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"Borowski und der gute Mensch"
02.10.2021

Korthals ist zurück: So wird der neue "Tatort" am Sonntag

Von Daniel Wirsching

Noch ein Mal trifft der Kieler Kommissar auf den psychopathischen Killer. Mit "Borowski und der gute Mensch" endet eine Trilogie, wie sie der "Tatort" noch nicht gesehen hat.

„Scheiße“, sagt Borowski, als er im Autoradio hört, dass ein gefährlicher Intensivtäter nach einem Brand in der Kieler Justizvollzugsanstalt auf der Flucht sei. Und steckt sich einen Kaugummi in den Mund. Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) weiß: Von nun an ist auch er in Gefahr, sowie alle, die ihm nahestehen. Kai Korthals, der von Lars Eidinger brillant gespielte Psychopath, ist zurück. Zum dritten – und leider – letzten Mal.

Als die erste Folge dieser außergewöhnlichen „Tatort“-Trilogie, „Borowski und der stille Gast“, 2012 ausgestrahlt wurde, feierte sie die Kritik zurecht als Sensation. Mit Korthals – diesem „Lebensdieb“, diesem unscheinbaren, unsicheren, scheuen, auch freundlichen und „liebenden“ Mörder, der sich nach Normalität sehnt – schuf Eidinger eine Figur, wie es sie selten im „Tatort“ und im deutschen Fernsehen gibt. Eine, die lange im Gedächtnis bleibt. Denn der Horror, der von Korthals ausgeht, ist der Stoff, aus dem Albträume sind. Er stiehlt sich in Wohnungen von Frauen, wie ein Gespenst. Benutzt ihre Zahnbürsten, leckt ihre Löffel ab. Und tötet schließlich bestialisch. „Er kommt einfach durch die Wand“, sagte eines seiner Opfer der Polizei in der ersten Folge.

„Borowski und der gute Mensch“: Schwache Tatort-Folge

Korthals entwischte damals Borowski und hinterließ viele Fragen. Was beides genauso außergewöhnlich war (und nicht jedem gefiel), wie, dass 2015 eine Fortsetzung folgte – erstmals in der „Tatort“-Geschichte. Nun also die dritte und schwächste Folge am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten: „Borowski und der gute Mensch“. Ihre eindringlichste Szene hat sie zu Beginn, als die Kamera das Gesicht von Korthals zeigt, der in seiner Zelle Liebesbriefe liest, die ihm Frauen geschickt haben. Dann seine Augen in Großaufnahme und eine Frauenstimme aus dem Off: „Ich glaube an das Gute in dir, Kai. Du bist kein schlechter Mensch.“

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Foto: Thorsten Jander/NDR/ARD, dpa
Foto: Thorsten Jander/NDR/ARD, dpa

Brillant: Lars Eidinger (rechts) als psychopathischer Killer Kai Korthals und Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg). Ein letztes Mal treffen sie in der "Tatort"-Folge "Borowski und der gute Mensch" am Sonntag aufeinander.

Der flüchtige Korthals wird dennoch töten. Und Borowski und Ermittlerin Mila Sahin (Almila Bagriacik) gefährlich nahe kommen.

Mehr möchte man gar nicht über die vorhersehbar-enttäuschende Handlung verraten. Zu vieles hat man ähnlich in anderen Krimis gesehen und gehört. Das Spiel von Milberg und Eidinger als in einer verstörenden Schicksalsgemeinschaft verbundene Borowski und Korthals jedoch bleibt grandios.

Zur Einstimmung sollte man besonders Folge zwei nochmals anschauen (mit Folge eins in der ARD Mediathek). In der erzählt Borowski, dass er als Kind Verbrecher, später Psychologe werden wollte. Als Kriminalist aber komme er dem Verbrechen so nahe, als würde er es selber begehen. Wenn er in Korthals’ Augen blickt, blickt er in die eigenen Abgründe, Gut und Böse verschwimmen. Doch hat man überhaupt eine Wahl, sich zwischen Gut und Böse zu entscheiden?

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