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Blitz-Atlas: In welchem Landkreis wie viele Blitze einschlagen

Blitz-Atlas

In welchem Landkreis wie viele Blitze einschlagen

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    Freuen dürfen sich über die wenigen Blitze die Versicherer.
    Freuen dürfen sich über die wenigen Blitze die Versicherer. Foto: Marcus Führer (dpa)

    Im Landkreis Wesel in Nordrhein-Westfalen sind im vergangenen Jahr mehr Blitze pro Quadratkilometer eingeschlagen als überall sonst in Deutschland. Auf einer Fläche von 1000 mal 1000 Meter hat es dort durchschnittlich 4,13 Mal geblitzt, 4297 Mal im kompletten Landkreis. Bei den Städten liegt hingegen das unterfränkische Aschaffenburg vorne. Dort gab es zwar nur 238

    Wie sieht es in der Region aus?

    Ganz so hoch sind die Werte in der Region nicht. Hier führt der Landkreis Neu-Ulm mit 1,96 Blitzen je Quadratkilometer. Danach folgt bereits das Augsburger Stadtgebiet, hier blitzte es in der gleichen Fläche durchschnittlich 1,56 Mal, insgesamt 230 Mal. Rund um die Stadt herum waren die Landkreise hingegen weniger stark betroffen.

    Eine mögliche Erklärung hat Guido-Peter Wolz vom Deutschen Wetterdienst: „Eine Stadt ist eine Hitzequelle“, sagt er. Größere Städte sind ein paar Grad wärmer als das umliegende Land, weil größere Teile des Bodens versiegelt sind und mehr Menschen generell mehr Wärme verursachen.

    Gewitter entstehen, wenn warme Luftmassen aufsteigen und sich abrupt abkühlen – daher begünstigt die Stadt solche Unwetter. Das ist eine mögliche Erklärung, dass es im vergangenen Jahr in Augsburg häufiger blitzte als darum herum. Aber mit Sicherheit sagen könne man das nicht, da es viele verschiedene Faktoren gebe, erklärt Wolz. Bei kleineren kreisfreien Städten – etwa Kaufbeuren – ist das Phänomen nicht zu beobachten. Dort schlugen 2016 nur 28 Blitze ein, 0,7 pro Quadratkilometer. (Was man bei einem Gewitter gefahrlos tun darf und was nicht, lesen Sie hier.)

    Wie Blitze entstehen

    In Deutschland blitzt es jedes Jahr mehr als zwei Millionen Mal - meist in den Wolken, seltener zwischen Himmel und Erde.

    Gewitter entstehen, wenn an schwülen Tagen warme, feuchte Luftmassen aufsteigen und dabei abkühlen. Es bilden sich Wassertropfen und Eiskristalle.

    In der Gewitterwolke reichern sich im oberen Teil positiv geladene Eiskristalle an. An der Wolkenunterseite gibt es mehr negativ geladene Wassertropfen.

    Überschreitet die daraus resultierende Spannung eine bestimmte Schwelle, kommt es zu einem gigantischen Kurzschluss. Der Blitz entlädt sich innerhalb der Wolke oder zwischen Wolke und Boden.

    Wie werden die Blitze registriert?

    Die Blitzeinschläge werden in der Karlsruher Blitzzentrale von Siemens registriert. Für die Statistik registrieren Messstationen jeden Blitz, der die Erde erreicht, egal ob über Gebäude, Baum, Mast oder direkt in den Boden. Der Ort des Einschlags lässt sich auf rund 200 Meter genau bestimmen. (Wie viele Menschen von Blitzen getroffen werden und wie gefährlich das ist, lesen Sie hier.)

    Wie entwickeln sich die Blitzzahlen?

    2016 war ein sehr blitzarmes Jahr, mit 432.000 Einschlägen. So wenige Blitze schlugen seit 1999 nicht ein. Ein Ausreißer in die andere Richtung war das Jahr 2007. Damals trafen in Deutschland mehr als eine Million Blitze auf die Erde. 2015 waren es rund 550.000.

    Wolz erklärt aber, dass die vorhandenen Daten nicht ausreichen, um einen Trend zu erkennen. Denn: „Die Wetterlage ist jedes Jahr sehr unterschiedlich.“ Als Grund für die wenigen Blitze 2016 gibt Siemens an, dass vor allem im August verhältnismäßig wenig Einschläge verzeichnet wurden. Wolz erklärt, um wissenschaftlich interessante Veränderungen zu sehen, müsse man einen Zeitraum von 30 Jahren ansehen – so wird es in der Klimaforschung gemacht.

    Doch über diesen Zeitraum gibt es zu Blitzen keine verlässlichen Zahlen. Deshalb sei auch die Beobachtung, dass es in den vergangenen Jahren immer weniger Blitze gab, kein verlässlicher Hinweis auf einen Trend. „Es gibt bei der Anzahl der Blitzeinschläge von Jahr zu Jahr große Unterschiede“, sagt Wolz. So ist es wohl eher Zufall, dass das blitzreichste Bundesland 2016 – Hamburg – und das blitzärmste – Schleswig-Holstein – direkt nebeneinander liegen.

    Für wen sind die Blitzzahlen besonders interessant?

    Freuen dürfen sich über die wenigen Blitze vermutlich die Versicherer. Die Kosten für Blitzschäden sanken bereits 2015 auf 220 Millionen Euro. Insgesamt zahlten die Versicherungen für 340.000 Blitz- und Überspannungsschäden. 2014 betrug die Schadenssumme noch rund 340 Millionen Euro. Die Zahlen für 2016 liegen noch nicht vor.

    Was zeigen die Statistiken?

    Weil die Daten für ein Jahr durch den Faktor Zufall sehr beeinflusst werden, lohnt sich also ein Blick auf die Statistiken die über viele Jahre gehen. Da zeigt sich: Im bergigen Süden Deutschlands schlägt der Blitz häufiger ein als im Norden. Im Langzeitvergleich von 1999 bis 2016 liegen die bayerischen Landkreise Garmisch-Partenkirchen mit 4,2 und Berchtesgadener Land mit 3,8 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer vorn. Auch hierfür hat Wolz eine Erklärung: „Im Bergland steigen die Wolken eher auf.“ Das begünstigt Gewitter. mit dpa

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