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Bistum Limburg: Keine Rückkehr für Tebartz-van-Elst: Papst-Entscheidung wird begrüßt

Bistum Limburg

Keine Rückkehr für Tebartz-van-Elst: Papst-Entscheidung wird begrüßt

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    Der umstrittene Limburger  Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Bistum zurück.
    Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Bistum zurück. Foto: Boris Roessler/dpa

    Das Bistum Limburg ist für Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nun endgültig Vergangenheit. Für den umstrittenen Bischof, der auch der "Protz-Bischof" genannt wird, gibt es keine Rückkehr. Bereits im Oktober hatte Tebartz-van-Elst seinen Verzicht auf das Amt angeboten.

    Auslöser war der Finanzskandal um die gestiegenen Baukosten für einen neuen Bischofssitz in Limburg. Nach einer monatelangen Hängepartie hat nun Papst Franziskus am Mittwoch das Rücktrittsgesuch des suspendierten

    Marx begrüßt Entscheidung zu Tebartz-van-Elst

    Der Fall Tebartz-van Elst

    Der Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst - eine Chronologie:

    19. August 2012: Tebartz-van Elst sei erster Klasse nach Indien geflogen, um dort soziale Projekte zu besuchen, berichtet das Magazin «Der Spiegel». Das Bistum weist die Vorwürfe zurück.

    29. Mai 2013: Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Bischof wegen möglicher Falschaussage über seinen Flug nach Indien.

    28. Juni: Die umstrittene neue Bischofsresidenz hat nach Angaben des Limburger Bistums knapp 10 Millionen Euro gekostet - rund viermal so viel wie ursprünglich geplant. Der Bischof betont, dass der Bau schon 2007 vor seinem Antritt beschlossen worden sei.

    9. Juli: Das Bistum korrigiert die Gesamtkosten für die neue Residenz nach oben. Sie lägen deutlich über 10 Millionen Euro.

    25. August: Im Bistum beginnt mit einem Offenen Brief eine Unterschriftensammlung gegen die Amtsführung des Bischofs. Gefordert wird eine umfassende Aufklärung über die Kosten der Residenz.

    29. August: Das streng konservative «Forum Deutscher Katholiken» ruft zur Solidarität mit dem Oberhirten auf.

    1. September: Tebartz-van Elst bittet alle Gläubigen seines Bistums in einem Brief um Vertrauen und räumt Fehler ein.

    6. September: Gläubige überreichen dem Bischof ihren Offenen Protestbrief mit rund 4400 Unterschriften.

    9. September: Der päpstliche Gesandte Giovanni Kardinal Lajolo besucht Limburg. Der Bischof sichert wenige Tage später zu, alle Kosten für die Baumaßnahmen Prüfern zugänglich zu machen.

    23. September: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisiert Tebartz-van Elst wegen der Finanzaffäre. Eine Kommission werde untersuchen, warum die Kosten für das neue Domizil explodierten.

    7./8. Oktober: Das Bistum beziffert die Kosten für den neuen Bischofssitz jetzt auf 31 Millionen Euro. Kritiker werfen dem Bischof Täuschung vor und fordern seinen Rücktritt.

    10. Oktober: Tebartz-van Elst verteidigt die Kostenexplosion. «Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche», sagt er der «Bild»-Zeitung. Die Hamburger Staatsanwaltschaft beantragt in Zusammenhang mit dem Flug nach Indien einen Strafbefehl.

    12. Oktober: Einem Medienbericht zufolge will der Bischof rasch nach Rom fliegen. Er wolle damit Erzbischof Robert Zollitsch zuvorkommen, der am Donnerstag mit Papst Franziskus über die Limburger Situation rede.

    13. Oktober: Der Druck auf Tebartz-van Elst wächst weiter: «Welt am Sonntag» und «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichten über bis zu 40 Millionen Euro Gesamt-Finanzbedarf für die Limburger Residenz und Versuche, die Kostenexplosion zu verschleiern. Der Bischof reist am Vormittag nach Rom - zu Gesprächen mit dem Papst.

    23. Oktober: Papst Franziskus verordnet dem Bischof eine mehrmonatige Auszeit, belässt ihn aber im Amt.

    26. März 2014: Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Bistum zurück. Nach einer monatelangen Hängepartie nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des seit Oktober suspendierten Bischofs an.

    So lautet die Begründung der Papst-Entscheidung aus dem Vatikan: Die Diözese sei in eine Situation gekommen, "die eine  fruchtbare Ausübung" des bischöflichen Amtes durch Tebartz-van Elst  verhindere, Bis zur Berufung eines Nachfolgers soll der Paderborner Weihbischof Manfred Grothe als Apostolischer Administrator die Geschäfte in Limburg  führen. Tebartz-van Elst solle "zu gegebener Zeit" mit einer anderen Aufgabe betraut werden.

