Andreas Vitti ist einer der erfahrensten Anwälte Deutschlands für Familienrecht. Scheidungen sind das Spezialgebiet des 59-jährigen Juristen. Viele Promis suchen bei ihm wie schon bei seinem Onkel Hermann Messmer, einer Münchner Anwaltslegende, Hilfe. Der inzwischen 86-Jährige hat sich zurückgezogen. Aufhorchen ließ er einst mit dem Rat: „Ich befürworte einen verpflichtenden Kursus vor der Hochzeit. Jeder und jede Deutsche sollte wissen, was die Ehe bedeutet – und wie man ihr wieder entkommen kann.“
Die Empfehlung des Experten, der bei den Scheidungen von Tony Curtis, Hans Clarin, Mehmet Scholl und hunderten anderen Leidensgenossinnen und Leidensgenossen behilflich war, ging natürlich unter. Sein Neffe Vitti hat sich intensiv mit dem Rosenkrieg zwischen Bill und Melinda Gates beschäftigt und wartet, auch wenn er in dem Fall keine Aktien hat, mit einem kostenlosen Tipp für die beiden aufgewühlt wirkenden Parteien auf: „Ich würde Bill Gates empfehlen, die Sache auf dem kleinen Dienstweg aus der Welt zu schaffen.“
Der Scheidungsanwalt rät Bill Gates zu einer Entschuldigung
Dabei besteht der kleine Dienstweg nicht nur aus einer üppigen zweistelligen Milliarden-Summe für die Gattin des Microsoft-Gründers. Gates, so wirkt es bisher, ist als überragend intelligentem Mann klar, dass er von seinem geschätzten Vermögen von rund 126 Milliarden Dollar Zweistelliges an seine einst große Liebe rüberschieben muss. Er hat damit ja schon begonnen.
Doch für Vitti ist es damit nicht getan. Da ein guter Scheidungsanwalt auch solide psychologische Fähigkeiten besitzen sollte, sagt er: „Gates muss den Kotau vor Melinda machen, sich also bei ihr öffentlichkeitswirksam entschuldigen. Dann hat er schneller Ruhe.“ Der kleine Dienstweg ist für einen überaus selbstbewusst, manchmal stur wirkenden Mann wie den Unternehmer ein großer Schritt, auch weil er, wie der Münchner Anwalt beobachtet, „das Alpha-Männchen ist, was gerne den Ton angibt“. Wer sich die dreiteilige Netflix-Dokumentation über Bill und Melinda Gates anschaut, merkt rasch: Die Amerikanerin ist selbst nicht minder willensstark, sie sagt ihrem Noch-Gatten schon lange frei heraus, was sie über ihn denkt.
Das ist Microsoft
Am 4. April 1975 gründeten die Kindheitsfreunde Bill Gates und Paul Allen das Unternehmen Microsoft.
1980 bekommt Microsoft von IBM den Auftrag, ein Betriebssystem für den geplanten Personal Computer zu liefern. Microsoft bietet ein zugekauftes Programm unter dem Namen MS-DOS an. MS-DOS kann auch an andere Hersteller verkauft werden, so legt es der Deal fest.
1985: Microsoft veröffentlicht das erste Windows, eine grafische Erweiterung für MS-DOS. Zu dem Zeitpunkt ist es noch unbrauchbar.
1987 stellt Microsoft Windows 2 vor. Microsoft wird von Apple wegen Ideenklau vor Gericht verklagt. In dem komplizierten Rechtsstreit kann sich Microsoft fünf Jahre später endgültig durchsetzen.
Windows 3.0 erhält eine komplett neue Oberfläche 1990. Die Nachfolgeversion 3.11 (1994) gilt als die erste wirklich brauchbare Windows-Variante.
1993: Mit Windows NT stellt Microsoft ein 32-Bit-System für Workstations und Server vor.
Microsoft bringt 1995 Windows 95 auf den Markt. Diesmal wird ein unüblicher Marketing-Aufwand betrieben.
