Die verrückteste Nummer aber zog Shooting-Star Lady Gaga ab. Und Popstar Pink verbreitete mit einem sprühenden Trapez-Akt Zirkusatmosphäre im Staples Center von Los Angeles.
Am Ort der Trauer um Michael Jackson gedachten die Kinder des "King of Pop", Prince Michael und seine Schwester Paris, einmal mehr mit erstickter Stimme ihres berühmten Vaters. Mary J. Blige und der italienische Tenor Andrea Bocelli sangen den Klassiker "Bridge Over Troubled Water" für die Erdbebenopfer in Haiti.
Die R&B-Sängerin Beyoncé (28) gewann die meisten Preise. Mit ihren sechs Grammy-Trophäen stellte sie einen neuen Rekord für weibliche Solokünstlerinnen auf und festigte ihren Ruf als "Queen of Pop". Ihr Hit "Single Ladies (Put a Ring on It)" wurde zum Song des Jahres gekürt. Mit ihm sicherte sie sich auch die Grammys für den besten R&B-Song und die beste Aufnahme einer R&B-Sängerin.
Den Joker aber stahl ihr das Nachwuchstalent Taylor Swift: Die 20-Jährige nahm für ihr Bestseller-Album "Fearless" den Top-Preis der Grammy-Nacht entgegen. Swift stach in der Königskategorie "Album des Jahres" außer Beyoncé auch die Schock-Pop-Ikone Lady Gaga, die Dave Matthews Band und ihre fetzigen Pop-Kollegen The Black Eyed Peas aus.
Lady Gaga (23), die mit ihren spektakulären Auftritten und den einfühlsamen Balladen in knapp zwei Jahren aus dem Nichts in den Rang der Popstars aufgestiegen war, durfte die dreieinhalbstündige Show eröffnen. In einem ihrer atemberaubenden Alien-Outfits und jeder Menge Glitzer im Gesicht klimperte sie mit Elton John auf einem Doppelpiano und ließ sich von dem Schmusesänger verwöhnen: "How wonderful life is, with Gaga in the world". Außerdem erfüllte sich ihr Grammy-Traum: Mit dem Song "Poker Face" gewann sie den Preis für die beste Tanzmusikaufnahme und mit ihrem Album "The Fame" den Zuschlag in der entsprechenden Kategorie.
Die Grammys in Form eines goldenen Grammophons sind die wichtigsten Musikpreise der USA. Sie werden von der amerikanischen Plattenindustrie in insgesamt 109 Sparten verliehen.
"Es ist ein unglaublicher Abend für mich", schwärmte Beyoncé atemlos im Grammy-Taumel. Sie bedankte sich bei ihren Fans und ganz besonders ihrem Ehemann, dem US-Rapper Jay-Z, der selbst drei Preise mit nach Hause nehmen durfte. Für ihre Solo-Musik hat Beyoncé jetzt 16 Grammys zu Hause stehen. Zusammen mit den Preisen aus ihrer Zeit mit dem Trio Destiny's Child sind es bereits 28.
Taylor Swift war von Freude überwältigt: "Diese Geschichte werden wir erzählen, wenn wir 80 Jahre alt sind", sagte sie zu ihrem Haupttreffer. "Immer und immer wieder. Damit werden wir unsere Enkel nerven: Dass wir 2010 den Grammy für das Album des Jahres gewonnen haben. Vielen, vielen Dank."
Swifts Siegeralbum "Fearless" wurde auch mit dem Grammy für das beste Country-Album gefeiert. "Ich stehe hier und erlebe einen unmöglichen Traum", sagte sie mit der Trophäe im Arm. "Fearless" hat sich bereits 5,4 Millionen Mal verkauft. Weitere zwei Preise sahnte Swift für ihren Song "White Horse" ab, darunter für den Country-Song des Jahres.
Der Preis für die Aufnahme des Jahres ging an die alternativen Rocker Kings of Leon für den Song "Use Somebody". Leadsinger Caleb Followill bekannte strahlend: "Ich will nicht lügen. Wir sind alle schon ein bisschen beschwipst, glücklich beschwipst."
Mit einer bewegenden 3D-Version seines "Earth Song" wurde Michael Jackson geehrt. Der "King of Pop" hatte den Song kurz vor seinem Tod im Juni für seine geplante Comeback-Tour "This Is It" produziert. Usher, Carrie Underwood, Celine Dion, Jennifer Hudson und Smokey Robinson sangen ihn vor Aufnahmen des Regenwaldes, von Mammutbäumen und Walen, die das Publikum im Staples Center und Fernsehzuschauer in aller Welt mit Spezialbrillen dreidimensional sehen konnten.
Die Gruppe Black Eyed Peas gewann drei Preise, darunter den Grammy für das beste Pop-Album. Zum besten Rock-Album wählten die Juroren "21 Century Breakdown" von Green Day. Newcomer des Jahres wurde die Zac Brown Band. Die sechs Countrysänger erhielten den Grammy für die beste Nachwuchsgruppe.