    Kardinal Marx begrüßt Entscheidung zu Tebartz-van Elst. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz sieht für das Bistum Limburg die Chance für einen Neubeginn.  "Es ist gut, dass der Papst heute eine Entscheidung herbeigeführt  hat, die für das Bistum Limburg eine Zeit der Unsicherheit beendet  und einen Aufbruch und Neubeginn möglich macht", erklärte Marx. Nun  sei es wichtig, dass das Bistum einen guten Weg in eine gemeinsame  Zukunft gehen könne.

    Marx würdigte die Arbeit der von der Bischofskonferenz eingesetzten  Prüfkommission zu dem Limburger Finanzskandal. Der Prüfbericht, den  Marx nicht weiter kommentieren wollte, soll im Laufe des Mittwochs  vom Bistum Limburg und von der Bischofskonferenz im Internet  veröffentlicht werden.

    Transparenz bei den Kirchenfinanzen versprochen

    Die Vorwürfe gegen Bischof Tebartz-van-Elst

    Zu autoritär, zu prunkvoll, falsche Angaben: Wochenlang hatten die Vorwürfe gegen den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst die Schlagzeilen bestimmt. Die zentralen Kritikpunkte:

    AMTSFÜHRUNG: Mehrere Priester warfen dem Bischof bereits 2010 einen autoritären Kurs vor. In ihrem Schreiben soll von «klerikalem Dünkel», vom «Abtauchen der Kirchenleute» und von «selbstverliebten Ritualen» die Rede gewesen sein.

    Auch Ende August 2013 wendeten sich Gläubige gegen den Führungsstil von Tebartz-van Elst: Frankfurter Katholiken sprachen in einem offenen Protestbrief von einer Vertrauenskrise.

    BISCHOFSRESIDENZ: Unter enormen Druck geriet der Bischof wegen seines millionenteuren Amtssitzes.

    Im Dezember 2010 waren die Um- und Neubaukosten noch offiziell mit 5,5 Millionen Euro beziffert worden. Mittlerweile geht es um eine Summe von mindestens 31 Millionen Euro - und der Geistliche wird wegen angeblicher Prunksucht angeprangert.

    Eine von der Deutschen Bischofskonferenz berufene Kommission begann im Oktober 2013 mit der Untersuchung der Kostenexplosion und legte den Bericht Anfang März im Vatikan vor.

    STRAFANTRAG: Auch die Justiz ermittelte gegen den Bischof. Die Hamburger Staatsanwaltschaft beantragte einen Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst.

    Vorwurf: Der Bischof gab im Zusammenhang mit einem Erste-Klasse-Flug nach Indien eine falsche eidesstattliche Erklärung ab. Das Verfahren wurde gegen Zahlung von 20 000 Euro eingestellt.

    Laut Staatsanwaltschaft räumte der Kirchenmann die falschen Angaben ein. Die Limburger Ermittlungsbehörde prüft seit Monaten, ob sie ein Verfahren wegen Untreue gegen ihn einleitet.

    REAKTION DES BISCHOFS: Es gibt nicht viele Äußerungen von Tebartz-van Elst. Die erste Woge des offenen Protestes im August 2013 versuchte er mit einem Brief zu glätten, in dem er um Vertrauen bittet und Fehler einräumt.

    «Rückblickend gibt es Dinge, die ich anders angehen würde», erklärte er.

    Zu den Verschwendungsvorwürfen sagte er später: «Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche.» Man solle nicht den Stab über ihn brechen.

    Die Bischofskonferenz zieht laut Marx aus den Vorgängen in Limburg  allgemein den Schluss, nun "mehr Transparenz zu schaffen und so die Glaubwürdigkeit unserer Kirche zu fördern". Die Bischofskonferenz  befinde sich hier bereits auf einem guten Weg. "Wir werden  gemeinsam Anstrengungen unternehmen, um das Maß an Transparenz bei  den Kirchenfinanzen und deren Kontrolle deutlich zu erhöhen." Auch  innerhalb der Weltkirche wolle er auf mehr Transparenz der 

    Neuanfang für Bistum Limburg

    Weihbischof Grothe, der nun zunächst die Diözese Limburg leitet,  forderte ebenfalls einen Neuanfang in dem Bistum. "Jetzt gilt es,  im Geist der Offenheit, in Aufrichtigkeit und Barmherzigkeit einen  gemeinsamen Weg für einen Neubeginn zu gehen", erklärte Grothe.  Eine Phase der Unsicherheit sei nun beendet. Er räumte ein, dass  die Geschehnisse der vergangenen Monate viele Menschen verletzt  hätten. 

    Tebartz-van Elst stand vor allem wegen der hohen Baukosten für  einen neuen Bischofssitz in der Kritik. Papst Franziskus entzog ihm  Ende Oktober die Führung seiner Amtsgeschäfte. Eine daraufhin von  der deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Kommission überprüfte  die Baukosten und legte dem Vatikan einen Prüfbericht vor. Auf  dieser Grundlage fiel nun die Entscheidung von Papst Franziskus.  afp/AZ

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