1998: Windows 98 kommt als Weiterentwicklung von Windows 95 auf den Markt.
2000 erscheint Windows Me. Es ist das letzte Betriebssystem, das auf MS-DOS aufsetzt. Diese Windows-Variante galt als besonders fehleranfällig.
Im Oktober 2001 bringt Microsoft Windows XP heraus. Es ist das langlebigste Betriebssystem von Microsoft. XP setzt auf der Architektur der Windows-NT-Familie auf.
2007: Windows Vista verkauft sich zwar gut, ist aber bei Nutzern unter anderem wegen umständlicher Bedienung unbeliebt.
2009 soll Windows 7 die Schwächen von Vista ausbessern.
2012 kommt Windows 8 auf den Markt. Es verfügt über zwei unterschiedliche Benutzeroberflächen: eine Kacheloptik für Tablet Computer und ein herkömmlicher Windows-Desktop für PCs. Viele Nutzer vermissen den beliebten Start-Button.
2013 kommt die verbesserte Version von Windows 8 auf den Markt. Sie nennt sich Windows 8.1.
2015: Microsoft plant das aktuelle Betriebssystem Windows 10. Mit Windows 10 bietet Microsoft eine einheitliche technische Plattform für PCs, Tablet-Computer und Smartphones an. Das Start-Menü kehrt auf den PC zurück.
Auch wenn Gates im September 2019, als die Serie gesendet wurde, noch das Hohelied auf Melinda mit seiner manchmal schrillen Stimme sang („Sie ist die Einzige, die mich versteht“), wird doch deutlich, wie sehr ein Alpha-Männchen eine solche Form tiefer gehenden weiblichen Verständnisses nerven kann. Als er gefragt wird, ob ihn Melinda schon mal ihre Meinung wissen lasse, schaut der sonst meist lachende und kritische Situationen mit Witzchen abbügelnde 65-Jährige ernster, fast leidend und gesteht, dass er „oft“ Adressat derartiger Urteile seiner Frau sei.
Bill und Melinda Gates: auf Augenhöhe in ihrer Stiftung
Melinda Gates, 56, die seit dem Trennungs-Hickhack wieder ihren einstigen Nachnamen French trägt, wirkt in Interviews und der psychologisch verräterischen Netflix-Dokumentation wie eine Frau, die in ihrer Ehe Jahr für Jahr mehr darauf bedacht war, Augenhöhe zu erlangen. Bill Gates betont auffällig, dass in der Arbeit für die gemeinsame wohltätige Stiftung nun Gleichberechtigung zwischen ihm und seiner Partnerin eingekehrt sei.
Das war, wie Geständnisse der Noch-Ehefrau nahelegen, nicht immer so. Melinda French Gates musste bei immer neuen Rückschlägen um die für eine emanzipierte Frau wichtige Augenhöhe stetig ringen. Auch wenn sie ihren Mann einst als Person beschrieb, die hinter der Fassade sanft, warmherzig und sehr neugierig sei, tritt die einstige Microsoft-Managerin ihm mit schonungsloser Direktheit gegenüber. Als Melinda French Gates in der Serie befragt wird, wie sie denn den Filmtitel „Inside Bill‘s Brain“, also „Im Inneren von Bills Gehirn“ beurteile, kann sie sich vor Lachen kaum halten. Sie hat wirklich eine fulminante Lache. Es scheppert richtig, wenn sich die Frau über etwas amüsiert.
