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Porträt: "Busengate": Wie Palina Rojinski zur Feministin wurde

Porträt

"Busengate": Wie Palina Rojinski zur Feministin wurde

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    Palina Rojinski lebt in Berlin.
    Palina Rojinski lebt in Berlin. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Watergate hat US-Präsident Richard Nixon das Genick gebrochen. Dieselgate enttarnte die Autobranche als einen Haufen Verbrecher. Palina Rojinski steht für Busengate. Und Busengate entlarvt die widerwärtigsten Instinkte der Social-Media-Nutzer.

    Denn die gebürtige Russin, 33 Jahre alt und dem Zuschauer des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als aufgedrehte Außenreporterin der ARD beim Confed Cup 2017 und bei der Fußball-WM 2018 bekannt, ist eine Instagram-Persönlichkeit. Eine, die geifernde Kommentare von männlichen Followern lesen muss, sobald sie ein Bild von sich postet, in dem sie etwas anderes als einen Kartoffelsack trägt. Was sie alles gern mit ihren Brüsten anstellen würden, haben die Kommentatoren besonders lebhaft unter einem Bild beschrieben, das nur ein tiefes Dekolleté in einem engen roten Kleid zeigt. Und das in Wirklichkeit ein perfekt in Szene gesetzter Männerhintern war.

    Palina Rojinski inszeniert sich gern mit Goldschmuck und Lederleggins

    Während sich die Kommentatoren – und auch die Redakteure einiger klicksüchtiger Boulevardmedien, die das Foto gerne verlinkten – vermutlich auch Tage nach Busengate noch über sich selbst ekeln, feiern Millionen Internetnutzer die Wahlberlinerin, schlagen sie für den Grimmepreis vor und haben endlich eine Feministin, der sie gerne folgen, ohne Angst, gleich selbst peinlich und verbiestert zu wirken.

    Wenn Rojinski irgendwo auftaucht – angeblich hat sie eine Einladung für Jérôme Boatengs Party diesen Samstag in der Edeldisco P1 –, sieht sie eher aus wie eine, die Feministinnen mit hochgezogener Augenbraue mustern: hautenge Lederleggins, Glitzer-Corsagen, schwerer Goldschmuck, der gern auch gesponsort sein darf. Noch dazu, das hat sie mal erzählt, werden in ihrer Lieblings-TV-Show Frauen wegen ihres verlotterten Äußeren vor Gericht gestellt. Die Show im russischen Fernsehen schaut sie über Satellit bei ihren Eltern in Berlin, mit denen sie auch heute noch so oft wie möglich Russisch spricht.

    Früher wollte Palina Rojinski Kranführerin werden

    Über Feminismus spricht Palina Rojinski eigentlich gar nicht groß, weder auf Russisch noch auf Deutsch. Sie sagt höchstens mal – wie in einem Interview mit unserer Zeitung –, dass viele Russinnen ihre Männer „ein bisschen als König behandeln“ und dass sie das nicht versteht. Dass sie Typen schon mal den Drink über den Kopf kippt, wenn sie sie antatschen wollen. Dass sie früher Kranführerin werden wollte, obwohl es „total krass ist, solch ein Riesending zu lenken!“.

    Sie hat sich dann umentschieden. Wurde früh trinkfest („Faustregel: Niemals die Prozente senken!“), studierte kurz Literatur und Geschichte, war „Housebunny“ der Moderatoren Joko und Klaas in deren früherer „MTV News“-Show. Heute ist sie selbst Moderatorin (aktuell die Neuauflage der Rap-Show „Yo! MTV Raps“), bringt Lippenstifte auf den Markt und betreibt seit Mitte März ihren eigenen Podcast „Podkinski“. Kurz: Palina Rojinski ist so, wie sich die Generation Internetfernsehen eine Feministin wünscht.

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