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Auswirkungen der Pandemie: Experten: Paare haben besseren Sex dank Corona

Auswirkungen der Pandemie

Experten: Paare haben besseren Sex dank Corona

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    Die Corona-Krise ist nach Ansicht von Beziehungsexperten keine schlechte Zeit für Sex in der Partnerschaft - ganz im Gegenteil.
    Die Corona-Krise ist nach Ansicht von Beziehungsexperten keine schlechte Zeit für Sex in der Partnerschaft - ganz im Gegenteil. Foto: Christophe Gateau/dpa

    Wenn draußen die Pandemie tobt, wenn das Zuhause zum Büro wird, die Jogginghose zur ständigen Begleiterin und Paare sich nicht mehr aus dem Weg gehen können - was macht das mit ihrem Sexleben?

    Sexualforscher haben sich mit den Auswirkungen der Coronakrise auf das Liebesleben von Paaren in Deutschland befasst - und kommen zu überraschenden Ergebnissen.

    Denn die Corona-Krise ist nach Ansicht dieser Beziehungsexperten gar keine schlechte Zeit für Sex in der Partnerschaft - ganz im Gegenteil. "Grundsätzlich ist es so, dass in dieser Lockdown-Zeit mehr miteinander geschlafen wird", sagt der Berliner Psychotherapeut Wolfgang Krüger, der ein Buch zum Thema "Die erfüllte Sexualität" geschrieben hat, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir rechnen damit, dass die Sexualität bei über 50 Prozent der Paare besser wird."

    Zum Beleg verweist er auch auf das Kaufverhalten der Deutschen: "Es gibt zwei Dinge, die in dieser Lockdown-Zeit besonders begehrt sind. Das eine ist Toilettenpapier und das andere sind Präservative", sagt Krüger - "und witzigerweise auch Sexspielzeug".

    Das bestätigt auch der Erotik-Versandhandel: "In den Zeiten der Isolation und der räumlichen Trennung haben wir bei Amorelie in der Tat einen Anstieg der Bestellungen verzeichnet", sagt eine Sprecherin des Unternehmens. "Im zweiten Lockdown noch stärker als im ersten." Im November und Dezember 2020 seien 170 Prozent mehr Produkte verkauft worden als noch im April und Mai.

    Es sei also durchaus Interesse vorhanden, "die Sexualität etwas aufregender zu gestalten", sagt Krüger. "In Krisenzeiten ist immer eine Intensivierung von Liebesbeziehungen zu beobachten". Denn Liebe und Sexualität seien Möglichkeiten, ein Gefühl von Sicherheit zu bekommen. "Auch in Kriegszeiten steigt immer der Wunsch nach Sexualität."

    Eine ähnliche Tendenz - wenn auch in geringeren Zahlen - belegen zwei noch unveröffentlichten Studien des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) und der Hochschule Merseburg, deren erste Ergebnisse der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

    In der Umfrage aus Merseburg gaben nach Angaben von Studienleiter Heinz-Jürgen Voß, Professor für Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung, 72 Prozent der befragten Männer in einer Partnerschaft an, ihre partnerschaftliche Situation habe sich durch Corona nicht verschlechtert, für 16 Prozent war sie sogar besser geworden. Nur zwölf Prozent hielten die Situation für schlechter als vor dem Lockdown. Von den Frauen in einer Partnerschaft nahmen sogar 30 Prozent eine Verbesserung wahr, für 58 Prozent war die partnerschaftliche Situation unverändert, für zwölf Prozent schlechter.

    Eine bessere Einschätzung der Partnerschaft bedeute in der Regel bei den Befragten auch mehr Sex, sagt Voß der dpa. "Frauen, die eine verbesserte Situation in der partnerschaftlichen Situation unter Corona nennen, hatten im Durchschnitt häufiger Sex als diejenigen, die die Situation als verschlechtert charakterisieren." In Zahlen bedeute das 6,5 Mal statt 4 Mal in vier Wochen.

    Voß kommt darum zu dem Ergebnis: "Die Grundannahme, dass immer gesagt wird, die partnerschaftliche Situation müsse grundlegend schlechter werden im Lockdown hat sich nicht bewahrheitet." Allerdings gebe es durchaus Unterschiede. Vor allem dann, wenn Partnerschaften schon vorher belastet waren, werde es im Lockdown schwieriger. Auch die finanzielle und räumliche Situation spiele eine Rolle - und die Bildung. Tendenziell seien gut gebildete Menschen im Lockdown mit ihrer partnerschaftlichen Sexualität zufriedener gewesen.

    Die Befragung im Auftrag des Ministeriums für Inneres und Sport Sachsen-Anhalt, für die seine Kollegen Kurt Starke und Gustav-Wilhelm Bathke federführend verantwortlich gewesen seien, könne im statistischen Sinne zwar nicht als repräsentativ für die gesamte Bevölkerung Deutschlands gelten. "Aber wichtige Anhaltspunkte kann sie geben", betonte Voß.

    Und zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt auch die internationale Studie des Instituts für Sexualforschung am UKE. "Die Hälfte der Befragten erlebte keine Veränderung in der partnerschaftlichen Sexualität, von der Hälfte, bei der es Veränderungen gab, nannten etwas mehr Befragte positive Veränderungen", sagte die Leiterin des deutschen Teils der Studie, Johanna Schröder, der dpa. Neben Deutschland haben noch Institute in der Türkei, in Kroatien, Portugal, Schweden, den Niederlanden, Frankreich und Tschechien teilgenommen.

    "Viele Menschen haben in der Pandemie Zeit, sich zu besinnen und die Frage zu stellen, was sie in ihrem Leben immer schon mal machen wollten. Die lernen dann zum Beispiel eine neue Sprache", sagt Psychotherapeut Krüger. In der Konsequenz seien sie dann zufriedener mit sich selbst. "Diese Zufriedenheit ist die beste Grundlage für Sexualität", sagt er - und gibt noch einen wichtigen Tipp: "Ich empfehle allen immer gute Strukturen zu Hause, dass man früh aufsteht und sich so anzieht, dass man auch aus dem Haus gehen könnte und vorzeigbar ist", sagt er. "Alles Rumgammeln lässt die Attraktivität sinken und auch das erotische Verlangen."

    © dpa-infocom, dpa:210205-99-310840/2 (dpa)

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