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"Chinesische Morchel": Mu-Err-Pilz: Judasohr ist Pilz des Jahres 2017

"Chinesische Morchel"

Mu-Err-Pilz: Judasohr ist Pilz des Jahres 2017

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    Das Judasohr (auch Mu-Err Pilze) ist Pilz des Jahres 2017.
    Das Judasohr (auch Mu-Err Pilze) ist Pilz des Jahres 2017. Foto: Oliver Berg, dpa

    Das Judasohr ist der Pilz des Jahres 2017. Der Speisepilz mit dem ungewöhnlichen Namen (auch Mu-Err oder "Chinesische Morchel") wird oft gegessen - doch in der Natur meist übersehen. Nun macht die Deutsche Gesellschaft für Mykologie stärker auf ihn aufmerksam und hat ihn zum

    Pilz des Jahres 2017: Judasohr richtig bestimmen

    Das Judasohr sei als Pilz leicht erkennbar, weit verbreitet - und dennoch wenig bekannt, hieß es zur Bekanntgabe am Dienstag in Bernried am Starnberger See. 

    Pilzsucher sammeln in der herbstlichen Saison meist Steinpilze, Pfifferlinge und Maronenröhrlinge. Das Judasohr (Auricularia auricula-judae) landet kaum im Sammelkorb: Wenige kennen den Pilz mit der Form einer Ohrmuschel in der Natur. Dabei sei er auch für Laien leicht zu identifizieren und komme als Mu-Err oder "Chinesische Morchel" in China und hiesigen Asia-Restaurants oft auf den Teller, erläuterten die Mykologen (Pilzkundler).

    Judasohr auch Mu-Err oder "Chinesische Morchel" genannt

    Der deutsche Volksname Judasohr der "chinesischen Morchel" beruht laut Mitteilung auf einer Sage. Demnach soll sich der Jünger Judas Iskariot, der Jesus mit einem Kuss verriet, aus Gram an einem Holunderbaum erhängt haben. Der Pilz wächst besonders häufig an älteren Stämmen und Ästen des Schwarzen Holunders; er ernährt sich von dem Holz, das er allmählich abbaut. Warum das Judasohr den Holunder etwa vor Ahorn und Buche bevorzugt, hat die Wissenschaft noch nicht geklärt.

    Pilz-Experte Manfred Enderle gibt Tipps für Sammler

    Die übliche Pilzsaison dauert laut Experte Manfred Enderle von Mitte September bis Ende Oktober. Pilze mögen Feuchtigkeit und Wärme. Nach ein paar Tagen Regen und milden Temperaturen stehen die Chancen auf einen vollen Korb deshalb besser als während langer Trockenperioden.

    Wer „in die Pilze geht“, sollte einige wichtige Sammelregeln berücksichtigen. Enderle gibt folgende Tipps:

    Pilze sollten in einem Gefäß, das luftdurchlässig ist, gesammelt werden, etwa in einem Korb – nicht in Plastiktüten. Nur so viele Pilze sammeln, wie man selbst an einem Tag essen kann.

    Als Anfänger am besten alle Pilzarten mit weißlichen bis cremefarbigen Blättern meiden. Besser sind Röhrlinge, da es darunter keine tödlich giftigen Arten gibt (Vorsicht bei Arten mit rötlicher Röhrenschicht).

    Unbekannte Pilze vorsichtig aus dem Boden herausdrehen, damit die Stielbasis zur Bestimmung zur Verfügung steht. Bekannte Pilzarten können auch an der Basis abgeschnitten werden.

    Vor dem Verzehr die gesammelten Pilze gründlich waschen, braten oder kochen. Nur Pilzarten essen, die man ganz sicher kennt.

    Enderle empfiehlt, sich einem geprüften Pilzberater oder einem Pilzverein anzuschließen. Wer an Führungen teilnimmt, kann außerdem immer wieder neue Arten kennenlernen. (mash)

    In Deutschland werde das Judasohr, das pflegeleicht und gut auf Holz zu züchten ist, in Pilzzuchten angebaut - als Vitalpilz. Er soll das Immunsystem stimulieren und wird deshalb auch als Nahrungsergänzungsmittel verkauft. "Es ist ein Thema das durchaus aktuell ist", sagte Wolfgang Prüfert, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Mykologie.

    Judasohr am besten im Winter sammeln

    Da der knorpelige, rötlich-braune, violett-graue oder oliv-braune Pilz an den Stämmen und Ästen der Laubbäume nicht regelmäßig Wasser bekomme, habe er eine ungewöhnliche Strategie entwickelt, berichtete die Gesellschaft. Bei Trockenheit schrumpfe das Judasohr zusammen. Wenn es regne, quelle er wieder vollständig auf.

    Das Judasohr könne das ganze Jahr über gefunden werden, "grundsätzlich, wenn es feucht ist", sagte Prüfert. Typischerweise aber finde man ihn in den Wintermonaten, wenn es nasskalt sei, aber nicht friere.

    Für die Hobbysammler kommt also bald die richtige Jahreszeit. Das Judasohr sei ein idealer Einsteigerpilz, erläuterte die Fachgesellschaft dazu. "Giftige Doppelgänger sind nicht bekannt." dpa

    Giftige Pilze: Das sollten Sie im Notfall tun

    Giftige Pilze können Leber und Nieren schädigen, im schlimmsten Fall kann eine Vergiftung sogar zum Tode führen.

    Wer nach einer Pilzmahlzeit unter Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall oder Erbrechen leidet, sollte sofort den Notarzt oder den Giftnotruf anrufen.

    Es sollte viel Wasser getrunken werden, Milch ist dagegen nicht ratsam.

    Wenn noch Reste der Pilze vorhanden sind, sollten sie zum Arzt oder ins Krankenhaus mitgenommen werden.

    So können Experten feststellen, um welche Art es sich handelt, und der Patient kann entsprechend behandelt werden.

    Manchmal treten die Symptome ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit auf, es kann aber auch deutlich länger dauern.

    «Manchmal sind es 24 Stunden. Das bringen die Leute gar nicht mehr mit Pilzen in Verbindung», berichtet Dagmar Eckart von der Mainzer Giftnotrufzentrale. (dpa)

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