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"Bombenzyklon": Wintersturm an der US-Ostküste lässt Millionen Menschen bibbern

"Bombenzyklon"

Wintersturm an der US-Ostküste lässt Millionen Menschen bibbern

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    Eine Frau schaufelt sich in Boston einen Weg zu ihrem Auto frei. Über die Ostküste der USA fegt eine Kältewelle.
    Eine Frau schaufelt sich in Boston einen Weg zu ihrem Auto frei. Über die Ostküste der USA fegt eine Kältewelle. Foto: Michael Dwyer, dpa

    Bunt und blinkend - so kennt man diesen Ort im Land USA normalerweise. Denn der Times Square in der Stadt New York ist berühmt für seine riesigen, leuchtenden Werbetafeln. Im Moment kann man die Straße jedoch kaum wiedererkennen. Denn die Schilder, Häuser und Autos dort verschwinden unter einer Schneeschicht.

    New York liegt an der Ostküste der USA. Dort hat es in den letzten Tagen hefig geschneit. In manchen Orten führte das zu Chaos. Es gab Unfälle und in vielen Häusern fiel der Strom aus. In New York sollten die Menschen am Donnerstag am besten zu Hause bleiben. Das hatte ihnen der Bürgermeister geraten. Mehr als 1500 Räumfahrzeuge waren an dem Tag damit beschäftigt, den Schnee von den Straßen zu räumen.

    Die Menschen an der gesamten US-Ostküste kämpfen weiter mit heftigem Schnee und bitterer Kälte. Zehntausende Haushalte in mehreren Bundesstaaten mussten zeitweise ohne Strom auskommen, berichtete der US-Sender ABC. Sogar im südlichen Florida fiel Schnee.

    Eiszapfen hängen in einer Gärtnerei im US-Bundesstaat Florida von den Ästen zweier Bäume. Gärtner besprühen ihre Pflanzen mit Wasser, um sie vor der ungewöhnlichen Kälte zu schützen.
    Eiszapfen hängen in einer Gärtnerei im US-Bundesstaat Florida von den Ästen zweier Bäume. Gärtner besprühen ihre Pflanzen mit Wasser, um sie vor der ungewöhnlichen Kälte zu schützen. Foto: Chris O'meara, dpa

    Ein heftiger Wintersturm überzieht die gesamte US-Ostküste mit Minus-Graden und Schnee. Wie der US-Sender CNN am Freitag berichtete, wohnen insgesamt 58 Millionen Menschen im Einzugsgebiet des Unwetters. Zehntausende Haushalte in mehreren Bundesstaaten mussten zeitweise ohne Strom auskommen, hieß es beim Sender ABC. In mehreren Bundesstaaten wurde der Notstand ausgerufen. Infolge des kalten Wetters sind seit dem zweiten Weihnachtstag mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen, wie es im Sender NBC hieß.

    Der US-Wetterdienst warnt weiterhin vor starkem Wind, anhaltendem Schneefall und Überschwemmungen, während der Wintersturm die Küste entlang nordwärts zieht. Am Wochenende soll dem Zyklon eisige arktische Kälte folgen. Die Meteorologen warnten bei CNN, dass Menschen an unbedeckten Hautstellen schon nach wenigen Minuten im Freien Erfrierungen drohen. Der Website AccuWeather zufolge werden in New York Temperaturen um minus 17 Grad erwartet, in der südlicher gelegenen Hauptstadt Washington immerhin noch minus 7. Erst Anfang der kommenden Woche werde es wieder wärmer.

    Sogar im südlichsten Bundesstaat Florida - sonst an Silvester ein beliebtes Ziel für Badeurlauber - fiel am Donnerstag Schnee. Die Großstadt Tallahassee im Nordwesten erlebte den ersten Schneefall seit 1989. Bewohner dort freuten sich im US-Fernsehen jedoch über das ungewohnte Wetter. Auf Bildern waren Menschen zu sehen, die sich von ihren Hunden auf Snowboards über verschneite Straßen ziehen ließen.

    Sturm an US-Ostküste fordert Tote und Verletzte

    Andere Bilder aus Florida zeigten Leguane, die wegen der ungewohnt niedrigen Temperaturen erstarrt und von Bäumen gefallen sein sollen. "Wenn die Temperatur sinkt, schalten sie buchstäblich ab, und sie können sich nicht mehr an den Bäumen festhalten", erklärte Ron Magill, Sprecher des Zoos in Miami, der New York Times. Auch Meeresschildkröten erstarrten bei kalten Temperaturen regelrecht.

    Eine Frau versucht sich in New York mit einem Regenschirm vor Schnee und Wind zu schützen.
    Eine Frau versucht sich in New York mit einem Regenschirm vor Schnee und Wind zu schützen. Foto: Luiz Roberto Lima, dpa

    In Massachusetts waren am Donnerstag 24.000 Haushalte ohne Strom, wie der Gouverneur des Bundesstaates, Charlie Baker, sagte. Auch in Virginia und Connecticut gab es Medienberichten zufolge zeitweise keine Elektrizität. Starke Winde könnten laut Wetterdienst Bäume entwurzeln und zu weiteren Stromausfällen führen. In vielen Orten fiel der Unterricht an Schulen aus.

    Mehr als 4000 Flüge wurden gestrichen, als einige der wichtigsten Flughäfen im Nordosten des Landes am Donnerstagabend (Ortszeit) den Betrieb einstellten. Auch am Freitag fielen der Website FlightAware.com zufolge insgesamt noch mehr als 1000 Flüge aus.

    In Küstengebieten kam es stellenweise zu Überflutungen. Aufnahmen aus der Stadt Revere in Massachusetts zeigten überflutete Autos auf einer zugefrorenen Straße. In Hafen von Boston stand das Wasser 15 Fuß (rund 4,5 Meter) über dem normalen Pegel und setzte Teile der Innenstadt unter Wasser, wie CNN berichtete. Der Wetterdienst warnte vor möglichen weiteren Überschwemmungen im Nordosten der USA.

    In New York blieb das oft befürchtete ganz große Chaos am Donnerstag aus. Bürgermeister Bill de Blasio riet Anwohnern, soweit möglich zu Hause zu bleiben. Stadtweit waren im Lauf des Tages 1500 Räum- und rund 700 Streufahrzeuge im Einsatz. Der Verkehr schob sich schleppend durch Schnee und Matsch, die U-Bahn fuhr aber weitgehend nach Plan.

    "Bombenzyklon" verwüstet USA

    US-Medien bezeichnen den Wintersturm seit Tagen als "Bombenzyklon". Das Phänomen einer "bombogenesis" beschreibt die rapide Verstärkung eines Tiefs, laut US-Wetterbehörde NOAA liegt das am Aufeinanderprallen sehr kalter mit warmen Luftmassen. Für die folgende Entladung wählen manche Meteorologen das Bild einer Bombe.

    Auch nach dem Sturm ist für die Ostküste noch keine Entspannung in Sicht. Am Wochenende soll eisige, arktische Kälte folgen. Erst Anfang der kommenden Woche soll es wieder wärmer werden. (AZ/dpa)

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