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Borussia Dortmund: Anschlag auf BVB-Bus: Festgenommener bestreitet die Tat

Borussia Dortmund

Anschlag auf BVB-Bus: Festgenommener bestreitet die Tat

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    Ein Beamter des Landeskriminalamtes untersucht in der Nacht nach dem Vorfall den Bus der Fußballmannschaft von Borussia Dortmund.
    Ein Beamter des Landeskriminalamtes untersucht in der Nacht nach dem Vorfall den Bus der Fußballmannschaft von Borussia Dortmund. Foto: Marcel Kusch (dpa)

    "Ich habe die Tat nicht begangen." Das soll der 28-Jährige, der nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund festgenommen wurde, dem Ermittlungsrichter gesagt haben. Der Anwalt des Festgenommenen hat das der Presseagentur dpa bestätigt. Derzeit versuche die Polizei, Zusammenhänge zwischen der Tat und seinem Mandanten herzustellen, sagte der Anwalt. Die Ruhr Nachrichten zitierten den Rechtsanwalt weiter: "Der Erwerb von Wertpapieren ist jedenfalls nicht strafbar."

    Zuvor hatten Spiegel Online sowie der Rechercheverband aus Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR, gemeldet, dass der mutmaßliche Täter bestreite, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Auch sie berufen sich auf den Anwalt des Festgenommenen. Laut Bundeskriminalamt hat der 28-Jährige kein Geständnis abgelegt und auch keine Angaben zur Tat gemacht.

    Die Bundesanwaltschaft ist weiterhin überzeugt, den Täter gefasst zu haben. "Der dringende Tatverdacht besteht nach wie vor", sagte ein Sprecher der Behörde am Freitag, und weiter: "Der Tatvorwurf ist schon gewichtig."

    Der Verdächtige handelte nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft aus Habgier: Demnach habe er an der Börse auf große Kursverluste der BVB-Aktie spekuliert. Anhaltspunkte für Mittäter gebe es nicht. Dem Verdächtigen wird versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Der Mann hat die deutsche und die russische Staatsangehörigkeit und arbeitete seit Mitte 2016 als Elektriker in einem Tübinger Heizwerk.

    Wo kam der Sprengstoff her?

    Herkunft und Art des verwendeten Sprengstoffs sind bislang nicht ermittelt. "Dazu gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse", sagte der Sprecher der Bundesanwaltschaft. In den vergangenen Tagen gab es Spekulationen, er könnte aus Bundeswehrbeständen stammen. Nach dpa-Informationen hat Sergej W. von April bis Dezember 2008 seinen Grundwehrdienst geleistet.

    Wie viel Geld der Verdächtige im Fall des Anschlags auf den BVB-Mannschaftsbus maximal an der Börse hätte gewinnen können, ist nach wie vor unklar. Unklar ist auch, wie viel er investiert hat. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft nahm er für den Kauf der Derivate einen Verbraucherkredit in Höhe von mehreren Zehntausend Euro auf.

    Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger erklärte: "Der Täter hat nach meinem jetzigen Stand 79.000 Euro investiert." Sicher ist: Je tiefer die Aktie des Fußballvereins gefallen wäre, desto höher wäre der Gewinn des Festgenommenen ausgefallen. Der BVB war im Jahr 2000 als erster deutscher Sportverein an die Börse gegangen.

    Spektakuläre Spielabsagen deutscher Mannschaften

    28. Februar 2017: Nach starken Schnee- und Regenfällen wird die Viertelfinal-Partie im DFB-Pokal zwischen dem Drittligisten Sportfreunde Lotte und Borussia Dortmund kurzfristig abgesagt. Der Schiedsrichter hatte den Rasen in Lotte kurz vor dem Anpfiff für unbespielbar erklärt. Das Spiel wird zwei Wochen später im benachbarten Osnabrück nachgeholt. 

    22. Januar 2017: Es sollte der Höhepunkt der Eröffnung des umgebauten Steigerwaldstadions in Erfurt werden: das geplante Testspiel des FC Rot-Weiß Erfurt gegen Borussia Dortmund. Dichter Nebel verhindert jedoch das Match. Die BVB-Profis kreisen in ihrer Maschine knapp eine Stunde über Erfurt, mehrere Landeversuche scheitern.

    13. September 2016: Regen, Blitz und Donner: Wegen eines Unwetters über Manchester fällt das Champions-League-Spiel Manchester City gegen Borussia Mönchengladbach wegen Sicherheitsbedenken aus. Das Match findet stattdessen einen Tag später statt. 

    17. November 2015: Vier Tage nach den Terroranschlägen in Paris wird ein Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden in Hannover rund 90 Minuten vor dem Anpfiff abgesagt - wegen konkreter Hinweise auf einen geplanten Sprengstoffanschlag. Zu dem Freundschaftsspiel waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und mehrere Kabinettsmitglieder erwartet worden. Im März 2017, knapp eineinhalb Jahre nach dem Terroralarm bei dem Spiel, stellte die Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen ein: Es hätten sich «keine weiterführenden Erkenntnisse» ergeben.

    11. November 2009: Wegen des Suizids von Nationaltorwart Robert Enke sagt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein Freundschaftsspiel gegen Chile ab, das am 14. November in Köln stattfinden sollte. «Niemand fühlt sich in der Lage, in dieser Situation einfach zur Tagesordnung überzugehen», sagte Bundestrainer Joachim Löw.

    6. April 1994: Der englische Verband sagt ein für den 20. April in Berlin geplantes Testmatch ab - aus Sorge, dass rechtsextreme Hooligans und Nazis das Spiel am Geburtstag von Adolf Hitler als Bühne für Gewalt missbrauchen könnten. (dpa)

    Der Kauf der Derivate wurde den Angaben zufolge über einen Internetanschluss des Mannschaftshotels abgewickelt, in dem der Tatverdächtige bereits am 9. April, zwei Tage vor der Tat, ein Zimmer bezogen hatte - mit Blick auf den späteren Anschlagsort.

    Am 11. April explodierten vor dem Champions-League-Spiel der Dortmunder gegen den AS Monaco drei Sprengsätze nahe dem Mannschaftsbus. Die BVB-Spieler waren kurz zuvor mit ihrem Bus vom Mannschaftshotel zum Stadion losgefahren. Bei der Explosion wurde der Abwehrspieler Marc Bartra schwer verletzt. AZ

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