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Bettina Wulff: Offenbarung im neuen Buch: "Ich habe so viel geheult"

Bettina Wulff

Offenbarung im neuen Buch: "Ich habe so viel geheult"

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    Bettina Wulff geht massiv gegen die Verbreitung von Gerüchten vor. Foto: Jens Kalaene dpa
    Bettina Wulff geht massiv gegen die Verbreitung von Gerüchten vor. Foto: Jens Kalaene dpa

    Offizieller Verkaufsstart ist am Mittwoch. Doch schon am Montag ging das Buch "Jenseits des  Protokolls" der früheren First Lady Bettina Wulff in einigen Buchhandlungen über den Ladentisch. In dem Werk geht es unter anderem um die Rotlicht-Gerüchte sowie den Rücktritt ihres Mannes  Christian Wulff als Bundespräsident.

    Kapitel 13 hat die Überschrift "Die Gerüchte" und dreht sich über acht Seiten um Gerüchte, gegen die sich die 38-jährige Wulff  inzwischen juristisch wehrt. Sie schreibt: "Mein Pseudonym lautet also angeblich 'Lady Viktoria' und meine Wirkungsstätte soll ein Etablissement namens 'Chateau Osnabrück' gewesen sein. Auch in einem Berliner FKK-Club 'Artemis' soll ich als 'Gesellschaftsdame', um es mal charmant auszudrücken, mitgewirkt haben."

    Bettina Wulff: Gerüchte sind absoluter Quatsch

    Herausgeber von Zeitungen und Politiker hätten sich hinter vorgehaltener Hand über ihr vermeintliches Vorleben ausgetauscht. "Obwohl ich mich sonst bestimmt für eine starke Frau halte, die so  schnell nichts aus der Bahn wirft, habe ich darüber in den Jahren so viel geheult - ich fragte mich: 'Warum? Warum machen die das mit mir?'" Später schreibt sie: "Man kann gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte." Zum Wahrheitsgehalt der Gerüchte schreibt  Wulff: "Ich habe nie als Escort-Lady gearbeitet. Das ist absoluter Quatsch."

    Die Vorwürfe: So war das mit dem Kredit von Christian Wulff

    Das Kapitel "Die Vorwürfe" widmet sich auf 16 Seiten den Anschuldigungen gegen ihren im Februar zurückgetretenen Mann. Dabei geht es um den 500.000-Euro-Kredit der Unternehmergattin Edith Geerkens für das Haus des Ehepaars Wulff in Großburgwedel. Sie hätten nichts Verbotenes getan, schreibt Bettina Wulff. "Zum einen  haben wir uns die 500.000 Euro nicht schenken lassen und damit  schließe ich einen Zinssatz von vier Prozent ein, zum anderen war es keine Lüge, als Christian im Februar im niedersächsischen  Landtag gefragt wurde, ob er geschäftliche Beziehungen zu Egon Geerkens oder einer Firma mit seiner Beteiligung habe und dies verneinte." Es wäre aber besser gewesen, den privaten Vertrag mit

    Zu der günstigen Anschlussfinanzierung durch die Stuttgarter BW-Bank schreibt Bettina Wulff: "Natürlich haben wir uns darüber gefreut und genauso natürlich haben wir auch nicht gesagt: 'Aber das geht doch nicht, schrauben Sie die Zinsen lieber mal ein wenig  höher!" Sie hätten aber keine Vorzugsbehandlung bekommen.

    Ehepaar Wulff: Das planen sie für die zukunft

    Ebenso wenig sei es so gewesen, dass der Freund ihres Mannes,  der Filmproduzent David Groenewold, Sylt-Aufenthalte für sie  bezahlt habe. Er habe die Aufenthalte gebucht und vorgestreckt.  "Ich weiß nicht, warum es für so ungläubiges Erstaunen sorgte, dass mein Mann und ich dann David die Kosten - einmal rund 750 Euro, einmal rund 1500 Euro - in bar erstatteten und dies sogar gleich auf

    Chronologie der Affäre Wulff

    25. Oktober 2008: Christian Wulff, damals Ministerpräsident von Niedersachsen, bekommt von der Unternehmergattin Edith Geerkens einen Privatkredit über 500.000 Euro zum Kauf eines Hauses.

    18. Februar 2010: Wulff antwortet auf eine mündliche Anfrage im niedersächsischen Landtag, dass es zwischen ihm und dem Unternehmer Egon Geerkens in den vergangenen zehn Jahren keine geschäftlichen Beziehungen gegeben habe.

    12. Dezember 2011: Wulff versucht, Bild-Chefredakteur Kai Diekmann zu erreichen, um einen Bericht zur Finanzierung seines Privathauses zu verhindern oder zu verschieben. Auf der Mailbox droht er "Krieg" mit Springer an, falls die Geschichte erscheint.

    13. Dezember: Die "Bild"-Zeitung berichtet erstmals über Wulffs Hauskauf-Finanzierung.

    14. Dezember 2011: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht Wulff ihr Vertrauen aus.

    15. Dezember 2011: Der Bundespräsident bricht sein Schweigen: "Ich erkenne an, dass hier ein falscher Eindruck entstehen konnte. Ich bedauere das", heißt es in einer Mitteilung. In der Sache habe er nichts zu verbergen.

