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Corona-Erkrankung: Wettlauf gegen die Zeit: Urin-Test soll Covid-19-Therapie verbessern

Corona-Erkrankung

Wettlauf gegen die Zeit: Urin-Test soll Covid-19-Therapie verbessern

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    Mikroskopisch klein und doch hochgefährlich: das Coronavirus. 
    Mikroskopisch klein und doch hochgefährlich: das Coronavirus.  Foto: Adobe Stock

    Es klingt nach einem Wundertest, der die Behandlung von Covid-19-Infizierten deutlich verbessern könnte: Man gibt einfach eine Urinprobe ab – und eine komplexe Analyse der Peptide, das sind sozusagen kleine Eiweißketten, kann mit 90-prozentiger Sicherheit voraussagen, ob der Betreffende einen leichten oder einen der verheerenden schweren Verläufe mit oftmals tödlicher Konsequenz erleben wird. Der neue Test mit dem etwas sperrigen Namen „DiaPat-CoV-50“ des Hannoveraner Biotech-Unternehmens Mosaiques hat nun eine Sonderzulassung durch das in Bonn sitzende Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erhalten.

    Für den Nephrologen Prof. Joachim Beige vom Klinikum St. Georg in Leipzig, der als unabhängiger Studienleiter der vom Bundesgesundheitsministerium geförderten Studie fungiert, könnte der Test die Covid-Therapie deutlich verbessern. Denn ein großes Problem bei einer Corona-Erkrankung ist bekanntlich, dass sich der Zustand eines Infizierten nach einem zunächst unspektakulären Verlauf plötzlich – scheinbar überraschend – massiv verschlechtert.

    Dann kann der Faktor Zeit und rasches Handeln auf einmal eine sehr große Rolle spielen. Wenn man das aber vorher weiß, kann der Patient gleich sicherheitshalber in einem entsprechenden intensivmedizinischen Rahmen versorgt und antiviral behandelt werden.

    Der Covid-Urin-Test wurde von einem niedersächsischen Unternehmen entwickelt

    „Durch diesen Test kann man als behandelnder Arzt sozusagen vor erheblichen Überraschungen geschützt werden – zum Beispiel, wenn man einen schweren Verlauf bei einem jüngeren Covid-Patienten quasi schon weiß“, sagte Beige im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Prinzip des Tests ist folgendermaßen: Covid-19 kann unter anderem die Lungen, das Herz, die Nieren oder die Gefäße schädigen. Dadurch werden in einem bestimmten Muster Peptide freigesetzt. Diese sind kleiner als langkettige Eiweiße – und können deshalb die Nierenschranke passieren. Sie werden schlussendlich über den Harn ausgeschieden. Dieser Prozess ist mit dem Test aber schon messbar, lange bevor die Organe derart geschädigt sind, dass ihre Funktionsfähigkeit massiv gefährdet ist. „Fast jeder Covid-Patient hat einen begleitenden, hoffentlich vorübergehenden Nierenschaden – häufig bleibt dieser aber zunächst unbemerkt“, sagt der 56-jährige Nephrologe.

    Professor Joachim Beige vom Klinikum St. Georg in Leipzig.
    Professor Joachim Beige vom Klinikum St. Georg in Leipzig. Foto: J. Beige

    Das niedersächsische Unternehmen forscht schon rund 20 Jahre in diesem Bereich. Um etwa Herz- und Nierenerkrankungen oder Krebs – eben durch früh erkannten Zerfall von Eiweißketten – viel schneller diagnostizieren zu können. Die nun vom Bundesinstitut genehmigte Covid-Diagnostik mit diesem Test ist sozusagen eher ein Kollateraleffekt dieser langjährigen Forschung. Langfristig, so glaubt auch Beige, wird diese Art der Analyse, sie heißt auch Urin-Proteom-Analyse, zahlreiche Krankheiten früh erkennen.

    Noch werden die Kosten für einen Covid-Urintest nicht übernommen

    Der Test kostet 850 Euro, er wird bisher nicht von den gesetzlichen Kassen bezahlt und kann momentan nur über sieben spezielle Zentren in Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart und München bezogen werden. „850 Euro ist natürlich viel Geld. Aber ein Gentest zur Früherkennung von Krebs ist deutlich teurer.“

    Momentan ist Mosaiques laut Beige das einzige Unternehmen auf der Welt, das einen solchen Test anbietet. Die Analyse sei äußerst komplex. Ob die Kosten des Covid- Urintests – nach einem positiven PCR-Test – demnächst aber etwa vom Bundesgesundheitsministerium übernommen werden, müsse dort erst noch geklärt werden.

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