Unser Alltag ist wegen des Coronavirus nicht mehr wiederzuerkennen. Seit Ende März gelten bundesweit Ausgangsbeschränkungen, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie zumindest einigermaßen einzudämmen. Tausende Menschen in Deutschland arbeiten im Homeoffice, das öffentliche Leben steht nahezu still. Außerdem soll sich jeder an strenge Verhaltensregeln halten. Dazu zählt etwa das regelmäßige Händewaschen.
Auf entsprechende Hygiene müssen besonders auch Kontaktlinsenträger achten. Für viele Menschen sind die Kontaktlinsen ein wichtiger Teil ihres Lebens. Für einige sind sie sogar Voraussetzung für die Ausübung ihrer täglichen Arbeit, auch im Homeoffice. Aber sind Kontaktlinsen in Zeiten der Corona-Krise vielleicht sogar gefährlich?
Brille oder Kontaktlinsen gegen Coronavirus: Experten sind uneins
Davor zumindest warnt die American Academy of Ophthalmology (AAO), eine Berufsgenossenschaft von Augenärzten aus den USA. Die Begründung: Zwar sei eine Infektion mit Coronavirus per Tröpfcheninfektion über die Augen unwahrscheinlich. Gefährlich sei es jedoch dann, wenn jemand eine kontaminierte Stelle, etwa eine Türklinke, berührt und sich anschließend ins Auge fasst. Die AAO rät Kontaktlinsenträgern deshalb dazu, wegen des Coronavirus zeitweise besser auf eine Brille umzusteigen, denn die sei zudem zumindest ein kleines Schutzschild gegen die Tröpfcheninfektion. Allerdings wichtig: Handelsübliche Brillen sind keinesfalls ein Ersatz für spezielle Schutzbrillen.
Die Meinung, dass Kontaktlinsen gefährlich sein können, teilen allerdings längst nicht alle Experten. Laut der British Contact Lens Association, einer wissenschaftlichen Organisation aus Großbritannien, gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass Kontaktlinsenträger einem höheren Risiko für eine Coronavirus-Infektion ausgesetzt sind als Brillenträger. Zudem gebe es keine Anzeichen auf einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Kontaktlinsen und der Ausbreitung von Covid-19. Deshalb gebe es auch keine Veranlassung, dass Kontaktlinsen von gesunden Personen vermieden werden sollten, heißt es vonseiten der Organisation.
Auch die Vereinigung Deutscher Contactlinsen-Spezialisten (VDCO) beschäftigt sich mit der Frage, ob Kontaktlinsen ein mögliches Risiko für die Übertragung des Coronavirus darstellt. In einer Pressemitteilung verweist die VDCO auf zwei Studien. Laut diesen Untersuchungen ist die Tränenflüssigkeit von Infizierten kein sehr wahrscheinlicher Übertragungsweg für Covid-19. Es seien jedoch weitere Studien notwendig, um das mit Sicherheit sagen zu können. Aber: "Angesichts dieser Ergebnisse scheint es ratsam, den Kunden und Patienten die Ängste zu nehmen", heißt es in der Mitteilung. Und weiter: "Auch in Zeiten der Corona-Pandemie ist sicheres Kontaktlinsentragen weiterhin möglich."
Coronavirus: Bisher sind keine Fälle von Ansteckung wegen Kontaktlinsen bekannt
Dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind jedenfalls keine Fälle bekannt, dass sich Menschen über Kontaktlinsen oder Brillen mit dem Coronavirus infiziert haben. Denkbar seien aber Übertragungen über Oberflächen per Schmier-Infektion, heißt es auf der Internetseite des Instituts. Das BfR betont deshalb, wie wichtig es besonders jetzt ist, die Hygieneregeln einzuhalten.
Und die lauten wie folgt: Die Brille sollte mit Spülmittel unter fließendem Wasser gereinigt werden. Je öfter desto besser. Kontaktlinsen solten nur mit sauberen Händen, die mindestens 30 Sekunden mit Seife gewaschen wurden, ein- und ausgesetzt werden. Pflegemittel sollten nur nach Vorschrift benutzt und die Tauschintervalle der Kontaktlinsen genau eingehalten werden. Auch Brillenetui und Kontaktlinsenbehälter müssen regelmäßig gewaschen werden und sauber sein. Sonst werden sie schnell zu Keimschleudern.
Das BfR sieht derzeit übrigens keine Notwendigkeit für gesunde Menschen, Desinfektionsmittel im Alltag anzuwenden. Es reicht aus, die allgemeinen Hygieneregeln einzuhalten: Abstand halten, Hände waschen, Gesicht nicht berühren.
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