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Corona in Großbritannien: Indische Variante löst Sorgen aus, Freude über Lockerungen

Corona

Corona-Lockerungen: Die Briten feiern ihren Tag der Freiheit

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    Die Pubs dürfen wieder ihre Innenbereiche öffnen.
    Die Pubs dürfen wieder ihre Innenbereiche öffnen. Foto: Jon Super, dpa/AP

    Eine Umarmung zur Begrüßung, zwei Küsschen zum Abschied – in England sind solche Kontakte zwischen Freunden und Familienmitgliedern seit Montag auch offiziell wieder erlaubt. Da traten die bisher weitreichendsten Lockerungen auf der Insel in Kraft. Erstmals seit vielen Monaten können sich wieder bis zu sechs Menschen oder zwei Haushalte in den eigenen vier Wänden treffen. Auch Restaurants, Cafés und Pubs dürfen im Innenbereich wieder Gäste bewirten. Museen, Theater, Kinos und Hotels sind ebenfalls geöffnet.

    Neue Mutante macht Grund zur Sorge in England

    Die Menschen genossen das Gefühl von Normalität, in London, Liverpool und Manchester waren Restaurants schon seit Wochen ausgebucht. Aufseiten der Wirtschaft herrschte Erleichterung nach rund fünf Monaten Stillstand. „Endlich ist Tag der Freiheit“, titelte der Daily Mirror. Doch ob diese Freiheit anhalten wird, ist ungewiss. Denn die erstmals in Indien aufgetretene Mutante B.1.617.2 breitet sich im Königreich aus. Zwar ist die Inzidenz niedrig und das Impfprogramm läuft weiterhin erfolgreich. Doch die Zahl der nachgewiesenen indischen Variante hat sich in nur einer Woche auf mehr als 1300 Fälle mehr als verdoppelt. Deshalb versuchen die Behörden nun, in den Hotspots verstärkt zu testen und auch jüngere Menschen so schnell wie möglich zu impfen.

    Die Befürchtung der Wissenschaftler dreht sich um die Annahme, dass die Mutante bis zu 50 Prozent leichter übertragbar ist. Umso skeptischer äußern sich Mitglieder des Expertengremiums der Regierung angesichts der Lockerungen. „Wir werden in den nächsten Wochen eine Zunahme von Fällen und Infektionen beobachten“, sagte der Seuchenexperte Sir Jeremy Farrar. Die Schlüsselfrage sei, ob man die gestiegene Übertragung entkoppelt habe „von der Anzahl der Menschen, die krank werden und ins Krankenhaus müssen“.

    Gesundheitsminister Matt Hancock warnte, die Variante könnte „sich wie ein Lauffeuer verbreiten“. Deshalb appellierten sowohl Politiker als auch Wissenschaftler an die Menschen, mit gesundem Menschenverstand und Vorsicht die neuen Freiheiten zu genießen. „Nur weil man etwas machen kann, heißt das nicht, dass man es auch machen sollte“, sagte Sir Mark Walport, ehemaliger wissenschaftlicher Berater der britischen Regierung.

    Etwa 70 Prozent der Erwachsenen in Großbritannien sind einmal geimpft

    Eigentlich wollte Boris Johnson am 21. Juni mit dem letzten Schritt im Lockerungsfahrplan alle Beschränkungen aufheben. Dieses Datum wackelt nun. Die Opposition wirft dem Premierminister vor, Indien zu spät auf die sogenannte „rote Liste“ der Länder gesetzt zu haben, die als besonders riskant gelten. Menschen aus jenen Staaten müssen bei ihrer Rückkehr in spezielle Quarantäne-Hotels. Während Bangladesch und Pakistan bereits am 9. April auf der Liste standen, wurde Indien erst am 23. April entsprechend eingestuft. Zu spät?

    Dass die Regierung trotz der beunruhigenden Entwicklung an den Lockerungen festhielt, liegt auch an der Impfkampagne. Rund 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung hat zumindest die erste Impfung erhalten. Fast 40 Prozent der über 18-jährigen Briten sind vollständig mit beiden Dosen geimpft. Die Hoffnung auf einen vergleichsweise unbeschwerten Sommer ist groß. Denn auch das generelle Reiseverbot ist nun aufgehoben. Zwar können die Briten vorerst nur in wenige Länder reisen, ohne nach ihrer Rückkehr in Quarantäne zu müssen. Zahlreiche Menschen nutzten am Montag jedoch sofort die Gelegenheit und flogen in den Urlaub.

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