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Corona-Pandemie: Jüdisches Lichterfest: So anders wird Chanukka in diesem Jahr

Corona-Pandemie

Jüdisches Lichterfest: So anders wird Chanukka in diesem Jahr

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    Chanukka ist ein mehrere Tage dauerndes Fest im Dezember zum Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem. Dabei wird ein Leuchter angezündet.
    Chanukka ist ein mehrere Tage dauerndes Fest im Dezember zum Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem. Dabei wird ein Leuchter angezündet. Foto: Silvio Wyszengrad

    Alexander Mazo sieht normalerweise seine ganze Familie zu Chanukka: die zwei erwachsenen Kinder, die Enkel. Doch diesen Dezember verbringt er das jüdische Lichterfest hauptsächlich mit seiner Frau. So richtig Urlaub hat er auch nicht: Im Gebäude der Gemeinde an der Halderstraße in Augsburg wollen sie bald kräftig renovieren. Mazo ist Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg. Für die Mitglieder sowie für alle Juden wird Chanukka dieses Jahr anders. 

    Der Grund ist die Corona-Pandemie. Gottesdienste fallen aus, Familien müssen auf größere Zusammenkünfte verzichten. Da Chanukka dieses Jahr vom 10. bis 18. Dezember stattfindet, dürfen sich nur zwei Haushalte und maximal fünf Personen treffen. Das beschlossen Bund und Länder am Mittwoch und verschärften damit die vorherigen Maßnahmen. Für Weihnachten werden die Regeln gelockert: Zehn Personen aus mehreren Haushalten dürfen sich treffen. Eine Ausnahme. Fühlen sich Juden gegenüber Christen benachteiligt?

    Juden können Chanukka feiern, auch wenn für sie keine Ausnahme gilt

    "Nein", sagt Alexander Mazo. "Wir akzeptieren die Regeln." Es sei gut so, wie es ist, Mazo ist nicht enttäuscht. "Ein hartes Gesetz, aber ein Gesetz", fügt er an und zitiert damit ein lateinisches Sprichwort. Es gebe immer noch Spielraum, dass sich Familien treffen und Chanukka feiern könnten. "Aber sie müssen selbst abwägen, welches Risiko sie eingehen."

    Dieses Jahr litten schon Muslime unter den Corona-Einschränkungen. Moscheen blieben während des Ramadans im Frühjahr geschlossen. Das zeigt, wie sehr die Gesellschaft mit der Corona-Pandemie kämpft. Dass Menschen aber auch neue Wege finden, Feste zu begehen. Die israelitische Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg etwa verschickt zu Chanukka Gratulationen per E-Mail und bringt Geschenke vorbei.

    Chanukka soll Licht in die dunkle Jahreszeit bringen

    Der Termin für das Lichterfest variiert jedes Jahr um ein paar Tage. Es fällt aber immer auf den 25. Kislew, den neunten Monat im jüdischen, religiösen Kalender und soll Licht in die Dunkelheit bringen. Chanukka wird deshalb Lichterfest genannt, weil während des gesamten Fests ein Leuchter, Chanukkia, angezündet wird. Dabei werden nicht alle Kerzen gleichzeitig entflammt. Dem Brauch zufolge wird täglich eine Kerze angemacht - nach Sonnenuntergang.

    Pandemieerprobt ist die israelitische Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg bereits. Viele Gottesdienste fanden dieses Jahr online statt. Das ist für Alexander Mazo aber nicht dasselbe, Präsenz-Gottesdienste erweckten eine ganz andere Atmosphäre. "Das sind andere Gefühle", sagt Mazo. Er ist 65 Jahre alt und seit April 2005 Präsident der Gemeinde. Also noch länger als Angela Merkel Bundeskanzlerin ist. "Ich bin aber nicht so wichtig wie sie", sagt Mazo.

    Chanukka: Die neun Tage im Dezember sind für Mazo Pause vom Alltag

    Ein Chanukka-Fest, wie Juden es kennen, muss Mazo zufolge warten. Trotzdem: Irgendwie müsse es stattfinden. "Man kann es nicht aus dem Kalender nehmen." Die neun Tage Chanukka im Dezember bedeuten für Alexander Mazo normalerweise eine Pause vom Alltag. Die fällt dieses Jahr kleiner aus. Obwohl 2020 unerwartet hart sei. "Die Menschen konzentrieren sich darauf, die Pandemie zu bewältigen." Wichtig ist Mazo, dass sich alle sicher fühlen. Und dieses Jahr habe gezeigt, dass es keine Grenzen gibt. Zumindest nicht für ein Virus.

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