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Bodensee: Corona-Protest am Bodensee bleibt friedlich

Bodensee

Corona-Protest am Bodensee bleibt friedlich

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    An der bundesweiten Veranstaltung von „Querdenken“, Gegnern der Corona-Politik, nahmen am Wochenende in Konstanz einige tausend Menschen teil.
    An der bundesweiten Veranstaltung von „Querdenken“, Gegnern der Corona-Politik, nahmen am Wochenende in Konstanz einige tausend Menschen teil. Foto: Felix Kästle, dpa

    Zehntausende sollten es sein – aber zu den Corona-Demonstrationen am Wochenende sind viel weniger Menschen als erwartet nach Konstanz geströmt. Die Initiative „Querdenken“, die zu Protesten gegen die Corona-Politik der Bundesregierung aufgerufen hatte, konnte ein paar tausend Menschen für eine Menschenkette und eine Kundgebung mobilisieren. Angemeldet waren für die beiden Aktionen am Samstag und Sonntag allein in Konstanz fast 30.000 Teilnehmer. Für die sogenannte Friedenmenschenkette um den Bodensee herum hatten die Veranstalter sogar auf 250.000 Menschen gehofft.

    Durchgängige Friedenmenschenkette um den Bodensee kommt nicht zustande

    Ziel der Organisatoren war es, eine durchgängige Kette durch Österreich, Deutschland, Liechtenstein und die Schweiz zustande zu bringen. Das ist laut Polizei mit rund 11.000 Teilnehmern nicht gelungen. Zahlen von den Veranstaltern gab es zunächst nicht. Erst sollten Luftaufnahmen ausgewertet werden. Die sogenannten „Querdenker“, jene Protestbewegung, die auf den Stuttgarter Michael Ballweg zurückgeht, hatten sich viel vorgenommen für die Demonstration in Konstanz am Samstag und Sonntag. Nicht alle Erwartungen erfüllten sich.

    Wo zu Beginn der Krise noch Bauzäune den Weg in die Schweiz versperrten, versammeln sich die Menschen vor der Bühne. Eine Maske trägt kaum jemand, lediglich die Ordner – so verlangen es die Vorgaben der Stadt. Auf der Bühne steht Christian Stockmann – jener Pastor aus Berlin, der gegen die Maske predigt und gegen die Corona-Infektionsschutzmaßnahmen. Er spricht von einem „bösen Regime“, von einer Knechtschaft, gegen die sich die Menschen wehren sollen. Er singt auf der Bühne, ein paar wenige unter den Zuhörern schwenken ekstatisch die Arme über ihren Köpfen.

    Stockmann sagt, er habe ein Attest gegen Mundschutz. Er berichtet davon, wie er mit seinen Kindern als Einziger in einem großen Einkaufszentrum ohne Maske eingekauft hat, und ruft die Zuhörer dazu auf: „Das könnt ihr auch.“ Immer wieder appelliert er an seine Zuhörerschaft, sich zur Wehr zu setzen: „Wir werden uns nicht beugen und weiter in Freiheit leben“, sagt er. Der Pastor wagt gar den Vergleich mit der Sklaverei im früheren Amerika.

    Die sogenannte Friedensmenschenkette, die durch Deutschland, Österreich, Liechtenstein und die Schweiz rund um den Bodensee führen sollte, ist am Samstag nicht geglückt.
    Die sogenannte Friedensmenschenkette, die durch Deutschland, Österreich, Liechtenstein und die Schweiz rund um den Bodensee führen sollte, ist am Samstag nicht geglückt. Foto: Felix Kästle, dpa

    Anti-Corona-Politik-Demo: Veranstaltung glich teils einem bunten Festival

    Immer wieder tritt ein Anwalt auf die Bühne, ermahnt die Menschen, die mit steigenden Temperaturen und zunehmender Sonne zahlreicher werden, den Mindestabstand einzuhalten. Am Samstag war die Veranstaltung wegen Nichteinhaltung der Mindestabstände und Maskenverweigern fast aufgelöst worden. Das soll an diesem Sonntag vermieden werden.

    Das Programm ist eine Mischung aus Rednerrunden, die als Podiumsdiskussion angekündigt werden, aber eher in einzelnen Meinungsäußerungen enden. Dazwischen tritt immer wieder der aus den Berliner Demonstrationen bekannte Künstler Nana auf, um die Menge anzuheizen. Es gibt Essens- und Getränkestände, am Rand werden T-Shirts und Hoodies der Querdenker verkauft. Eine Art Festivalatmosphäre kommt auf. Die Maske ist das große Thema der Demonstration, die Reden dazu werden immer abstruser. Einer fordert gar eine Schweigeminute für all die Kinder, die an der Maskenpflicht gestorben seien. Zahlen, wie viele das sein sollen, nennt er nicht. Ein anderer kündigt auf der Bühne an, alle anzuzeigen, die dazu beigetragen haben, die Maskenpflicht einführen, und Menschen dadurch krank machten oder sterben ließen. Nein zur Maske, nein zu den Tests und nein zur Impfung, wird immer wieder gefordert. Menschen skandieren „Freiheit, Freiheit, Freiheit“.

    Manche treiben es auf die Spitze: Die Corona-Pandemie sei von der „bösen Macht“ nur erfunden, dahinter stecke eine Interessensgruppe, die von der Pandemie profitiere. Am Ende sei das alles nur Geldmacherei. Andere behaupten, das Virus sei erst durch die Maßnahmen der Bundesregierung so gefährlich geworden. Später am Tag rücken der Staat und die Medien in den Fokus der Kritik.

    Befürworter der Corona-Maßnahmen stellten sich den Kritikern am Wochenende immer wieder in den Weg.
    Befürworter der Corona-Maßnahmen stellten sich den Kritikern am Wochenende immer wieder in den Weg. Foto: Felix Kästle

    Rednerin zu Lücken in der Menschenkette: "Im Herzen waren wir alle eins"

    Doch die Demonstration auf dem Platz bleibt bis zum frühen Nachmittag friedlich. Auffällig ist, dass keinerlei Fahnen geschwenkt werden. Die Veranstalter hatten darum gebeten, sich von Links- oder Rechtsextremen zu distanzieren. Teilweise gleicht die Veranstaltung eher einem bunten Festival als einer Protestaktion. Der Effekt wird am Nachmittag durch den Auftritt von Musikern noch verstärkt.

    Einen Dämpfer hatte es für die Organisatoren am Samstag gegeben. Vorgesehen war ein Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde – mit einer Menschenkette entlang des Bodensees. Es sollte die längste sein, die je in Deutschland gemessen wurde. Doch daraus wurde nichts. Das dokumentierte sowohl die Luftaufnahmen eines Fotografen des Südkurier als auch die offiziellen Zahlen der Polizei. Sie spricht von 11.000 Teilnehmern, die sich rund um den Bodensee versammelt hatten. Die Organisatoren der Menschenkette gaben auf ihrer Internetseite rund doppelt so viele Teilnehmer an – nämlich circa 25.000. Am Sonntag war dann gar von 60.000 Teilnehmern die Rede.

    Allerdings hatten die Veranstalter während der Abschlusskundgebung am Samstagabend bereits selbst eingeräumt, dass es Lücken in der Kette gegeben habe. Eine Rednerin sagte dazu: „Natürlich gab es Lücken, aber im Herzen waren wir alle eins.“

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