Ohne es zu wissen, hat die Fußballelite Deutschlands und der Welt jahrzehntelang in München über einer Bombe gespielt. Im Grünwalder Stadion wurde jetzt eine 225 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Das Stadion war im Jahr 1943 durch Bombenangriffe völlig zerstört worden.
Mehr als 65 Jahre ist es her, dass die Alliierten Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg großflächige Luftangriffe gegen Deutschland flogen. In den letzten Kriegsmonaten gingen täglich rund 3000 Tonnen Bomben auf Deutschland nieder. Doch nicht alle explodierten. Etwa zehn bis zwanzig Prozent der Fliegerbomben waren Blindgänger, schätzen Experten. Das bedeutet: circa 250.000 Sprengsätze schlummern bundesweit noch unter der Erde - und werden durch Zufall oder bei gezielten Suchen gefunden.
Bombenangriffe auf Augsburg
Auch der Großraum Augsburg war im Krieg immer wieder Ziel von Bombenangriffen. Ein erster Angriff der britischen Royal Air Force erfolgte am 17. August 1940. Sechs Bomben wurden abgeworfen. Bei einem weiteren Luftangriff am 17. April 1942 (Operation „Margin“) war die MAN das Ziel. Das RAF Bomber Command wollte die Produktionsstätte von Dieselmotoren für U-Boote treffen.
Beim größten, verheerenden Bombenangriff in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944, der so genannten "Bombennacht von Augsburg" wurden große Teile der Augsburger Innenstadt zerstört. Der Angriff galt den Messerschmitt-Werken und dem Hauptbahnhof als süddeutschem Eisenbahnknotenpunkt.
Am 22. und 23. Februar 1945 wurde das Bahngelände angegriffen und schwer beschädigt. Am 27. Februar traf ein Bombardement das Bahnbetriebswerk.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blindgänger explodiert?
Jürgen Kuhrdt, von der Augsburger Kampfmittelbergungsfirma GEOMER: "Zunächst muss man zwei Kategorien von Bomben unterscheiden: Sprengbomben haben eine dicke Wandung und können bei Bauarbeiten nur schwer aufgerissen werden. Explosionsgefahr besteht insbesondere, wenn z.B. eine Baggerschaufel direkt auf den Zünder trifft. Sprengbomben sind das, was der Volksmund unter einem Blindgänger versteht. Sie verfügen über so genannte Aufschlagzünder oder Langzeitzünder." Langzeitzünder waren bis auf 140 Stunden einstellbar und sollten die Bevölkerung lange nach dem Angriff in Angst und Schrecken versetzen.
Brandbomben dagegen sind fast gefährlicher als Sprengbomben. Sie haben eine relativ dünne Ummantelung, die bei einem Riss ein sofortiges Durchzünden der Bombe hervoruft, da diese Sprengsätze mit Luftsauerstoff reagieren. "Wenn eine Brandbombe hochgeht, können wir das Feuer nur mit Erde löschen", sagt Kuhrdt. Wasser ist da kontraproduktiv. Bei einer Durchzündung entsteht erst ein strenger Phosphorgeruch. Daraufhin kommt es zu einer Stichflamme. Brandbomben sind leicht zu übersehen.
Nimmt die Explosionsgefahr zukünftig eher zu oder ab?
Sprengbomben waren mit chemischen Stabilisatoren versetzt, um den Transport sicherer zu machen. Diese Stabilisatoren haben sich mit der Zeit zersetzt. Dadurch ist die Schlagempfindlichkeit höher geworden. Je rostiger die Zünder sind, desto leichter kann der Blindgänger explodieren. Jürgen Kurhdt: "Grundsätzlich sind alle Blindgänger als gefährlich zu betrachten. Die Explosionsgefahr nimmt mit der Zeit eher zu."
Wieviele Blindgänger werden in der Region Augsburg noch vermutet?
Niemand kann mit Bestimmtheit sagen, wieviele Blindgänger tatsächlich noch im Augsburger Boden liegen. Jürgen Kuhrdt sagt, es seien "erhebliche Mengen" an Spreng- und Brandbomben über Augsburg abgeworfen worden, die noch überall verstreut herumliegen können. "Man muss hier von einer Blindgängerquote von 15 bis 20 Prozent ausgehen", so Kuhrdt. Sprengmeister leben gefährlich
Warum werden Blindgänger nur zufällig entdeckt?
Blindgänger werden nicht zufällig entdeckt. "Wir suchen nach Blindgängern im Auftrag von Staat, Gemeinden und privaten Bauherren", so Kuhrdt. Der Bauherr trägt das so genannte Baugrundrisiko und ist daher sicherungspflichtig. "Wenn gebaut wird, werden wir angerufen und wir erarbeiten für den Kunden ein Bergungskonzept." Fliegerbombe im Wohngebiet
Wie soll man vorgehen, wenn man einen Blindgänger findet?
Hierzu hat das Bayerische Staatsministerium des Innern entsprechende Informationen und Verhaltensregeln veröffentlicht.