    19. Dezember 2011: Wulffs Anwalt legt Unterlagen zum Kredit und eine Liste mit Urlauben vor, die sein Mandant als Regierungschef bei befreundeten Unternehmern verbracht hat. Zudem wird bekannt, dass der Unternehmer Carsten Maschmeyer 2007 im niedersächsischen Landtagswahlkampf eine Anzeigenkampagne für ein Interview-Buch mit Wulff bezahlt hat.

    20. Dezember 2011: Wulffs Anwalt betont, sein Mandant habe von den Zahlungen nichts gewusst.

    22. Dezember: Der Bundespräsident entschuldigt sich öffentlich für die entstandenen Irritationen. Zugleich entlässt er seinen Sprecher Olaf Glaeseker.

    2. Januar 2012: Bei der Staatsanwaltschaft in Hannover gehen elf weitere Strafanzeigen gegen Wulff ein. Die Zahl der Strafanzeigen gegen Wulff liegt nun bei insgesamt 20.

    4. Januar 2012: Wulff gibt ARD und ZDF ein Interview, in dem er den Anruf bei Diekmann als «schweren Fehler» bezeichnet und volle Transparenz bei allen Fragen ankündigt. Am Folgetag veröffentlicht sein Anwalt aber nur eine zusammenfassende Stellungnahme.

    19. Januar 2012: Wegen Korruptionsverdachts lässt die Staatsanwaltschaft Haus und Büros von Wulffs entlassenem Sprecher Olaf Glaeseker durchsuchen. Die Fahnder verschaffen sich auch Zugang zu Räumlichkeiten des Eventmanagers Manfred Schmidt, der zu Wulffs Zeit in Niedersachsen enge Kontakte zur Staatskanzlei in Hannover gehabt haben soll.

    16. Februar 2012: Die Staatsanwaltschaft beantragt, die Immunität des Bundespräsidenten aufzuheben, um gegen ihn ermitteln zu können.

    17. Februar 2012: Christian Wulff tritt zurück.

    18. Februar 2012: Die Staatsanwaltschaft nimmt die Ermittlungen gegen Wulff wegen des Verdachts der Vorteilsnahme, bzw. Vorteilsgewährung auf.

    29. Februar 2012: Das Bundespräsidialamt teilt mit, dass Christian Wulff den Ehrensold bekomme - jährlich rund 200.000 Euro bis an sein Lebensende.

    9. März 2012: Wulff wird mit dem Großen Zapfenstreich der Bundeswehr in Berlin verabschiedet. Die Feier wird von Protest begleitet.

    9. Oktober 2012: Die Flitterwochen des damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff und dessen Frau Bettina im italienischen Haus eines Versicherungsmanagers rechtfertigen keine Ermittlungen wegen Vorteilsnahme im Amt. Das teilt die Staatsanwaltschaft Hannover mit.

    9. April 2013: Wulff lehnt ein Angebot der Staatsanwaltschaft ab, die Korruptionsermittlungen gegen Zahlung von 20 000 Euro einzustellen.

    12. April 2013: Die Staatsanwaltschaft Hannover erhebt gegen Wulff Anklage. Auch der Filmmanager David Groenewold wird angeklagt.

    14. November 2013: Der Prozess gegen Wulff wegen Vorteilsnahme beginnt. Es geht um rund 700 Euro, die Groenewold für Wulff gezahlt haben soll - angeblich, damit dieser sich im Gegenzug für ein Filmprojekt Groenewolds engagiert.

    9. Dezember: Der Prozess gegen Wulffs ehemaligen Pressesprecher, Olaf Glaeseker, beginnt ebenfalls in Hannover. Glaeseker geht auf Distanz zu seinem ehemaligen Chef.

    19. Dezember: Der Richter Frank Rosenow regt an, den Wulff-Prozess im Januar einzustellen. Der Grund: Mangelnde strafrechtliche Relevanz der Vorwürfe. Wulff selbst ist aber gegen die Einstellung des Verfahrens.

    27. Februar 2014: Christian Wulff wird in seinem Korruptionsprozess freigesprochen und damit vom Vorwurf der Vorteilsannahme entlastet. (dpa)

    Bettina Wulff äußert sich auch zu den Zukunftsplänen des  Ehepaares. Sie wolle weiter freiberuflich für den  Medizintechnikhersteller Ottobock arbeiten, für den sie bereits bei  den Paralympics in London im Einsatz war. Außerdem wollten sie und  ihr Mann "mindestens in den kommenden drei bis fünf Jahren" in  Großburgwedel bleiben.

    Wulff muss an Familienleben teilnehmen

    Ihren Mann nehme sie jetzt stärker fürs Familienleben in die Pflicht. Sie habe ihm schon mehrfach gesagt: "Jahrelang hat die Uhr nach deinem Takt geschlagen und jahrelang haben wir uns als Familie  nach deinem Leben gerichtet. Jetzt ist es doch eine Selbstverständlichkeit, dass du mehr Präsenz zeigst und auch wir anderen in den Vordergrund rücken." Bei ihrem Mann habe sich diesbezüglich die Einstellung inzwischen "etwas gewandelt", er sei für seine Kinder inzwischen "mehr denn je" da. AZ/AFP

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