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Berlin: Große Razzia in Berlin: Clan-Chef Arafat A.-Ch. steht im Fokus

Berlin

Große Razzia in Berlin: Clan-Chef Arafat A.-Ch. steht im Fokus

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    300 Einsatzkräfte waren in Berlin und Brandenburg im Einsatz, darunter auch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) sowie mehrere Abteilungen des Landeskriminalamtes (LKA).
    300 Einsatzkräfte waren in Berlin und Brandenburg im Einsatz, darunter auch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) sowie mehrere Abteilungen des Landeskriminalamtes (LKA). Foto: Paul Zinken, dpa

    Es ist noch nicht richtig hell, als Berliner Ermittler und Steuerfahnder Dienstagfrüh an mehreren Orten gleichzeitig anrücken - in Berlin, Brandenburg und der Schweiz. Der Verdacht: Steuerhinterziehung, Geldwäsche, Betrug. Es geht um einen Bereich, den die Staatsanwaltschaft "Managementleistungen innerhalb der Rapszene" nennt - und es geht um vier Verdächtige. 

    Razzia richtete sich gegen Berliner Clan-Chef Arafat A.-Ch.

    Über Stunden überprüfen rund 300 Beamte Geschäftsräume und Wohnungen, auch eine Villa südlich von Berlin ist dabei. An mehreren Orten werden Kisten, Taschen und ganze Trolleys mit Geschäftsunterlagen und Datenträgern beschlagnahmt und Vermögenswerte von mehreren Millionen Euro vorläufig sichergestellt. 

    Die großangelegte Razzia richtet sich nach dpa-Informationen gegen den Berliner Clanchef Arafat A.-Ch. und drei weitere Verdächtige. Festgenommen wird niemand. Ein Anwalt von A.-Ch. teilt mit: "Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich derzeit keine Auskünfte erteilen kann."

    Bushido gegen Clanchef Arafat A.-Ch.: Prozess startete im August

    Gegen den 44 Jahre alten A.-Ch. und drei seiner Brüder hatte im August am Berliner Landgericht ein großangelegter Prozess wegen Straftaten zum Nachteil des Rappers Bushido begonnen. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt für A.-Ch. die Unschuldsvermutung - dies gilt auch für die jetzt laufenden Ermittlungen. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft will sich am Dienstag nicht dazu äußern, ob die Durchsuchungen direkt mit der laufenden Hauptverhandlung zusammenhängen. "Aus anderen Ermittlungen ergaben sich Hinweise auf Steuerstraftaten", sagt der Sprecher.

    Laut Anklage sollen A.-Ch. und die Brüder als Gehilfen oder Mittäter Bushido Anklage bedroht, beschimpft, eingesperrt und angegriffen haben. Bushido hatte in den vergangenen Wochen als Zeuge berichtet, dass A.-Ch. als Manager und Geschäftspartner im Lauf der Jahre insgesamt neun Millionen Euro von ihm erhalten habe. Die Männer schweigen bislang. Drei von ihnen, darunter der 44-Jährige, sind auf freiem Fuß. 

    Arafat A.-Ch. und Bushido - mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi - waren einst Partner im Musikgeschäft, posierten zusammen auf dem roten Teppich. Doch dann kappte Bushido die Geschäftsbeziehung. Im Prozess sagte der Musiker als Zeuge, es sei eine Zwangsheirat gewesen. 

    Prozess soll nach Trauerfall am 30. September fortgesetzt werden

    Der Prozess war vor einer Woche unterbrochen worden, weil es der Mutter der Angeklagten sehr schlecht ging. Wenig später starb die Frau, zu der Beerdigung in Berlin kamen Hunderte Trauergäste

    Am 30. September soll vor Gericht die Befragung von Bushido, der auch Nebenkläger ist, fortgesetzt werden. Der Musiker wird stets von Beamten mit Sturmhauben in den Gerichtssaal gebracht, er steht unter Polizeischutz.

    Am Vormittag hatte die Staatsanwaltschaft per Twitter mitgeteilt, die vier Beschuldigten seien teilweise dem Bereich der Organisierten Kriminalität zuzurechnen. 

    In Berlin haben die Ermittler seit einiger Zeit ihren Kampf gegen diese Kriminalität verstärkt, bei der es vor allem darum geht, viel Geld aus illegalen Geschäften in den legalen Kreislauf zu bringen, so etwa durch den Kauf von Immobilien oder Drogengeschäfte.

    Polizeigewerkschaft zu Razzia: Rechtsstaat muss Sumpf trocken legen

    Die Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat die Razzia gegen Mitglieder des arabischstämmigen Clans begrüßt. "Die heutigen Maßnahmen sind wichtig, denn der Rechtsstaat muss immer weiter dran bleiben, um den Sumpf trocken zu legen", teilte die GdP am Dienstag mit.

    Clans hätten in den letzten Jahren viel illegales Geld in den legalen Kreislauf gespeist und "mit Drogengeschäften, Schutzgelderpressung und anderen kriminellen Einnahmequellen Immobilien und andere Luxusgüter finanziert". Jährlich würden im Geldwäscheparadies Deutschland mehr als 100 Milliarden Euro rein gewaschen. Polizei und Staatsanwaltschaft bräuchten mehr Personal und gesetzliche Möglichkeiten zur Vermögensabschöpfung. (Von Andreas Rabenstein und Jutta Schütz, dpa)

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