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Bundesverdienstkreuz: Raumfahrer Gerst bei Ehrung "nervöser als beim Start der Rakete"

Bundesverdienstkreuz

Raumfahrer Gerst bei Ehrung "nervöser als beim Start der Rakete"

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    Alexander Gerst hat von Bundespräsident Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Seine Auszeichnung erhielt der Raumfahrer am Dienstag auf Schloss Bellevue.
    Alexander Gerst hat von Bundespräsident Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Seine Auszeichnung erhielt der Raumfahrer am Dienstag auf Schloss Bellevue. Foto: Rainer Jensen (dpa)

    Rund zwei Monate nach seiner Rückkehr aus dem All hat Alexander Gerst von Bundespräsident Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse erhalten. Der 38-jährige Raumfahrer bekam den Orden am Dienstag im Berliner Schloss Bellevue - "in Anerkennung der um Volk und Staat erworbenen Verdienste". Der deutsche Geophysiker hatte von Mai bis November 2014 auf der Internationalen Raumstation ISS gearbeitet. Seine Fotos und die bunten Berichte, die er aus dem Weltraum über die sozialen Netzwerke verbreitete, verschafften ihm und seiner Mission große Popularität.

    Gauck: "Internationale Zusammenarbeit auf der ISS Vorbild für Frieden auf der Erde"

    In einer kurzen Ansprache würdigte Gauck die Zusammenarbeit zwischen Europäern, Amerikanern und Russen in der Raumfahrt. "Dies sollte nicht wissenschaftliche Ausnahme, sondern Vorbild und Anstoß für Frieden, Ausgleich und Zusammenarbeit hier unten auf der Erde sein." Er hob auch die Bedeutung der Erforschung des Weltalls hervor - trotz der hohen Kosten. "Nicht zuletzt wird die Raumfahrt immer wichtiger für die Beantwortung globaler Zukunftsfragen der Menschheit - etwa Klimawandel und Erwärmung", sagte Gauck.

    "Wahlfreiheit und Inspiration" nannte Gerst in seiner Dankesrede die wichtigsten Wurzeln seines Erfolgs. "Ich bin froh und glücklich, dass ich in einem Land aufwachse, wo wir die freie Wahl haben, freie Berufswahl, wo wir etwas studieren können, auch wenn unsere Eltern vielleicht nicht reich sind." Nun fühle er die Verantwortung, "ein bisschen was zurückzugeben" und selbst junge Menschen zu inspirieren.

    Gerst: Für Ausstieg in den freien Kosmos besser trainiert als für Ehrung

    Gerst dankte den vielen Mitarbeitern, unter anderem bei der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, aber auch seinen Eltern und Großeltern. Sie hätten nie versucht, ihm die Neugier auszutreiben. Neben seinen Eltern und seiner Lebensgefährtin war auch Gersts Großmutter bei der Zeremonie im Schloss Bellevue dabei.

    Rekorde im Weltraum

    108 Minuten dauerte der erste Ausflug ins All von Juri Gagarin am 12. April 1961.

    Nur wenige Wochen später flog mit Alan Shepard der erste Amerikaner in den Weltraum. Er umkreiste aber nicht die Erde wie Gagarin.

    Valentina Tereschkowa war 1963 die erste Frau im All.

    Der Amerikaner Neil Armstrong setzte als Erster 1969 seinen Fuß auf den Mond.

    Erster Deutscher im Weltall war 1978 der DDR-Bürger Sigmund Jähn.

    US-Unternehmer Dennis Tito reiste 2001 als erster Weltraumtourist zur Internationalen Raumstation ISS – für rund 20 Millionen Dollar.

    Das erste Lebewesen, das die Erde gen Weltraum verließ, war im November 1957 die russische Hündin Laika.

    Über zwei Jahre verbrachte Sergej Krikaljow im All. Sechsmal flog der Russe in den Weltraum, insgesamt 803 Tage lebte er dort.

    Der längste einzelne Aufenthalt im Universum dauerte 437 Tage. Von Januar 1994 bis März 1995 war der Kosmonaut Waleri Poljakow durchgehend an Bord der Raumstation „Mir“.

    Bei der Ordensverleihung sei er "nervöser als beim Start der Rakete" Ende Mai 2014 ins Weltall gewesen, sagte Gerst der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist mir eben nicht immer recht, so im Rampenlicht zu stehen." Sich auf die Zeremonie bei Gauck vorzubereiten, sei ihm ungewöhnlich schwer gefallen. "Jedenfalls war ich für meinen Ausstieg in den freien Kosmos besser trainiert als auf diese Ehrung."

    Er habe den Orden stellvertretend für das ganze Team angenommen, das an der Mission beteiligt war, sagte Gerst. Ob er die Auszeichnung in ein Bankschließfach lege oder daheim an die Wand hänge, wisse er noch nicht. "Aber ich finde sicher einen guten Platz dafür", meinte er.

    Auf die Mission im All folgt ein Urlaub in Patagonien

    Nach der Mission auf der ISS und den medizinischen Untersuchungen freue er sich auf seinen Urlaub im März in Patagonien. "Der Ort sah von der ISS wunderschön aus, das hat bei der Wahl schon eine Rolle gespielt", erzählte Gerst. Er war der elfte Deutsche im All und der dritte auf dem Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometer Höhe.

    Für seine etwa halbjährige Forschungsmission war Gerst bereits zum Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Künzelsau (Baden-Württemberg) ernannt worden. Einen weiteren Einsatz im Weltall schließt er nicht aus. dpa/AZ

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