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Bombenalarm in Bonn: Bundesanwalt: Sprengsatz "extrem gefährlich"

Bombenalarm in Bonn

Bundesanwalt: Sprengsatz "extrem gefährlich"

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    Polizisten sperren am Montag den Bahnhof in Bonn ab.
    Polizisten sperren am Montag den Bahnhof in Bonn ab. Foto: Marius Becker, dpa

    Zunächst hatte das Onlineportal faz.net darüber berichtet, nun hat auch die Bundesanwaltschaft bestätigt: Der im Bonner Hauptbahnhof gefundene Sprengsatz war höchst gefährlich. In der am Dienstag entdeckten Sporttasche habe sich ein mit Ammoniumnitrat gefülltes Metallrohr befunden, um das vier Butangaskartuschen gebunden gewesen seien, sagte der stellvertretende Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum am Mittwoch in Karlsruhe.

    Bombe: Funktionstüchtigkeit noch immer ungeklärt

    Ob die Bombe tatsächlich funktionsfähig war, sei aber noch nicht geklärt. Es sei zwar eine Zündvorrichtung mit einem batteriebetriebenen Wecker gefunden worden, aber noch kein Zünder, sagte Griesbaum. Die Bundesanwaltschaft hat bislang die Ermittlungen nach dem Bombenfund noch nicht an sich gezogen. Es bestünden keine ausreichenden Anhaltspunkte für einen terroristischen Hintergrund, sagte Generalbundesanwalt Harald Range.

    Laut dem Bericht auf der Homepage der Frankfurter Allgemeine Zeitung hätte die Bombe eine ähnlich verheerende Wirkung gehabt wie der Anschlag von Madrid 2004, wenn sie wirklich explodiert wäre. Damals waren 191 Menschen ums Leben gekommen. Polizeisprecher Thomas Held sagte zu dem Bericht: "Das ist vorgegriffen, weil der abschließende Bericht einfach noch nicht vorliegt."

    Explosionsfähiges Pulver in der Tasche

    Islamistische Bedrohungen in Deutschland

    Oktober 2012: Das Bonner Landgericht verurteilt einen Salafisten zu sechs Jahren Haft. Bei einer Kundgebung gegen die rechtsextreme Splittergruppe "Pro NRW" im Mai hatte er zwei Polizisten mit einem Messer verletzt.

    Juli 2012: In Düsseldorf beginnt der Prozess gegen vier mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder, die einen Sprengstoffanschlag in Deutschland geplant haben sollen. Die Mitglieder der sogenannten Düsseldorfer Zelle haben laut Bundeskriminalamt an einer Bombe gebaut.

    März 2011: Ein junger Kosovo-Albaner erschießt auf dem Flughafen Frankfurt/Main zwei US-Soldaten und verletzt zwei weitere schwer. Er gilt als islamistischer Einzeltäter und wird im Februar 2012 zu lebenslanger Haft verurteilt.

    September 2007: Die islamistische Sauerland-Gruppe wird festgenommen. Vor Gericht müssen sich die vier Mitglieder wegen der Planung von Terroranschlägen auf Diskotheken, Flughäfen und US-Einrichtungen in Deutschland verantworten. 2010 werden sie zu bis zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.

    Juli 2006: Im Kölner Hauptbahnhof werden in zwei Regionalzügen Kofferbomben gefunden. Nur wegen eines falschen Gasgemischs waren sie nicht explodiert. Im Dezember 2008 wird der "Kofferbomber von Köln" zu lebenslanger Haft verurteilt.

    Dezember 2004: Mitglieder der kurdisch-irakischen Islamistengruppe Ansar al-Islam planen, Iraks Ministerpräsidenten Ijad Allawi während eines Deutschland-Besuches zu ermorden. Die Polizei hört ihre Telefongespräche ab und nimmt drei Männer fest. 2008 wird der Haupttäter zu zehn Jahren Haft verurteilt.

    April 2002: Der Polizei gehen mutmaßliche Anhänger der Al-Kaida nahestehenden Terrorgruppe Al-Tawhid ins Netz. Die Männer planten Angriffe auf das jüdische Gemeindezentrum in Berlin und jüdische Gaststätten in Düsseldorf. Sie werden zu Haftstrafen verurteilt.

    Das Portal berichtete weiter, laut Sicherheitskreisen hätten sich in der Tasche mehrere Camping-Gaskartuschen, ein explosionsfähiges Pulver, ein Wecker und Batterien befunden. Das Fehlen eines Zünders wird von faz.net unter Hinweis auf die Behördenkreise damit erklärt, dass die Einsatzkräfte die verdächtige Tasche am Montag mit einer Wasserkanone beschossen hätten. Dabei sei der Zünder "in unzählige Teile zerrissen" worden.

    Bombe: Zünder möglicherweise von Sprengstoffexperten zerstört

    Dazu sagte Held, auch das stehe noch nicht fest. Es könne sein, dass der Zünder zerschossen wurde - genauso gut sei aber auch denkbar, dass gar kein Zünder da war. Die Experten des Landeskriminalamtes hätten dies noch nicht geklärt. "Wir haben noch keinen Hinweis auf einen Zünder." Held sagte, die Tasche habe Metallbehälter mit zündfähigem Material enthalten. Von einem Wecker und Batterien sei ihm nichts bekannt.

    Beide Festgenommenen wieder auf freiem Fuß

    Zwei Verdächtige, die am Dienstag von der Polizei verhört worden waren, kamen noch am selben Abend wieder frei. Polizeisprecher Held stellte klar, dass die beiden nicht festgenommen, sondern nur in Gewahrsam genommen worden seien. Es habe einen Hinweis auf sie gegeben, doch der Tatverdacht habe sich nicht bestätigt. "Wir ermitteln weiterhin in alle Richtungen", sagte Held.

    Bei einem der Freigelassenen handelt es sich um den Somalier Omar D., der von der Polizei der Islamistenszene zugeordnet wird. Der Anwalt von Omar D., Mutlu Günal, kritisierte das Vorgehen der Polizei. "Die Polizei mag mal erklären, woher dieser Tatverdacht kam", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. "Einfach mal einen Unschuldigen festnehmen, das ist nicht so schön."

    Die Polizei sucht seit Dienstag mit einem Phantombild nach dem Mann, der die Tasche am Montag auf dem Bahnsteig im Bonner Hauptbahnhof abgestellt haben soll. Er wurde laut Polizei von einem 14 Jahre alten Schüler beschrieben.

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