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Comiczeichner: Kleiner Gallier, großer Zeichner: Asterix-Erfinder Uderzo ist tot

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Kleiner Gallier, großer Zeichner: Asterix-Erfinder Uderzo ist tot

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    Asterix-Zeichner Uderzo ist im Alter von 92 Jahren gestorben.
    Asterix-Zeichner Uderzo ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Foto: dpa

    Dass Gallien insgesamt dreigeteilt ist, wissen wir seit dem Geschichtsunterricht an der Schule. Seitdem kennen wir auch die Aquitanier. Schändlicherweise hat Cäsar in „De Bello Gallico“ jenes kleine Dorf vergessen, das sich mit Fortune so erfolgreich der römischen Eindringlinge erwehrt hat und dies noch heute tut – zumindest in einem der berühmtesten Comics aller Zeiten. Der Franzose Albert Uderzo, der in einem detailverliebten Zeichenstil zusammen mit dem brillanten Texter René Goscinny die millionenfach verkauften Abenteuer des Duos Asterix und Obelix geschaffen hat, ist nun im Alter von 92 Jahren in Neuilly, einem Vorort von Paris, gestorben.

    Er sei einem Herzinfarkt erlegen, sagte sein Schwiegersohn Bernard de Choisy. Schon länger hätte der betagte Uderzo über Müdigkeit geklagt. Seine Zeichenfiguren, deren erstes Album vor mehr als einem halben Jahrhundert entstand, haben sich zu einem Phänomen entwickelt: Mehr als zehn Zeichentrick- und Realverfilmungen sind entstanden. 1989 hat ein Freizeitpark bei Paris eröffnet, der seinen Namen trägt, und hunderte von Werbeprodukten wurden entworfen.

    Albert Uderzo und René Goscinny erfanden Asterix und Obelix angeblich in einer Viertelstunde

    Uderzo wurde am 25. April 1927 als Sohn italienischer Einwanderer in der Nähe von Reims geboren. Bereits Ende der 40er Jahre zählte er zu den erfolgreichsten Zeichnern – trotz seiner Farbenblindheit. Das Jahr 1951 war dann entscheidend: Er lernte den hochbegabten  Geschichtenerzähler Goscinny kennen. Gemeinsam produzierten sie mehrere Comic-Serien, darunter die mit dem Indianer Umpah-Pah und Häuptling Kranke Leber, die vor dem englisch-französischen Hintergrund des 18. Jahrhunderts spielten. Und zum Ärger der Historiker wirkten wider den geschichtlichen Fakten die Preußen mit. Doch Asterix war stilistisch bereits bei Umpah-Pah zu erkennen.

    Der kleine, listige Gallier und sein dicker, tapsiger Freund Obelix wurden aber die größten Stars in dem von Uderzo und Goscinny geschaffenen Comic-Kosmos. Da es meist darum geht, römische Legionäre ordentlich zu verprügeln, stärkt sich Asterix mit einem Zaubertrank, den Obelix nicht braucht, weil er als Kind in selbigen gefallen war. Generationen wurden Fans der „x“ler. Zu denen gehörten das Hündchen Idefix, Häuptling Majestix, der Zaubertrankbrauer Miraculix, der nervende Barde Troubadix – und das berühmte Dorf. Die Legende sagt, dass Uderzo und Goscinny in einem Bistro (wo sonst?) in einer Viertelstunde das Heldenduo zu Papier gebracht haben. 1961 erschien der erste Band. Goscinnys Texte veredelten den feinen Strich Uderzos. Er bescherte begeisterten Pennälern ein witziges und auf lateinische Redensarten fixiertes Geschichts- und Sprachbild.

    Die Asterix-Leser blieben Uderzo auch ohne Goscinny treu

    Vergnüglich sind die Geschichten um den intelligent-raffinierten Asterix und den weiß-blau gewandeten Obelix, für den offenbar das Paradies aus einem riesigen Spieß gebratener Wildschweine besteht. Als Autor Goscinny 1977 starb, schien das Projekt Asterix am Ende. Doch Uderzo, seit 1953 mit seiner Ehefrau Ada verheiratet, raffte sich auf, schrieb die Texte selbst. Ein so gewinnbringendes Unternehmen verpflichtet ja.

    Auch wenn die Kritiker über ihn herfielen und über eine sich oft recht mühsam dahinschleppende Handlung mäkelten. Der Zeichner und Texter Uderzo war auch unglücklich, als Asterix-Forscher die Auseinandersetzung mit Rom als Allegorie auf den Kampf der Resistance gegen die Nationalsozialisten interpretierten. Nach Uderzos Aussage wollte er vor allem die Kinder zum Lachen bringen.

    Doch die Kritiker taten Uderzo nicht Unrecht, weil seine Geschichten bei weitem nicht so ironisch waren wie die von Goscinny. Doch die Leser blieben ihm treu, vor allem die in Deutschland. Auch wenn es schon eine Weile her ist: Bei den Germanen kam der Jubiläumsband „Asterix und Obelix feiern Geburtstag“ im Jahr 2009 mit einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren auf den Markt, die Franzosen kauften damals nur 1,1 Millionen Alben.

    Wer in „Asterix in Italien“ von seinen Nachfolgern Didier Conrad (Szenario) und Jean-Yves Ferri blättert, wünscht sich, die beiden hätten dem Ferrari-Fan Uderzo als Dank ein Wagenrennen im Comic-Himmel spendiert.

    Lesen Sie dazu auch die Kritik zum neuesten Band: Das erwartet Sie im neuen Asterix "Die Tochter des Vercingetorix"

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