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Blitzmarathon: Polizei kontrolliert über eine Million Autofahrer und eine Herde Lamas

Blitzmarathon

Polizei kontrolliert über eine Million Autofahrer und eine Herde Lamas

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    Polizei kontrolliert über eine Million Autofahrer und eine Herde Lamas
    Polizei kontrolliert über eine Million Autofahrer und eine Herde Lamas

    Erster bundesweiter Blitzmarathon: Die Polizei hat den Autofahrern eine entspannte Fahrweise attestiert und dennoch reihenweise Temposünder erwischt.

    Die Messstellen in Schwaben und im angrenzenden Oberbayern gibt es hier

    Blitzmarathon: 15.000 Polizisten kontrollieren 24 Stunden

    Fast 15 000 Polizisten kontrollierten an mehr als 8700 Stellen seit Donnerstagmorgen 24 Stunden lang Autofahrer. Dabei dürfte die Geschwindigkeit von weit mehr als einer Million Autofahrer gemessen werden. Ergebnisse wollte die Polizei an diesem Freitag bekanntgeben.

    Blitzerarten: So werden Raser geblitzt

    Polizei und kommunale Verkehrsüberwacher haben mehrere Möglichkeiten, das Tempo von Autofahrern zu kontrollieren. Die gängigsten Kontrollverfahren:

    Ende der 1950er Jahre begann eine neue Ära im Straßenverkehr: Im Regierungsbezirk Düsseldorf kam erstmals ein mobiles Radargerät zur Geschwindigkeitskontrolle zum Einsatz. Mittlerweile gibt es eine Reihe unterschiedlicher Techniken.

    Radaranlagen: Die Geräte senden Radarstrahlen aus, die das Auto reflektiert. Wird die Messschwelle überschritten, wird ein Fotoapparat ausgelöst - eine der am weitesten verbreiteten Techniken.

    Lichtschranke: Mehrere Lichtschranken stehen nacheinander quer zur Straße. Beim Unterbrechen jeder Lichtschranke liefert das Auto ein elektrisches Signal. Das Gerät misst die Zeitabstände und errechnet so das Tempo.

    Drucksensoren: Mehrere Sensoren werden in bestimmten Abständen in die Fahrbahn eingelassen. Beim Überfahren werden Signale ausgelöst, mit denen das Tempo errechnet werden kann.

    Lasergeräte: Sie senden eine Folge von Impulsen aus und empfangen den vom Fahrzeug reflektierten Anteil. Die Geräte messen die Zeit bis zum Wiedereintreffen des Signals und errechnen so die Entfernung des Fahrzeugs. Aus deren Veränderung ergibt sich die Geschwindigkeit. Neben Handmessgeräten, die einzelne Autos anvisieren, gibt es Laserscanner, die mehrere Fahrstreifen zugleich überwachen.

    Video: Videokameras setzt die Polizei in ihren Fahrzeugen und im fließenden Verkehr ein. Um zu messen, ob ein Autofahrer zu schnell unterwegs ist, wird manuell die Zeit gestoppt, die er für eine gewisse Strecke braucht. Das Gerät errechnet das Durchschnittstempo.

    Im Norden meldete die Polizei deutlich gedrosseltes Tempo: "Wir stellen fest, dass die Leute langsamer fahren", sagte ein Sprecher des Innenministeriums von Mecklenburg-Vorpommern. So sei an einem Kontrollpunkt in Schwerin kein einziger Raser erwischt worden, während an derselben Stelle sonst dutzendweise Autofahrer als zu schnell auffallen. Auch aus Hamburg und Schleswig-Holstein wurde ein auffällig ruhiger Berufsverkehr gemeldet.

    Im Süden bremste der Regen den Verkehr zusätzlich

    Das Radarfoto, herausgegeben zeigt ein weißes Pferd auf dem Schullendamm in Meppen, das von einer Koppel ausgebrochen war.
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    Vor 60 Jahren, am 15. Februar 1959, blitzten Polizisten in Deutschland erstmals mit mobilen Geräten. Seitdem halten sie auch kuriose Momente fest.

     Im Südwesten bremste zusätzlich starker Regen den Verkehrsfluss. Entsprechend wenig Temposünder fielen auf, hieß es in Stuttgart.

    In Dortmund wurde ein Raser gleich zweimal geblitzt

    In Dortmund sei ein Raser dafür gleich zweimal geblitzt worden, teilte die Polizei mit. Das erste Mal raste er trotz der groß angekündigten Aktion mit Tempo 96 statt 50 Stundenkilometern in eine Kontrollstelle. Dabei wurde festgestellt, dass er seine Kraftfahrzeug-Steuer nicht bezahlt hatte. Mit quietschenden Reifen fuhr er wutentbrannt davon - und landete mit Tempo 78 direkt in der nächsten Tempofalle. Macht zusammen 230 Euro Geldbuße, vier Punkt in Flensburg und einen Monat Fahrverbot.

    Lamas gerieten in die Tempofalle

    In Krefeld und Hückeswagen (Nordrhein-Westfalen) gerieten Lamas ins Visier der Tempokontrolleure. Die entlaufenen Tiere verhinderten dort eine Weile weitere Kontrollen, weil die Beamten alle Mühe hatten, die Andentiere wieder einzufangen. Auf der Autobahn 1 bei Lübeck kam der Verkehrssünder aus der falschen Richtung: Ein Radfahrer war als Geisterfahrer auf der Autobahn unterwegs - und wurde vom Kontrollteam gestoppt.

    In Köln wurde ein Autofahrer mit Tempo 91 in einer Tempo-50-Zone gemessen. Weil sein Flensburger Konto bereits 16 Punkte aufwies, ist sei Führerschein nun futsch.

    Die Innenministerkonferenz hatte die bundesweite Aktion im Mai beschlossen. Alle 16 Bundesländer und Stadtstaaten beteiligten sich. Inzwischen werde die Idee aus Nordrhein-Westfalen auch in Ländern wie Finnland, Portugal und Polen kopiert, hieß es in Düsseldorf.

    NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) und ADAC-Präsident Peter Meyer zogen in Grevenbroich Zwischenbilanz: "Die meisten Autofahrer fahren in ganz Deutschland verantwortungsbewusster", sagte Jäger. "Mit solchen Aktionen besteht die Chance, das Bewusstsein von Auto- und Motorradfahrern zu ändern", erklärte ADAC-Präsident Meyer.

    Im vergangenen Jahr sank die Zahl der von Rasern verursachten Verkehrstoten in Nordrhein-Westfalen, wo bereits vier landesweite "Blitz-Marathons" stattfanden, um 32 Prozent. "Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind", erklärte Innenminister Jäger.

    Staatskasse füllen oder Erziehungsmaßnahme?

    Der Verein "Mobil in Deutschland" steht der Aktion hingegen kritisch gegenüber. Der einzige Grund des "Blitz-Marathons" sei, die Staatskasse zu füllen. Dem widerspricht die Polizei: Es gehe darum, die Autofahrer zu langsamerem Fahren zu bewegen.

    Kritik kam auch den den Reihen der Piratenpartei und der FDP. Die wenigsten Verkehrstoten kämen wegen zu hohen Tempos ums Leben, sondern wegen unangepassten Fahrens und Fahrfehlern, erklärte die Piratenfraktion im NRW-Landtag. dpa/AZ

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