Vor einem Jahr hat die Stadt Augsburg die Bompel vorgestellt. Sie warnt an Straßenbahn-Haltestellen Smartphone-Nutzer per LED-Leuchte vor dem Verkehr. Jetzt, zwölf Monate später, ist die Erfindung „made in Augsburg“ auf der ganzen Welt verbreitet.
Vor einem Jahr installierten die Augsburger Stadtwerke die Bodenampeln zunächst an zwei Innenstadt-Haltestellen. Die LED-Leuchten sind vor allem für Smartphone-Nutzer gedacht, die nur auf den Bildschirm starren und nicht merken, wenn sich eine Straßenbahn nähert. Die Haltestellen liegen auf dem Weg zu mehreren Schulen und zur Universität. Aufgrund der vielen Schüler und Studenten, die dort ein- und aussteigen, gehe es dort zudem oft besonders hektisch zu, lautete die Begründung der Stadtwerke.
Zwar gab es ein ähnliches Projekt bereits 2010 in Frankfurt am Main, das fand aber damals kaum Aufmerksamkeit. Erst von Augsburg aus starteten die Bompeln ihren Triumphzug in die Welt. Zunächst war da ein riesiges Medienecho: Nicht nur die großen deutschen Medienhäuser berichteten, sondern Zeitungen auf allen Kontinenten. Jürgen Fergg, Pressesprecher der Stadtwerke, erinnert sich: „Die Washington Post hat über uns geschrieben, ebenso Japans größte Tageszeitung und auch Zeitungen aus Südamerika, Mexiko, Australien. Das Thema ging wirklich um die Welt.“ Viele Städte fragten nach technischen Details. „Es gab Anfragen aus Sydney, Melbourne, São Paulo und aus Georgien“, sagt Fergg.
Inzwischen gibt es die LED-Leuchten im Bordstein deshalb längst nicht mehr nur in Augsburg. Köln führte die Bodenampeln an Bahn-Haltestellen ebenfalls im April 2016 ein. Auch dort beginnen sie zu blinken, sobald sich eine Straßenbahn nähert. Kurz darauf zog Sydney nach und gab bekannt, dass die deutsche Erfindung noch im selben Jahr auch in Australien eingeführt werden soll. Duncan Gay, der Straßenminister des australischen Bundesstaats New South Wales, sagte: „Ich wollte diese Technologie zunächst nicht installieren, nur weil manche Menschen nicht in der Lage sind, ihre Augen vom Bildschirm zu lösen. Aber wenn diese Lampen nur ein Leben retten können, mache ich es.“ Auch die australische Metropole Melbourne entschloss sich dazu.
Die spanische 90000-Einwohner-Stadt San Cugat del Vallès in der Provinz Barcelona installierte die Bompeln nach Augsburger Vorbild zunächst auf nur einem ihrer zentralen Plätze. Es sei jedoch denkbar, dass die LED-Lampen auch an anderen Stellen angebracht werden.
Im Gegensatz zu Deutschland, Australien und Spanien führte die niederländische Kleinstadt Bodegraven-Reeuwijk die Bompeln nicht entlang von Schienen, sondern als zusätzliche Ampel an Kreuzungen ein. „Lichtlijn“ heißen die Bompeln dort, Lichtlinie auf Deutsch. Und genau das sind sie: in den Boden integrierte Leuchtstreifen, die an die Ampeln gekoppelt sind.
Stadtwerke-Sprecher Fergg ist nach einem Jahr Bompel-Einsatz zufrieden: „Die Anzahl der gefährlichen Situationen an den beiden Haltestellen hat sich reduziert. Unfälle gab es seitdem keine.“ Ob das nur an den LED-Leuchten liegt, kann er aber nicht sagen. Sein Fazit: „Die Leuchten sollen die Aufmerksamkeit erhöhen und das funktioniert offensichtlich. Viele gehen zwar weiterhin bei Rot über die Ampel, aber sie schauen immerhin, ob eine Bahn kommt.“ Weitere Bompeln seien aber bisher nicht geplant.