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Australien: Ratten bedrohen Trauminsel: Jetzt soll Gift vom Himmel regnen

Australien

Ratten bedrohen Trauminsel: Jetzt soll Gift vom Himmel regnen

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    Das letzte Paradies: Knapp 400 Bewohner leben auf Lord Howe Island. Die Insel zählt seit 1982 zum Welterbe der Menschheit.
    Das letzte Paradies: Knapp 400 Bewohner leben auf Lord Howe Island. Die Insel zählt seit 1982 zum Welterbe der Menschheit. Foto: Günther Vollath

    Menschenleere Traumstrände, klares Wasser, das südlichste Korallenriff der Erde, eine zu großen Teilen nur dort vorkommende Tier- und Pflanzenwelt, glückliche Bewohner, Welterbe der Menschheit – das ist Lord Howe Island, eine winzige Insel 600 Kilometer östlich von Sydney im Südpazifik. Die knapp 400 Bewohner nennen sie liebevoll "The Last Paradise".

    Doch im "letzten Paradies" geht die Angst um. Im Juni dieses Jahres sollen 42 Tonnen mit Gift durchsetzte Getreidepellets auf Lord Howe Island niederregnen, abgeworfen aus zwei Hubschraubern. Der sogenannte "Drop Off" ist Teil eines Ausrottungs-Programmes, das die Pazifikinsel von ihrem gefährlichsten Feind befreien soll, den schwarzen Ratten.

    Zwei Flugstunden sind es im kleinen Flieger von der australischen Metropole bis zum elf Kilometer langen und bis zu zwei Kilometer breiten Eiland, das sich als Teil einer unterseeischen Bergkette aus dem Ozean erhebt – mächtig und steil am südlichen Ende mit den Bergmassiven von Mount Lidgbird (777 Meter) und Mount Gower (875 Meter). Und genau diese Region der einzigartigen Insel beherbergt das Problem, das die Tierwelt bedroht und die kleine Community vor eine große Belastungsprobe stellt.

    Hunderttausende Ratten bedrohen Vögel und Insekten

    Hundertausende von Nagern, vor allem Ratten, vermehren sich seit Jahrzehnten dramatisch in den schwer zugänglichen Bergen und Wäldern – eine Bedrohung für viele nur auf Lord Howe lebende Vögel und Insekten, wie die flugunfähige Waldralle oder den Baumhummer, eine Stabschrecke, die seit den 1930er Jahren als weltweit ausgestorben galt.

    Das zwischenzeitliche Ende des Baumhummers – 2001 wurden 24 lebende Exemplare auf einer 20 Kilometer entfernten, aus dem Meer aufragenden Felsnadel entdeckt – ging auf das Konto der Ratten, die nach der Havarie des Frachtdampfers SS Makambo vor 100 Jahren eingewandert waren. Schnell übernahmen sie das Kommando auf der nur 15 Quadratkilometer großen Insel, fraßen alles, was den Weg kreuzte, und erfreuten sich zudem am Samen der in alle Welt verschifften Kentia-Palme.

    Alle Versuche, der ungeliebten Nager Herr zu werden, schlugen fehl. Die Idee für den großen Angriff, den "Drop Off", wurde 2001 geboren. Und seither immer wieder heftig diskutiert. Ähnliche Aktionen gab es bisher auf einigen Inseln in Neuseeland, den USA und den Seychellen – allesamt unbewohnt. Und genau an dieser Tatsache entfacht sich nun ein heftiger Streit, der die Insel zu spalten droht.

    Die Idee ist in Australien umstritten

    Befürworter und Gegner, die zum Teil in der siebten Generation auf Lord Howe Island leben, geraten immer heftiger aneinander. Inzwischen wird auch das Ergebnis von Umfragen aus den vergangenen Jahren mehr als angezweifelt. 52 Prozent der Insulaner hätten sich damals für das Ausrottungs-Programm entschieden.

    Aktuell sind die Gegner des umstrittenen Projektes deutlich in der Überzahl. Anwälte wurden eingeschaltet, auf Facebook wird mit einem Film auf die Risiken für Mensch und Natur hingewiesen. Die Inselverwaltung und das zuständige Ministerium des australischen Bundesstaates New South Wales halten dennoch am Neun-Millionen-Dollar-Projekt fest. Die Folgen für die Menschen und den Tourismus, von dem die Insel hauptsächlich lebt, können bisher lediglich geschätzt werden. Die offizielle Version: so gut wie keine Gefahr.

    Im Juni soll das Programm mit dem Abwurf der Köder gestartet werden. Da das Gift vermutlich auch andere kleinere Lebewesen töten wird, will man zuvor bis zu 85 Prozent der heimischen Tiere fangen und sie für einige Monate in Quarantäne halten.

    Für Dave Gardiner – Fotograf, Fischer, Tourismusunternehmer und aktiver Gegner – ist die Aktion ein "Spiel mit völlig unbekanntem Ausgang. Keiner kann uns sagen, welche Auswirkungen drohen. Für die Fische, für die Natur, für uns. Ein Wahnsinn!"

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