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Bekannte Gesichter als Zugpferd: Immer mehr Promis werben für den guten Zweck

Bekannte Gesichter als Zugpferd

Immer mehr Promis werben für den guten Zweck

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    Günther Jauch wirbt zusammen mit dem Bierhersteller Krombacher für den Erhalt des Regenwaldes.
    Günther Jauch wirbt zusammen mit dem Bierhersteller Krombacher für den Erhalt des Regenwaldes.

    Berlin (ddp). "Topmodel"-Gewinnerin Lena Gercke leiht ihr Gesicht nicht nur Modelabels oder Gummibärchen-Herstellern.

    Ebenso wie Popsängerin Sarah Connor ist sie seit kurzem auf großflächigen Plakaten zu sehen, die für Knochenmarkspenden werben. Ihre Fans sind von dem Engagement begeistert. "Lena macht wirklich viel in letzter Zeit mit solchen guten Kampagnen", schreibt einer auf der Homepage des Castingstars und findet: "Das zeigt auch ihre Persönlichkeit." Und ein anderer ergänzt: "Ja, find ich super, wenn bekannte Gesichter für eine gute Sache ihre Zeit investieren."

    Was der guten Sache nützt, nützt eben auch dem Image der Promis. Das Nachwuchsmodel befindet sich mit seinem Engagement in guter Gesellschaft. Kaum eine gemeinnützige Organisation kommt heute ohne prominente Zugpferde aus. Günther Jauch heizt den Bierabsatz zur Rettung des Regenwaldes an, Harald Schmidt kalauert neuerdings für die Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Moderatorin Anne Will macht sich für Afrika stark, Bundestrainer Joachim Löw engagiert sich für die SOS-Kinderdörfer und Verona Pooth für Darmspiegelungen zur Krebsvorsorge.

    Nach Angaben des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), das ein begehrtes Transparenzsiegel vergibt, spenden die Deutschen jährlich geschätzte drei bis fünf Milliarden Euro. Allein für soziale Zwecke flossen 2007 rund 2,35 Milliarden Euro Spenden an Verbände und Hilfswerke, wie DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke sagt. Das finanzielle Spendenvolumen sei seit Jahren in etwa stabil, die Zahl der werbenden Organisationen nehme hingegen immer weiter zu.

    Die Anschubhilfe von Prominenten scheint dabei für viele die einzige Chance zu sein, um auf dem vielstimmigen Markt der milden Gaben Gehör zu finden. "Alle Hilfswerke buhlen um den gleichen Spendenmarkt", sagt Christoph Bonsmann, Bereichsleiter bei Medeor. Das Medikamenten-Hilfswerk arbeitet schon seit einigen Jahren mit der Comedy-Entertainerin Anke Engelke zusammen. Die bekannte Unterstützerin tritt des öfteren in TV-Talkshows und Quizsendungen auf, um für die Organisation zu werben.

    Jedes Mal, wenn Engelke wieder einen Fernsehauftritt hatte, "haben wir auch mehr Spenden", gibt Bonsmann unumwunden zu. Das "mittelgroße Hilfswerk" erhoffe sich von der Zusammenarbeit mit dem Fernsehstar mehr Aufmerksamkeit für seine Arbeit. Unverzichtbar ist die Unterstützung allerdings nach Bonsmanns Ansicht nicht. "Ein Promi allein hilft auch nicht weiter", findet er. Entscheidend sei die Glaubwürdigkeit und dass Fürsprecher und Anliegen zueinander passten.

    Die Partnerschaft kann allerdings auch Risiken bergen. Sowohl für eine Organisation als auch für die Prominenten könne die Kooperation unter Umständen problematisch sein, sagt DZI-Geschäftsführer Wilke. Wenn Prominente etwa in einen Skandal verwickelt würden, könne auch die Glaubwürdigkeit der Organisation leiden. Die umgekehrte Wirkung ist aber ebenso möglich. Als das Kinderhilfswerk UNICEF Deutschland vor einigen Monaten wegen seiner Finanzpraxis ins Gerede kam, ließen auch viele der zahlreichen prominenten Fürsprecher ihre Tätigkeit vorsichtshalber ruhen.

    Prominente, die sich für die gute Sache einsetzen wollen, sollten dieselben Kriterien beachten wie Spender, rät Wilke. Wenn Organisationen nur wenig Fakten über ihre Arbeit lieferten, keine Zahlen veröffentlichten und stattdessen "druckvoll und emotional werben", sei das Engagement eher mit Vorsicht zu genießen. Als Positivbeispiel nennt Wilke den Schauspieler Karlheinz Böhm, der für seine selbst gegründete Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" nicht nur "ein gewaltiges Zugpferd" sei, sondern gleichzeitig auch immer für "eine tragfähige Existenz" sorge.

    Nicht alle prominenten Schirmherren, Botschafter und "Charity"-Werber schauen allerdings nach Wilkes Einschätzung hinter die Kulissen der Verbände, für die sie sich einspannen lassen. Das Verhältnis zwischen gut und schlecht beratenen Unterstützern hält sich nach seiner Einschätzung in etwa die Waage.

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