Der Berliner AfD-Politiker Gunnar Lindemann muss gerade auf Twitter einiges an Spott ertragen. Dort teilte er eine Meldung der BZ mit der Überschrift "Frau übersieht Fahrspurende und fährt in Baustelle - zwei Verletzte". Er erkannte darin ein Beispiel für das, was er "Genderwahnsinn" nennt.
Er hielt das Wort Fahrspurende offenbar für eine geschlechtsneutrale Version von "Fahrspur", ähnlich wie beispielsweise "Studierende" statt "Studenten" benutzt wird. Gemeint hatte die BZaber das Ende einer Fahrspur.
Der Tweet erhielt viel Aufmerksamkeit. Fast 2000 Mal wurde er bis zum Mittwochmorgen geteilt, etwa 2800 Mal darauf geantwortet. Darunter war einiges an Spott und Kritik zu lesen.
Gunnar Lindemann und "Fahrspurende": Das sind die Reaktionen auf Twitter
Einige User antworteten ironisch auf Lindemanns Tweet und posteten Bilder von vermeintlich gegenderten Wörtern. Darunter Begriffe wie "Spurrinnen"...
...oder "Hähnchen-Innenfilet".
Andere reagierten mit offener Ablehnung an Lindemann selbst. Darunter der Pianist Igor Levit. Er bezeichnete den Politiker als "Rechtsextremist" und nannte ihn "unendlich doof".
Auch die politischen Gegner Lindemanns haben das Thema kommentiert. "Wenn die ideologische Verblendung dazu führt, dass man es nicht mehr schafft, einen Satz zu lesen", schrieb beispielsweise die Junge Union Bayern als Antwort auf den Tweet. Der Berliner Sozialdemokrat Ben Schneider warnte derweil vor Lindemanns Verbindungen zu Russland. Für ihn sei Lindemann kein "peinlicher Witz" sondern "politische Realität".
#Fahrspurende: Gunnar Lindemann rechtfertigt sich mit Verweis auf den Duden
Lindemann selbst verteidigte den Tweet mit der Begründung, das Wort "Fahrspurende" stehe nicht im Duden. Und verwies darauf, es müsse "Fahrspur-Ende" heißen.
Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland rechtfertigte Lindemann den Tweet: "Ein Wort 'Fahrspurende' existiert nach dem Duden für die deutsche Rechtschreibung nicht. Mit dem Tweet wollte ich auf humorvolle Art die Medientreibenden und alle anderen Leser ein wenig für die deutsche Sprache sensibilisieren. Das Ende einer Fahrspur ist mir als Verkehrspolitiker natürlich bekannt."
Die Verteidigung wollten einige in der Twitter-Community aber nicht ganz ernst nehmen. Der Schauspieler Christian Ulmen schrieb beispielsweise: "Aber Ihre Kritik war doch nicht, dass das Wort orthografisch falsch ist, sondern Sie lasen darin eine gegenderte Form des Wortes Fahrspur. Das ist wirklich beeindruckend." Andere Nutzer verwiesen darauf, dass die Wörter "Genderwahnsinn" oder "Gendergaga" auch nicht im Duden zu finden seien. (AZ)