Wer sich besseres Wetter wünscht, einen Fahndungsaufruf für einen Strandkorb starten oder die Ziehung der Lottozahlen beeinflussen möchte - der schreibt selbstverständlich ans Fernsehen. Diese und andere kuriose Zuschriften hat "Tagesschau"-Chefsprecher Jan Hofer (60) jetzt in einem Buch gesammelt und kommentiert. "Liebe Lottofee, anbei meine Zahlen für kommende Woche" heißt das 176 Seiten starke Werk. Die darin präsentierten Reaktionen auf das Programm der ARD reichen von skurril und komisch bis hin zu tragisch und absurd.
Das Beste aus 15.000 Anfragen
Die Zuschauer beschweren sich über Fernseh-Köche, die sich nicht die Hände waschen, fragen, wo man Requisiten aus Sendungen kaufen kann oder bitten um Autogramme. Alleine die ARD bearbeitet jeden Monat zwischen zehn- und fünfzehntausend Anfragen. In den meisten Briefen und Mails wird gemeckert oder nachgefragt, Begeisterung und Lob sind selten.
Auch mit ihren Problemen wenden sich viele Menschen Hilfe suchend ans Fernsehen. Ein Zuschauer ist am Boden zerstört, nachdem eine Sendung abgesetzt wurde: "Vielleicht können Sie mir ja helfen, meinem Leben wieder einen Sinn zu geben", schreibt er. Ein anderer bittet um einen Ratschlag, nachdem er von seiner überraschenden Vaterschaft erfahren hat.
Genervte Beschwerden und eindeutige Angebote
Der "Tagesschau"-Sprecher vergleicht in seinem Buch das Verhältnis zwischen Fernsehen und Zuschauer mit einer Liebesbeziehung - lang andauernd, von Kritik und Krisen durchzogen und mit immer wieder neuen Überraschungen und Abgründen. Mit Kritik am Partner - dem Fernsehprogramm - sparen die Zuschauer nicht. "Warum sind die Frauenfiguren in allen Ihren Filmen so unbegründet unverschämt arrogant?" oder "Wenn das so weitergeht, melde ich die teuren Rundfunkgebühren ab", schreiben sie.
Auch Hofer und seine Kollegen stehen oft im Mittelpunkt des Interesses. Ein Verehrer möchte Moderatorin Gabi Bauer einen Heiratsantrag machen, und auch Jan Hofer bekommt eindeutige Angebote: "Wenn Sie das nächste Mal diesen Schlips tragen, ist es für mich ein Zeichen, dass auch Sie mich gerne treffen würden, ich warte dann nach der letzten Sendung am Tor des Funkhauses auf Sie."
Auch Beschwerden zu Aussprache und Stimme sind häufig. Ein Zuschauer schreibt über Hofer: "Seine Stimme scheint ständig belegt, ich finde es allmählich unerträglich." Für besondere Heiterkeit bei der ARD sorgten die angeblichen Klickgeräusche aus dem Mund einer Sprecherin. "Beispielsweise könnte Frau ... mal mit ihrem Zahnarzt über die unerwünschten Klickgeräusche sprechen", schreibt ein Zuschauer. Die Redaktion riet dem aufgebrachten Absender, die Toneinstellungen seines Fernsehers zu überprüfen. dpa