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Betrug: Jetzt wird auch gegen die spanische Königin ermittelt

Betrug

Jetzt wird auch gegen die spanische Königin ermittelt

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    Das spanische Königspaar während eines Besuchs in Aachen 2007.
    Das spanische Königspaar während eines Besuchs in Aachen 2007. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Sie ist das beliebteste Mitglied des spanischen Königshauses. Galt bisher als ehrlich und vorbildlich. Scheinbar unberührt von den Skandalen, in deren Mittelpunkt vor allem ihr Ehemann, Juan Carlos I., steht. Doch nun gerät auch das Bild der immer so sympathisch lächelnden Königin Sofía, die gerade ihren 82. Geburtstag feierte, ins Wanken.

    Juan Carlos' Frau Sofía könnte vom Betrug gewusst haben

    Wie die angesehene spanische Zeitung El Diario berichtete, ist nun auch die Mutter von Spaniens aktuellem Throninhaber, Felipe VI., ins Visier der Ermittler geraten. Denn nicht nur Juan Carlos, sondern ebenfalls Sofía und noch weitere Mitglieder der Königsfamilie sollen ihr Luxusleben jahrelang aus dubiosen Finanzquellen bestritten haben.

    Dabei wurden, dem neuen Bericht zufolge, Kreditkarten benutzt, die mit geheimen Konten verbunden waren, deren Besitzverhältnisse über Strohmänner verschleiert wurden. Diese Konten seien mit hohen Summen gespeist worden, die zwischen 2016 und 2018 aus dem Ausland gekommen seien. Spaniens Generalstaatsanwältin Dolores Delgado bestätigte, dass der Oberste Gerichtshof in Madrid die Untersuchungen in diesem neuen Fall an sich gezogen habe.

    Diese mutmaßliche Kreditkartenaffäre löste bereits das zweite Ermittlungsverfahren am Gerichtshof gegen Juan Carlos aus, der von 1975 bis 2014 königliches Staatsoberhaupt war. In einem ersten Verfahren, das im Juni bekannt wurde, geht es um den Verdacht des Steuerbetrugs, der Geldwäsche und der Korruption. Im Mittelpunkt stehen geheime Konten in der Schweiz, die möglicherweise während Juan Carlos’ Amtszeit mit millionenschweren Schmiergeldern gefüllt worden waren. Nachdem im Sommer immer mehr Einzelheiten über seine geheimen Geldgeschäfte ans Licht gekommen waren, hatte sich der 82-Jährige in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Abu Dhabi in die Vereinigten Arabischen Emirate abgesetzt.

    Skandal-König Juan Carlos

    Juan Carlos, 1938 in Rom geboren, war seit November 1975 fast vier Jahrzehnte lang König von Spanien. 2014 dankte er zugunsten seines Sohns Felipe ab. Im Sommer 2019 hatte sich der Altkönig, der schon seit längerem am Stock geht, auf eigenen Wunsch völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Dazu erklärte er: „Ich denke, dass der Augenblick gekommen ist, um eine neue Seite in meinem Leben aufzuschlagen“. Nach der Abdankung erhielt er den Ehrentitel „Rey“ (König).

    In den letzten Jahren wurde er mehrfach operiert – allein zwischen Mai 2010 und November 2013 neun Mal. Dabei ging es um Eingriffe an Knie, Hüfte oder Bandscheibe. Im August 2019 wurden ihm drei Bypässe eingesetzt.

    Juan Carlos heiratete 1962 Prinzessin Sophia von Griechenland in Athen. Sie haben drei Kinder: Elena (1963), Cristina (1965) und Felipe (1968). Allerdings werden ihm diverse Affären nachgesagt, auch Vaterschaftsklagen wurden gegen ihn angestrengt.

    Galt er lange als resolutes und hoch angesehenes Staatsoberhaupt, das den Übergang von der Franco-Diktatur zur Demokratie ermöglichte, litt sein Ruf vor allem durch eine Reise nach Botswana 2012, wo er – mitten in der Wirtschaftskrise – Elefanten jagte. Er bat dafür öffentlich um Entschuldigung.

    Ehefrau Sofía begleitete Juan Carlos nicht. Sie lebt seit Jahren von ihrem Ehemann getrennt. Den Berichten zufolge prüfen die Finanzfahnder derzeit, ob Sofía wusste, dass sie von Juan Carlos mit einer der fragwürdigen Kreditkarten ausgestattet worden war.

    König Felipe: Der Ruf der Monarchie ist geschädigt

    Vor einigen Wochen hatte bereits Juan Carlos’ langjährige Geliebte, die deutsche Geschäftsfrau Corinna zu Sayn-Wittgenstein, angedeutet, dass die bisher bekannt gewordenen Einzelheiten nur die Spitze des Eisberges sein könnten. In einem Interview mit dem britischen TV-Sender BBC erweckte sie den Eindruck, dass sich die Königsfamilie jahrzehntelang mit fragwürdigen Geschäften bereichert habe. Und sie sagte, dass die Spuren von „Hunderten Konten“ im Ausland zum Königspalast führen würden.

    Für Spaniens amtierenden König Felipe VI., der 2014 die Krone erbte, wird es derweil zunehmend schwieriger, den angeschlagenen Ruf der Monarchie zu retten. Zwar werden der 52 Jahre alte Felipe und seine 48-jährige Frau Letizia derzeit nicht mit den fragwürdigen Machenschaften in Verbindung gebracht. Doch den Schatten, dass Felipe schon länger zumindest eine Ahnung von den dunklen Geschäften seines Vaters hatte, konnte er bisher nicht abschütteln.

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