Es ist das achte Jahr in Folge. Das meistverkaufte Musikalbum stammt auch 2019 in Deutschland wieder von einem deutschen Interpreten. Und das, obwohl diesmal nicht die Hitparadenkönigin selbst mit Neuem mitmischt: Helene Fischer, die allein fünf der letzten sieben Jahre triumphierte, ergänzt durch die Toten Hosen 2012 und Udo Lindenberg 2016.
Auf Platz eins der Alben steht erstmals eine Band, die ja auch mit einem Song namens „Deutschland“ Furore machte, in dem es nun auch hitparadengemäß hieß: „Deutschland, Deutschland, über allen.“ Klar, das können nur Rammstein gewesen sein, 2019 mit ihrer selbstbetitelten Platte und ersten Stadiontournee überhaupt.
Aber das ist längst nicht alles. Es zieht sich weit und tief in die Charts und über die Sparten hinweg. Den Düsterdeutschrockern folgen nämlich auf den Plätzen nach: Sarah Connor („Herz Kraft Werk“) und Udo Lindenberg („MTV unplugged 2“), Herbert Grönemeyer („Tumult“), Andrea Berg („Mosaik“) und Kontra K („Sie wollten Wasser, doch kriegen Benzin“). Also vom Pop über den Schlager bis zum Rap.
Erst dann folgt mal wieder Ed Sheeran („No. 6 Collaborations Project“), allein inmitten einer deutschen oder zumindest samt Freiwild deutschsprachigen Phalanx wie bereits vergangenes Jahr. Da stand er noch mit „÷ (Divide)“ auf Platz fünf – und bis Platz 23 waren die Einzigen, die sonst noch Englisch sangen: The Kelly Family, Angelo Kelly & Family und Michael Patrick Kelly.
Die offiziellen deutschen Charts: Rappen ist hitverdächtig
So führen es die Bestenlisten der Gesellschaft für Konsumforschung auf, die die offiziellen deutschen Charts ermittelt und nach eigenen Angaben 90 Prozent aller Musikverkäufe abdecken, bei allen möglichen Verkäufern – darunter „stationärer Handel, E-Commerce-Anbieter, Download-Portale und Musik-Streaming-Plattformen“.
Wer im Vergleich zurückschauen will: Ganz zu schweigen von den Achtzigern oder Neunzigern war es noch in den früheren Jahren des 21. Jahrhunderts normal, dass Adele und Amy Winehouse, Nelly Furtado und Anastacia die Jahresspitze einnahmen und auf den Top-Ten-Plätzen mindestens zur Hälfte globale Superstars folgten, die auch auf die nationalen Verkäufe durchschlugen. Ähnliches ist heute nur noch im Bereich der Singles zu verzeichnen. Da werden die deutschen Künstler auf den vorderen Plätzen eher rar.
Der US-Rapper Lil Nas X steht mit seinem globalen Sommerhit „Old Town Road“ an der Spitze. Im vergangenen Jahr stand hier ein internationaler Dance-Hit aus Italien von Dynoro & Gigi D’Agostino mit „In My Mind“. Ebenfalls aus den USA und unter den erfolgreichsten Singles 2019 sind Ava Max („Sweet But Psycho“, fünf) und Billie Eilish („Bad Guy“, sechs), dazu die australische Singer-Songwriterin Tones And I („Dance Monkey“, zwei), das kubanisch-kanadische Pop-Traumpärchen Camila Cabello und Shwan Mendes mit „Señorita“ …
Das waren die Newcomer 2019
Was die deutschen Künstler betrifft, wird langsam eine Tendenz zur Regel: Wer einen deutschen Top-Ten-Hit in den Jahrescharts landen will, muss rappen. Da finden sich 2019 nämlich Rap-Newcomer Apache 207 („Roller“), Berlin-Rapperin Juju („Vermissen“, feat. Henning May) und Rap-Überflieger Capital Bra („Tilidin“, mit Samra).
Den Erfolgsweg weist vor allem letzterer, der bürgerlich Vladislav Balovatsky heißt und wie Helene Fischer in Sibirien geboren wurde. „Capi“, wie ihn seine Fans, die „Bratans“ und „Bratinas“, nennen, hat nämlich stolze 14 Songs in den Top 100 des Jahres platziert. So viele wie niemand anders. Zudem bringt es der 25-Jährige insgesamt auf so viele Streams wie niemand anders und auf so viele einzelne Nummer-1-Hits wie niemand anders – und zwar aller Zeiten, mit inzwischen insgesamt 17 in den letzten beiden Jahren, zehn davon 2019.
Wie? Durchs Streaming, durch die Kids also. Kein Wunder, dass sein Album „CB6“ auch das meistgestreamte in Deutschland war. Wenn der technische Trend weiter geht, könnte er einer der nächsten deutschen Jahressieger sein. Außer Helene Fischer liefert wieder. Wären auch noch die Video-Streams wie bei Youtube einbezogen, stünde Capi heute bereits noch weiter oben.
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