Wenn die Temperaturen sinken, dann fallen einige Tiere in einen tiefen Schlaf. Einen derartigen Winterschlaf halten wir Menschen bekanntlich nicht ab. Allerdings weisen unterschiedliche Studien darauf hin, dass sich unser Schlafverhalten mit den Jahreszeiten verändert.
Braucht man im Winter mehr Schlaf? Studien geben Hinweise
Wenn die dunkle Jahreszeit hereinbricht, verändert sich unser Schlafverhalten. Darauf weisen unterschiedliche Studien hin. Zwar ist das Szenario aus wissenschaftlicher Perspektive noch nicht vollends erforscht. Zuletzt gab es aber zahlreiche Untersuchungen, die spannende Erkenntnisse zum Vorschein gebracht haben.
Besonders interessant ist der Unterschied zwischen Winter und Sommer. Verschiedene Studien sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Menschen in den Wintermonaten länger schlafen. Laut der Schlafforscherin Christine Blume wird in der Wissenschaft von einer „inneren biologischen Nacht“ gesprochen, die im Winter länger andauert. „Das liegt daran, dass die Tage kürzer sind und die tägliche Dosis Tageslicht geringer ausfällt“, erklärt sie bei Deutschlandfunk Nova.
Eine der am meisten beachteten Studien hat ein Team um Aileen Seidler von der Humboldt-Universität in Berlin veröffentlicht. Für die „Frontiers of Neuroscience“ wurden 292 Menschen und ihr Schlaf über die Jahreszeiten hinweg begleitet. Genauer gesagt wurde ihr Schlaf einige Nächte untersucht und die Werte wurden gemittelt. Die Personen beteiligten sich an der Studie, da bei ihnen neuropsychiatrische Schlafstörungen diagnostiziert wurden. Die Untersuchung stammt aus dem Jahr 2019.
Das Ergebnis: Die Gesamtschlafzeit betrug im Winter rund eine Stunde mehr als im Sommer. Ein Wert, der von Seidler und Co. allerdings nicht als statistisch signifikant eingeordnet wird. Auch der REM-Schlaf dauert im Winter länger an als in anderen Jahreszeiten. Laut der Studie ist er im Winter im Schnitt 30 Minuten länger ausgefallen als im Frühjahr. Beim Tiefschlaf konnten keine starken Schwankungen je nach Jahreszeiten beobachtet werden.
Das Fazit der Studie „Frontiers of Neuroscience“
„Die Daten deuten auf saisonale Schwankungen in der Schlafarchitektur hin, selbst wenn die Patienten mit Schlafstörungen in einer städtischen Umgebung leben. Bei einer Wiederholung in einer gesunden Bevölkerung würde dies einen ersten Hinweis darauf liefern, dass die Schlafgewohnheiten an die Jahreszeit angepasst werden müssen.“
Nicht jede Studie kommt auf derart große Unterschiede. Der Schlafforscher Kai Spiegelhalder verweist auf eine Überblicksstudie aus Kanada. „Laut den dortigen Ergebnissen schlafen die Menschen im Schnitt im Sommer fünf Minuten weniger als im Winter, das ist nicht gerade ein Riesenunterschied“, sagte er in einem Interview mit dem tagesspiegel .
Weniger Schlaf im Sommer, weniger REM-Schlaf im Herbst
Nicht nur zwischen Winter und Sommer konnten bei der Studie des Teams von Seidler Unterschiede beobachtet werden. Auch im Herbst fiel den Forscherinnen und Forschern eine Besonderheit auf. Demnach ist die REM-Schlaflatenz im Herbst kürzer als im Frühjahr. In der Studie wird der Unterschied mit durchschnittlich 25 Minuten angegeben.
Hintergrund ist, dass der Schlaf nach einem festgelegten Muster abläuft. REM-Schlafphasen wechseln sich zyklisch mit Nicht-REM-Schlafphasen ab. Erstgenannte zeichnen sich auch durch schnelle Bewegungen der Augen aus. Daher kommt der Begriff REM, der für „rapid eye movement“ steht.
Warum brauchen wir im Winter mehr Schlaf?
Das Tageslicht ist ein entscheidender Faktor bei der Schlafgewohnheit von Menschen. Spiegelhalder erklärt, dass Licht die körpereigene Produktion des Hormons Melatonin hemmt, welches umgangssprachlich Schlafhormon genannt wird. Das führt dazu, dass wir uns im Sommer seltener müde fühlen und letztlich auch weniger Schlaf brauchen.
Laut Dieter Kunz, Schlafmediziner am Berliner Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus, schaltet der Körper im Winter in eine Art Energiesparmodus. „Das war schon immer so, auch bei unseren Vorfahren, die sich, um Energie zu sparen, in ihre Höhlen zurückgezogen haben, sobald es draußen kalt und dunkel war“, erklärte er bei der tagesschau: „Wir funktionieren im Sommer und im Winter messbar anders, ob wir dies merken oder nicht.“
Demnach verfallen Menschen zwar nicht in einen Winterschlaf, halten aber durchaus einen „Winterschlaf light“ ab, wie es Kunz ausdrückt. Die Reserven des Körpers reiche nicht immer über den ganzen Winter hinweg. Wenn das der Fall ist, laufen wir laut Kunz Gefahr, in eine Winterdepression zu verfallen. Er rät, im Winter etwa eine Stunde früher ins Bett zu gehen als im Sommer, um einer solchen depressiven Phase vorzubeugen. Eine optimale Temperatur zum Schlafen kann helfen, um schnell einzuschlafen.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden