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China: Unwetter töten 190 Menschen: 200 werden noch vermisst

China

Unwetter töten 190 Menschen: 200 werden noch vermisst

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    Unwetter töten 190 Menschen: 200 werden noch vermisst
    Unwetter töten 190 Menschen: 200 werden noch vermisst

    Etwa 200 Menschen gelten als vermisst. Bis Mittwoch stieg die Zahl der Todesopfer auf rund 190. Mehr als 80 000 Häuser wurden zerstört, wie chinesische Staatsmedien berichten. Die direkten wirtschaftlichen Schäden bezifferte die Nachrichtenagentur Xinhua auf zehn Milliarden Yuan, mehr als 1,2 Milliarden Euro.

    "Eine Flutwelle ergoss sich von den Deichen und riss meine Mutter weg", berichtet Guo Shuying aus der Gemeinde Nanzamu in der Hochwasserregion in Nordostchina."Die Nachbarn hörten ihre verzweifelten Hilferufe, aber die Wassermassen waren so gewaltig, dass sich niemand traute, hinzuschwimmen und sie zu retten", schildert die Tochter der Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag. Zuvor hatte die 54-Jährige ihre Mutter noch in deren Haus besucht. Am Abend kam die Flut. Die Leiche der 73-Jährigen wurde erst am nächsten Tag hundert Meter von ihrem zerstörten Haus entfernt gefunden. "Eine Hand drückte noch die Nase zu, aber der Mund war weit aufgerissen. Sie ist vermutlich am Wasser erstickt", sagt Guo Shuying. Seit Ende vergangener Woche wüten Unwetter im Nordosten und Süden Chinas. In der benachbarten Gemeinde Nankouqian fiel an einem Tag so viel Regen wie sonst in einem halben Jahr.

    So viel Regen wie sonst in halbem Jahr

    Sun Xiaoxia war durch einen Zufall nicht zu Hause, weil sie Verwandte besucht hatte. Als sie nach Nankouqian zurückkam, standen nur noch drei Wände ihres Hauses. Ihr Mann wird vermisst. Auch ihre Kinder sind verschwunden. Sieben Mitglieder der Großfamilie sind vermutlich unter Trümmern und Schlamm verschüttet oder von Fluten weggerissen worden. Dutzende Soldaten suchten bislang vergeblich nach den Opfern. Nachbarn kümmern sich um die verzweifelte Mutter.

    Jeden Sommer wird China von schweren Überschwemmungen heimgesucht. In diesem Jahr ist es besonders schlimm. Das ganze Ausmaß wird erst langsam deutlich. Der Nordosten Chinas ist ähnlich wie der Ferne Osten Russlands schwer betroffen. Auch in Südchina ist die Lage dramatisch, nachdem der starke Taifun "Utor" schwere Überschwemmungen und Erdrutsche ausgelöst hatte. Er war der bislang schlimmste

    Überschwemmungen Folge des Klimawandels

    Das extreme Wetter ist nach Einschätzung chinesischer Experten eine Folge des Klimawandels. "Der Jahr um Jahr steigende Ausstoß von Kohlendioxid beeinflusst das Wetter - unter anderem hier in China und bei unseren Nachbarn", sagt Mu Jianxin vom chinesischen Institut für Wasserressourcen der "Global Times". Der Zustand sei nicht mehr normal. So habe es im Süden erst Dürre und jetzt Überschwemmungen gegeben.

    In Puning und Shantou im Osten der Südprovinz Guangdong brachen die Deiche. Tief liegende Gebiete wurden überschwemmt. "Ich sah während des Sturmes viele Häuser einstürzen. Einige Fußgänger wurden einfach weggeschwemmt", schildert ein Dorfbewohner aus Simapu der Tageszeitung "China Daily".

    Rund 1,3 Millionen Menschen evakuiert

    Rund 1,3 Millionen Menschen wurden landesweit bei Evakuierungen vor den Fluten in Sicherheit gebracht. Meteorologen warnen vor weiteren schweren Regenfällen in den nächsten Tagen.

    Im Volk regt sich Verärgerung darüber, wie die Behörden auf die Katastrophe reagieren. "Die Öffentlichkeit empfindet die Reaktion bislang als nicht zufriedenstellend", stellte die "Global Times" fest. Die konkreten Vorwürfe waren unklar, doch hob das Blatt hervor, dass die Behörden die Bevölkerung schlecht informierten. Nicht einmal Staatsmedien erhielten Antworten auf ihre Anfragen. "Negative Stimmung kann sich während einer Katastrophe schnell ausbreiten", warnt das Blatt vor Unruhe im Volk. "Eine kleine Sache kann sich leicht zu einer komplizierten Herausforderung entwickeln." dpa/afp/AZ

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