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Corona-Pandemie: Delta überrollt Portugal: Urlaubsrückkehrer müssen in Quarantäne

Corona-Pandemie

Delta überrollt Portugal: Urlaubsrückkehrer müssen in Quarantäne

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    Menschen sitzen an der Küste in Cais do Sodre in Lissabon. Dort sind bereits 70 Prozent der Neuinfektionen auf die Delta-Variante zurückzuführen.
    Menschen sitzen an der Küste in Cais do Sodre in Lissabon. Dort sind bereits 70 Prozent der Neuinfektionen auf die Delta-Variante zurückzuführen. Foto: Edson De Souza, dpa

    Es ist ein schwerer Schlag für Portugals Tourismus. Die sich dort rasend schnell ausbreitende Virusvariante Delta ist auf dem Weg, die Sommerferienpläne von Hunderttausenden Europäern zu durchkreuzen. Deutschland, traditionell das zweitwichtigste Herkunftsland ausländischer Urlauber in Portugal, erklärte das Urlaubsland am Atlantik nun sogar wegen des Delta-Vormarsches zum Virusvariantengebiet. Grund: Die neue hochansteckende Delta-Mutation ist in ganz Portugal inzwischen der vorherrschende Virustyp.

    Hunderte deutsche Touristen, die sich in Portugal aufhielten, packten in den letzten Tagen in aller Eile die Koffer. Sie wollten noch vor Beginn der 14-tägigen Zwangsquarantäne, die an diesem Dienstag für alle deutschen Portugal-Heimkehrer in Kraft tritt, nach Deutschland zurückreisen. Die neue Quarantänepflicht gilt wegen des erhöhten Ansteckungsrisikos sogar für Geimpfte und kann auch nicht durch einen negativen Coronatest verkürzt werden. Reiseveranstalter, wie der Portugal-Spezialist Olimar, boten ihren deutschen Kunden eine vorzeitige Rückkehr an.

    Portugal hatte anders als andere EU-Staaten den Reiseverkehr zu Großbritannien nicht eingeschränkt

    Noch vor einigen Tagen hatte Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel gewarnt, dass Portugal nicht entschlossen genug gegen die neue Delta-Variante vorgehe. "Wir haben jetzt eine Situation in Portugal, die hätte man vielleicht vermeiden können", sagte Merkel. Dieser Pfeil zielte auf die Weigerung Portugals, den Reiseverkehr mit Großbritannien, dem momentan schlimmsten europäischen Delta-Brennpunkt, zu beschränken. Deutschland und andere europäische Länder wie etwa Österreich, die Schweiz oder auch Frankreich haben bereits vor Wochen Quarantänepflichten für alle Einreisenden aus Großbritannien verhängt.

    Auch das Champions-League-Finale Ende Mai in der portugiesischen Stadt Porto zwischen den britischen Spitzenclubs Manchester City und FC Chelsea war vermutlich keine gute Idee – die meisten der 16.500 Fans im Stadion waren aus Großbritannien angereist. Die lockere Haltung der portugiesischen Regierung hinsichtlich Großbritanniens, dem allerwichtigsten Tourismusmarkt Portugals, ließ einen bösen Vorwurf aufkommen: Ist der Regierung das Tourismusgeschäft wichtiger als der Gesundheitsschutz?

    Im Großraum Lissabon sind 70 Prozent der Neuinfektionen Delta-Fälle

    Erst an diesem Montag reagierte Portugals Führung auf die internationale Kritik. Die Regierung in Lissabon verhängte nun ebenfalls eine Quarantänepflicht für Reisende aus Großbritannien, die aber nur für jene gilt, die noch keinen kompletten Impfschutz haben. Ob sich mit dieser späten Entscheidung die bereits übers Land rollende Delta-Welle abschwächen lässt, scheint derzeit eher zweifelhaft.

    Denn in den beiden meistbesuchten Tourismusregionen, im Großraum Lissabon und an der Algarve-Urlaubsküste, explodieren wegen Delta die Corona-Ansteckungen. In der Hauptstadtregion stieg die 7-Tage-Fallhäufigkeit auf 221 Fälle pro 100.000 Einwohnern. Dort liegt nach Behördenangaben der Delta-Anteil an den Neuinfektionen bereits bei über 70 Prozent. An der Algarve betrug die wöchentliche Inzidenz zuletzt 193 Fälle. Landesweit werden inzwischen bereits mehr als die Hälfte aller Ansteckungen auf Delta zurückgeführt.

    In Portugal breitet sich aktuell die Delta-Variante des Coronavirus schnell aus. In der Region um Lissabon liegt die Inzidenz bei 223.
    In Portugal breitet sich aktuell die Delta-Variante des Coronavirus schnell aus. In der Region um Lissabon liegt die Inzidenz bei 223. Foto: Armando Franca, dpa

    Die Coronainzidenz für ganz Portugal liegt mittlerweile bei 90, es ist die höchste Ansteckungsrate in der gesamten EU – ein Vielfaches mehr als in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz. Im Frühjahr konnten sich die Portugiesen noch über die niedrigsten Infektionszahlen Europas freuen. Nun muss die Lockerung der Coronaregeln zurückgenommen werden: Lissabon wurde, zunächst nur an den Wochenenden, wieder zum Corona-Sperrgebiet. Zudem wurden in der Hauptstadt wie an der Algarve die Öffnungszeiten der Gastronomie gestutzt. Homeoffice wurde wieder Pflicht. Und es muss mit weiteren Einschränkungen des öffentlichen Lebens gerechnet werden.

    Wird Spanien das nächste Land, in dem sich die Delta-Variante ausbreitet?

    Das nächste Ferienland, dessen Urlaubsstimmung durch Delta getrübt werden könnte, ist möglicherweise Portugals Nachbar Spanien. Dort nähert sich die landesweite Inzidenz inzwischen wieder dem Risikogrenzwert 50 – der zweithöchste Wert in der EU. Auch in Spanien ist Delta auf Mallorca und in anderen Urlaubsregionen auf dem Vormarsch. Der Delta-Anteil wird auf der Mittelmeerinsel Mallorca bereits auf 25 Prozent geschätzt.

    Spanien erlag offenbar wie Portugal der Versuchung, dem Tourismus und nicht dem Infektionsschutz Vorrang einzuräumen. Ähnlich wie Portugal verhängte Spanien für Reisende aus der Delta-Hochburg Großbritannien, dem wichtigsten spanischen Urlaubsmarkt, bisher keinerlei Beschränkungen.

    Hinzu fügt sich die Schreckensnachricht, dass auf Mallorca der Partytourismus wieder zur Virenschleuder wird: Mindestens 850 junge Spanier, die auf der Insel ihren Abschluss feierten, steckten sich in den letzten Tagen an.

    Bisher sind offenbar noch keine ausländischen Touristen von diesem gigantischen Virusausbruch auf der Insel betroffen. Aber Bilder aus der deutschen Ferienhochburg an der Playa de Palma, auf denen man Hunderte germanische Urlauber ohne Sicherheitsabstand und Maske feiern sieht, lassen Befürchtungen wachsen, dass dies nur eine Frage der Zeit sein wird. Es muss somit wohl damit gerechnet werden, dass Mallorca auch dieses Jahr keinen ruhigen Sommer haben wird.

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