Der ZDF-Wissenschaftsmoderator Harald Lesch (60, „Leschs Kosmos“) hat im Interview mit unserer Redaktion die Bevölkerung aufgerufen, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. „Wenn wir es nicht schaffen, wirklich große Teile der Bevölkerung zu impfen, wird sich die Pandemie noch lange hinziehen“, sagt Lesch. Dem Astrophysiker von der Ludwig-Maximilians-Universität München bereitet es große Sorgen, dass sich in einigen Ländern nur kleine Teile der Bevölkerung impfen lassen wollten. „Wir werden erhebliche Schäden zu beklagen haben, bei Schülern wie Alten“, fürchtet Lesch im Falle einer niedrigen Impfbereitschaft. „Um ältere Menschen zu schützen, werden regelrecht Einsamkeitswellen über sie schwappen – nur, weil andere Leute sich nicht impfen lassen wollen.“
Harald Lesch beklagt "unverschämte Respektlosigkeit Wissenschaftlern gegenüber"
Als Hoffnung für das Jahr 2021 formuliert Lesch im Interview mit unserer Redaktion: „Wenn wir in der besten aller Welten leben würden, wären nächstes Jahr keine Wahlen. Denn die werden enorm viel Energie von den politischen Entscheidern absaugen, die sie besser auf die Bewältigung der Pandemie verwenden sollten.“ Vor allem graue ihm vor einem Bundestagswahlkampf in Corona-Zeiten.
Zudem beklagt Professor Harald Lesch „eine unverschämte Respektlosigkeit Wissenschaftlern gegenüber“. Es gebe Leute, die meinen, „sie könnten sich mit ein paar Klicks im Internet das gleiche Wissen aneignen wie andere nach Jahrzehnten aktiver Forschung“. Lesch kommt zu dem bitteren Schluss: „Es gibt bekanntlich 60 Millionen Bundestrainer. Heute gibt es 60 Millionen Virologen.“
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