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Corona: Nach hartem Lockdown: Portugal macht sich locker

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Nach hartem Lockdown: Portugal macht sich locker

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    Man hat schon fast vergessen, wie das aussieht, wenn Menschen in einem Restaurant sitzen – hier im Jahr 2018 im „Mesa de Frades“ in Lissabon, das besonders bei Fado-Fans beliebt ist.
    Man hat schon fast vergessen, wie das aussieht, wenn Menschen in einem Restaurant sitzen – hier im Jahr 2018 im „Mesa de Frades“ in Lissabon, das besonders bei Fado-Fans beliebt ist. Foto: Manuel Meyer, dpa

    Viele europäische Länder, die seit Monaten unter dem Lockdown leiden, schauen neidisch auf Portugal. Dort werden nach Wochen niedriger Infektionszahlen die Corona-Beschränkungen immer weiter gelockert. An diesem Montag durften erstmals nach drei Monaten wieder die Innenräume der Restaurants, Cafés und Bars aufmachen. Anfang April waren bereits die gastronomischen Außenterrassen geöffnet worden, was im ganzen Land mit Begeisterung aufgenommen worden war.

    Hat Portugal seine Corona-Lektion gelernt?

    Das kleine EU-Land am Atlantik, das Anfang des Jahres die höchsten Ansteckungszahlen Europas hatte, scheint seine Lektion aus dem Corona-Drama gelernt zu haben. Und diese heißt, so glaubt es der sozialistische Premier António Costa: Nur über einen konsequenten Lockdown mit spürbaren Ausgangs- und Mobilitätsbeschränkungen lässt sich die Infektionskurve auf ein kontrollierbares Niveau senken

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    Aber auch die schrittweise Rückkehr zur Normalität dürfe nicht missbraucht werden, mahnt Costa. „Der Zuwachs an Freiheit müsse mit einem Zuwachs an Verantwortungsgefühl einhergehen“, sagt der Regierungschef. Nur so könne die Nation einen Rückfall vermeiden, der unweigerlich neue Einschränkungen zur Folge hätte.

    Der Inzidenzwert in Portugal liegt seit Wochen zwischen 30 und 35

    Seit Wochen liegt die nationale Sieben-Tage-Inzidenz bei 30 bis 35. Das ist ein Vielfaches niedriger als etwa in Deutschland. Lediglich an der Algarve-Küste und auf der Insel Madeira sind die wöchentlichen Ansteckungszahlen noch über der Grenzmarke von 50. Deswegen geht dort die Lockerung der Beschränkungen langsamer vonstatten. So muss zum Beispiel die Gastronomie im Algarve-Badeort Portimão weiterhin geschlossen bleiben. Auf Madeira gilt unterdessen immer noch von 19 Uhr abends bis fünf morgens eine Ausgangssperre.

    Der Ministerpräsident von Portugal, Antonio Costa, glaubt, dass sein Land die Lektion aus dem Corona-Drama gelernt hat.
    Der Ministerpräsident von Portugal, Antonio Costa, glaubt, dass sein Land die Lektion aus dem Corona-Drama gelernt hat. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Aber in den meisten Regionen des Landes, in dem zehn Millionen Menschen leben, durften am Montag größere Geschäfte und Einkaufszentren ihre Türen wieder aufsperren. Bisher waren nur kleine Shops bis 200 Quadratmeter und Supermärkte offen. Auch in Kinos sowie Theater- und Konzertsälen läuft der Betrieb wieder an. Universitäten und Oberschulen haben wieder Präsenzunterricht, nachdem die Öffnung von Kitas und Schulen bis zur Mittelstufe Anfang April problemlos angelaufen war.

    Zudem plant das Urlaubsland den Neustart des Tourismusgeschäfts. Auf der im Atlantik liegenden Insel Madeira wird bereits geprobt, wie eine sichere Ferienreise in diesem Sommer aussehen könnte – und zwar mit der Einreise über einen „grünen Reisekorridor“. Konkret heißt dies derzeit, dass alle Touristen, die bereits gegen Covid-19 geimpft sind, ohne den ansonsten notwendigen negativen PCR-Test einreisen dürfen. Auch wer per Attest nachweist, dass er in den letzten 90 Tagen eine Infektion überstanden und entsprechende Antikörper hat, ist von der Testpflicht befreit.

    Der "Reisekorridor" ist ein Vorreiter für den Corona-Impfpass

    Der „Reisekorridor“ ist also eine Art Vorreiter für den von Brüssel vorgeschlagenen europaweiten Corona-Impfpass. In diesem digitalen Dokument, das offiziell „grüner Nachweis“ heißen wird, sollen Impfungen, Corona-Infektionen und negative Testergebnisse registriert werden. Sollte sich die EU nicht bald auf diesen internationalen Pass einigen, kann sich die portugiesische Regierung vorstellen, Madeiras Experiment zu übernehmen und die Urlauber über einen „grünen Korridor“ ins Land zu locken.

    Aber noch hält Portugal aus Sicherheitsgründen seine Grenzen für internationale Touristen geschlossen. Nur Madeira ist eine Ausnahme. Doch viele Urlauber kommen derzeit nicht auf die Atlantikinsel. Zumal etwa Deutschland, nach Großbritannien der wichtigste Markt Portugals, immer noch eine Reisewarnung für Madeira aufrechterhält – und dies schreckt deutsche Reisende ab, weil diese Warnung für Inselrückkehrer eine Quarantänepflicht nach sich ziehen kann.

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