Der Fragesteller wirkt verdutzt und will wissen, warum sie sich vor lauter Heiterkeit kaum noch halten könne. Die Noch-Gates-Gattin meint, im Gehirn ihres Mannes sehe es chaotisch aus. Welcher Geschlechtsgenosse hört so etwas gerne via TV von seiner Angetrauten? Hier setzt Promi-Scheidungsanwalt Vitti an: „Melinda ist beleidigt. Sie straft ihren Mann für die Vergangenheit ab und versucht in der juristischen und nach außen getragenen Auseinandersetzung, die aus ihrer Sicht verloren gegangene Augenhöhe wieder zu erkämpfen.“
Am Ende geht es nicht so sehr um Geld, sondern um Ehre. Der selbst zweimal geschiedene und nun ledige Münchner Jurist glaubt, Bill Gates würde mit einer Bitte um Verzeihung gegenüber seiner Noch-Frau besser fahren, als wenn er ständig mit öffentlichen Erklärungen seiner Presseleute auf Vorwürfe aus dem Melinda-Umfeld reagiert. In Fachkreisen ist hier von der Beckenbauer-Methode die Rede. Der „Kaiser“ hat sich bekanntlich in seiner münchnerisch-unnachahmlichen Art für eine amouröse Aktion und deren physische Folgen mit dem Satz entschuldigt: „Der liebe Gott freut sich über jedes Kind.“
Die Epstein-Verbindung hat Melinda "das Kraut ausgeschüttet"
Beckenbauer versteht es, charmant zu deeskalieren, eine Gabe, die der Herrgott Gates nicht gegönnt zu haben scheint. Melinda, das wird im bisherigen Ehe-Gezänk deutlich, verübelt dem Microsoft-Kaiser nicht nur außereheliche Frauen-Plänkeleien, die ihr Mann nach US-Quellen (Wall Street Journal, New York Times) geschätzt haben soll. Sie ist vor allem über Kontakte zu einer Person entsetzt, die ein bekannter Mann wie Gates am besten nicht einmal von Weitem kennt. Denn der Microsoft-Gründer hat, wie er einräumt, gelegentlich Jeffrey Epstein getroffen, der angeklagt worden war, einen Ring zur sexuellem Ausbeutung Minderjähriger unterhalten zu haben. Der moralisch zweifelhafte Investmentbanker starb im August 2019 in Haft.
Eine solcher Mann, dessen Privatjet „Lolita Express“ und dessen karibisches Eiland „Insel der Orgien“ hieß, ist kein Umgang für einen als Philanthrop, also Retter der Menschheit auftretenden Super-Reichen, der mit Milliarden hilft, Krankheiten wie Malaria und Polio zu besiegen, sogar den Klimawandel aufhalten will. Melinda French Gates muss, nach allem was aus seriösen US-Medien bekannt ist, entsetzt gewesen sein, als sie von Treffen ihres Mannes mit Epstein erfuhr. Die seltsame Beziehung scheint ihr, wie man in Bayern sagt, das Kraut ausgeschüttet zu haben und sie trotz dreier gemeinsamer Kinder zu bewegen, die Ehe zu beenden.
Da hilft es nichts, dass der bislang nicht entschuldigungswillige Gates seinen Kopf aus der Epstein-Schlinge ziehen will. Hier wird der bizarre Scheidungskrieg vollends absurd. Die Rechercheure der US-Nachrichten- und Meinungs-Internetseite The Daily Beast wollen in Erfahrung gebracht habe, Gates habe sich von Epstein erhofft, die richtigen Leute kennen zu lernen, um den Friedensnobelpreis zu gewinnen. Das wünsche sich Bill mehr als alles andere. Wenn das zutreffen sollte, zeigt sich wiederum die ausgeprägte Eitelkeit des Mannes, der aus dem Nichts als genialer Programmierer mit seinem Weggefährten Paul Allen eines der wichtigsten Unternehmen der Welt geschaffen hat.
Philanthropische Gespräche? Nicht die Stärke von Epstein
Bei einem in Sachen Nobelpreis von Epstein arrangierten Treffen sollen die ehemalige Miss Schweden, Eva Andersson-Dubin, mit welcher der Amerikaner einst liiert war, und deren damals 15-jährige Tochter dabei gewesen sein. Gates wird in der an Indiskretionen überreichen Schlammschlacht mit den Worten zitiert: „Eine sehr attraktive schwedische Frau und ihre Tochter kamen vorbei. Ich blieb ziemlich lange dort.“ Eine Sprecherin des Microsoft-Gründers weist die Darstellungen vom Treffen mit Epstein zurück. Der Betroffene selbst soll behaupten, nur philanthropische Gespräche mit dem verurteilten Sexualstraftäter geführt zu haben. Nach allem, was bekannt ist, galt das nicht unbedingt als Kernkompetenz des auch nach seinem Tod in den USA massiv geächteten Mannes.
