eine zweite Welle beginnen könnte und wie stark diese ausfalle. Maßgeblich für die Bewertung seien aber unter anderem steigende Infektionszahlen.

    Der Münchner Infektiologe und Privatdozent Dr. Christoph Spinner ist jedoch aufgrund der aktuellen Entwicklung besorgt. Besonders wachsam zur Kenntnis nehmen müsse man diese, weil die Infektionen mit Ausnahme des Ausbruchs in Mamming in der Fläche verteilt seien, sagt Spinner. "Das heißt, wir haben diffuse Infektionsereignisse, die wir deutlich schwerer nachvollziehen können als Cluster-Ausbrüche. 160 Erntehelfer auf einem Gurkenhof lassen sich einfacher abgrenzen, als wenn es hier und da Infektionen gibt".

    Besorgniserregend ist für den Infektiologen vom Klinikum rechts der Isar in München aber noch eine weitere Beobachtung: "Ein Teil der Infektionen scheint importiert zu sein", erklärt Spinner. Und zwar aus Regionen, die nicht als Risikogebiete gelten.

    Bayerns Ministerpräsident Markus Söder regt daher eine Neubewertung der Risikogebiete an: "Wir müssen Risikogebiete regionaler als bisher eingrenzen und gerade auch innerhalb Europas noch einmal über Risikogebiete sprechen", sagte er auf einer Pressekonferenz am Montag.

    Was können Tests für Reiserückkehrer am Flughafen bringen?

    Außerdem werden an Bayerns Flughäfen schon jetzt Corona-Testzentren für alle Urlaubsrückkehrer eingerichtet. Die Frage, ob diese Test verpflichtend sein sollen, oder nicht, ist noch offen. Bayerns Ministerpräsident Söder warb für verpflichtende Tests und will sich dafür auch auf Bundesebene stark machen.Infektiologe Christoph Spinner blickt zwiegespalten auf dieses Vorhaben: "Diese Tests können helfen, sie sind aber kein Allheilmittel", sagt er. "Die Inkubationszeit liegt im Mittel bei einer Woche." Das bedeute im Umkehrschluss: "Wer nach der Ankunft negativ getestet wird, kann nicht sicher sein, dass er nicht infiziert ist, wiegt sich aber vielleicht in falscher Sicherheit. Darin liegt meiner Ansicht nach eine relevante Gefährdung. "Vielmehr müssten Reiserückkehrer aus Risikogebieten nach ungefähr einer Woche erneut getestet werden, rät der Infektiologe.

    Reisestopps fordern will Spinner deswegen aber nicht. Das sei nicht verhältnismäßig. Schließlich bestehe auch in Deutschland die Möglichkeit, sich zu infizieren. "Und wenn sich alle an der Nord- oder Ostsee tummeln, ist das die gleiche Gefahr. Aber es ist natürlich so: Je mehr wir reisen, desto höher ist das Importrisiko."

    Das Coronavirus breitet sich in Wellen aus

    Dass die Infektionszahlen nun wieder steigen, überrascht den Experten nicht. Sie werden sogar noch weiter steigen, nimmt Spinner an: "Es passiert das, was von Epidemiologen vorhergesagt wurde: Man sieht eine wellenförmige Ausbreitung der Erkrankung." Im Vergleich zum März sei Deutschland aber besser vorbereitet, weil beispielsweise Krankenhäuser ihre Notfallpläne schon einmal durchgespielt hätten. Spinner sieht das Problem einer zweiten Welle daher anderswo: "Das Verständnis in der Bevölkerung für einen erneuten breiten Lockdown werden wir wahrscheinlich nicht mehr so einfach erzielen."

    Gerade weil das Virus sich in Wellen verbreitet, fordert der Infektiologe von der Politik, die Gesellschaft in die Lage zu versetzen, mit diesem Virus zu leben. "Allen voran geht es dabei um die Reduzierung der Risikokontakte, bis wir eine geeignete Schutzmaßnahme haben." Dazu gehöre die Digitalisierung der Verwaltung ebenso wie das zeitweise Arbeiten im Home-Office.

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