Melinda French Gates hat früh eine Epstein-Allergie entwickelt. Was ihr auch nicht behagt, sollen die nerdigen, tollpatschigen Versuche ihres Gatten sein, im Arbeitsumfeld als Vorgesetzter Mitarbeiterinnen anzubaggern. Über dergleichen Vorfälle schreibt die New York Times. Einmal habe Mister Microsoft eine Beschäftigte linkisch in einer Mail um ein Rendezvous gebeten, aber einschränkend hinzugefügt: „Wenn es Dir unangenehm ist, tue einfach so, als wäre nichts passiert.“
Bill Gates ist ein Mann mit zwei Gesichtern: Das eine zeigt einen rastlos arbeitenden Unternehmer, der sein Vermögen zu überwiegenden Teilen für eine bessere Welt einsetzt und Berge von Büchern liest, um noch klüger zu werden. Das andere offenbart einen unduldsamen, rechthaberischen, besserwisserischen, in geschäftlichen Dingen rücksichtslosen Aufsteiger, für den Treue in der Ehe keine Kardinaltugend ist.
Dabei soll ihm Melinda zumindest zu mehr Empathie gegenüber Untergebenen erzogen haben, was Bill Gates Abstand davon nehmen ließ, über Bemerkungen von mit weniger Intellekt gesegneten Mitmenschen zu sagen: „Das ist das Dümmste, das ich je gehört habe.“
Der Anwalt sagt: Treue ist ein gesellschaftlicher Zwang
Frauen können Männer zwar besser, aber nicht unbedingt treu machen. Gates soll, was erstaunliche Parallelen zu den vorehelichen Turteleien von Prinz Charles und seiner damals noch Camilla Parker Bowles heißenden Angebeteten aufweist, mit seiner Ex-Freundin Ann Winblad nach der Eheschließung mit Melinda einmal im Jahr in den Urlaub gefahren sein. Das gestand er dem Magazin Time: „Wir können Putt-Putt spielen, während wir uns über Biotechnologie unterhalten.“ Dabei weist Putt-Putt nicht die geringste sexuelle Komponente auf, sondern ist ein Computerspiel für kindliche Gemüter. Derartige Ferienvergnügen eines Ehemanns muss eine Frau aushalten können.
Scheidungs-Profi Vitti ist sich nach rund 30 Jahren im Geschäft sicher: „Gelegenheit macht Liebe.“ Promis böten sich im Gegensatz zu Normal-Sterblichen viel häufiger Möglichkeiten, es mit der Treue nicht ganz ernst zu nehmen. „Sie werden halt angehimmelt. Da kann man schon mal schwach werden.“ Dabei wollten extrem erfolgreiche Unternehmer wie Gates auch im Privatleben Erfolge auskosten, also bewundert werden.
Vitti kommt zum wahrscheinlichen Kern der unrettbar wirkenden Ehe der Gates’: „Nach 27 Jahren beklatscht die Frau ihren Mann zu Hause nicht mehr. Dann sucht er sich halt außerhalb Bestätigung.“ Treue sei nicht von der Natur vorgesehen, sondern gesellschaftlicher Zwang. Letztlich folgt eine desillusionierende Experten-Erkenntnis für Ehefrauen und Ehemänner, die sich als moralisch gefestigt betrachten: „Im städtischen Umfeld ist es heute völlig normal, sich zwei bis drei Mal im Leben scheiden zu lassen. Mit entsprechenden Verträgen bedeutet das auch nicht mehr wie früher den finanziellen Ruin.“
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