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Aus Koma erwacht: Schumachers kleiner Schritt auf einem langen Weg

Aus Koma erwacht

Schumachers kleiner Schritt auf einem langen Weg

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    Michael Schumacher ist nicht mehr im Koma.
    Michael Schumacher ist nicht mehr im Koma. Foto: Marcus Brandt (dpa)

    Es ist nur eine kurze Mitteilung in nüchternem Stil und ohne konkrete Details, aber mit gewaltiger Wirkung. Was Fans und Sportkollegen so lange erhofft hatten, stand da schwarz auf weiß: „Michael hat das CHU Grenoble verlassen, um seine lange Phase der Rehabilitation fortzusetzen. Er ist nicht mehr im Koma.“

    Fast im Sekundentakt gehen daraufhin Twittermeldungen ein. Fans und Freunde schicken Genesungswünsche und drücken ihre Freude aus. „Was für großartige Nachrichten!!! Gute Besserung, Schumi!!! Ich war so glücklich, als ich davon hörte“, schreibt Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski am Montag um 6.49 Uhr Ortszeit in Salvador da Bahia.

    Wünsche an Michael Schumacher

    Nach einer kurzen Nacht, nur wenige Stunden nach seinem grandiosen US-Open-Triumph, meldet sich Golf-Held Martin Kaymer. „Da ist man froh für ihn und seine Familie – und für alle Fans. Es freut mich unheimlich, dass er wieder auf dem richtigen Weg ist“, sagt der 29-Jährige im TV-Sender Sky.

    „Das ist ein guter Wochenbeginn. Ich bin sehr glücklich darüber, dass die Dinge eine gute Entwicklung für Schumacher nehmen“, verbreitet Ferrari-Pilot Fernando Alonso via Twitter. „Kämpfe weiter, mein Freund Michael!!!“, fordert der frühere Formel-1-Fahrer Timo Glock.

    Wie es dem 45-jährigen Schumacher wirklich geht, ist nicht bekannt, wohl aber sein neuer Aufenthaltsort: Er wurde nach Lausanne in die Universitätsklinik Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV) verlegt. „Seine Familie ist bei ihm“ , erklärte Kliniksprecher Darcy Christen gegenüber der Presse. Es gebe einen speziell eingerichteten Raum für den siebenfachen Formel-1-Weltmeister, um seine Privatsphäre zu wahren und um die bestmögliche Betreuung des prominenten Patienten sicherzustellen.

    Familie Schumacher bedankt sich

    Lausanne liegt etwa 30 Kilometer entfernt vom luxuriösen Anwesen der Schumachers in dem Städtchen Gland am Genfer See. Er ist also ein Stück näher nach Hause gerückt. Das Universitätsspital CHUV gilt als eines der führenden Krankenhäuser in der Schweiz.

    Die Familie lässt ausrichten, sie wolle sich ausdrücklich bei allen behandelnden Ärzten, Pflegern, Schwestern und Therapeuten in Grenoble ebenso wie bei den Ersthelfern am Unfallort bedanken, die in diesen ersten Monaten hervorragende Arbeit geleistet haben.

    Das ist Michael Schumacher

    Michael Schumacher wird 1969 in Hürth, einem Vorort von Köln, geboren.

    1984 wird Schumacher Deutscher Juniorenmeister im Kartfahren.

    1987 gewinnt er die Kart-Europameisterschaft und die Deutsche Kartmeisterschaft.

    Im Jahr 1990 gewinnt er die Formel 3-Meisterschaft.

    Sein erstes Formel-1-Rennen fährt er 1991 - Spa-Francochamps (Belgien) in einem Jordan.

    1996 wechselt Schumacher von Benetton zu Ferrari.

    Schumacher wird im Jahr 2000 zum ersten Mal Weltmeister mit Ferrari.

    In den Jahren 2000 bis 2004 gewinnt "Schumi" fünfmal in Folge die Formel-1-Weltmeisterschaft.

    Nach mehreren Jahren Pause kehrt er 2010 für drei Jahre in die Formel 1 zurück. Dort fährt er für Mercedes - mit mittelmäßigem Erfolg.

    Sein letztes Formel-1-Rennen fährt er 2012, den Großen Preis von Brasilien.

    Insgesamt holt Schumacher in seiner Rennfahrerkarriere sieben Weltmeistertitel, 91 Siege, und 68 Pole-Positions.

    Michael Schumacher ist verheiratet. Mit seiner Ehefrau Corinna hat er zwei Kinder.

    Seit fast einem halben Jahr bangten nicht nur die ihm Nahestehenden, sondern auch die Fans des erfolgreichsten deutschen Formel-1-Piloten um ihr Idol. Am 29. Dezember 2013 hatte sich Schumacher bei einem Skiunfall in Méribel in den französischen Alpen, wo er ein Chalet besitzt, trotz eines Helmes ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zugezogen. Während einer Tour in Begleitung von Freunden und seines 14-jährigen Sohns befand sich der geübte Skifahrer 4,5 Meter außerhalb der markierten Pisten, als er die Kontrolle verlor, stürzte und mit dem Kopf auf einen Felsen prallte. Sein Skihelm zerbrach durch die Härte des Aufschlags. Als Bergretter ihn versorgten, zeigte er sich ansprechbar, aber verwirrt.

    Rettungshubschrauber flog Michael Schumacher

    Ein Rettungshubschrauber flog Schumacher ins nächste Krankenhaus nach Moûtiers, von dort wurde er in die Uniklinik im ostfranzösischen Grenoble gebracht und in ein künstliches Koma versetzt. Mindestens zweimal operierten ihn die Ärzte am Kopf. Seit Ende Januar waren die Narkosemittel reduziert und einer Mitteilung von Managerin Sabine Kehm zufolge die Aufwachphase eingeleitet worden. Diese könne aber „sehr lange dauern“, sagte sie damals. Zuvor hatte sie erklärt, jede Information, die nicht von seinem behandelnden Ärzteteam oder dem Management stamme, sei reine Spekulation.

    Riesig war auch das Medieninteresse bei den Pressekonferenzen der Staatsanwaltschaft von Albertville, die untersuchte, ob es sich um Fremdverschulden gehandelt haben könnte. Am Ende kam sie zu dem Ergebnis, dass der Schwerverletzte selbst verantwortlich für seinen Unfall war.

    Der Skiunfall des früheren Ausnahme-Sportlers aus Kerpen, der 91 Grand-Prix-Siege, 68 Pole Positions und sieben WM-Titel errang, bevor er seine Karriere 2012 beendete, hatte weltweite Bestürzung ausgelöst. Prominente bis hin zu Kanzlerin Angela Merkel sprachen ihm öffentlich ihre Genesungswünsche aus, Weggefährten wie Formel-1-Boss Bernie Ecclestone besuchten ihn im Krankenhaus. Mercedes widmete Schumacher den ersten Sieg der Formel-1-Saison in Australien durch Nico Rosberg.

    Managerin Kehm richtet Dank von Schumachers Familie aus

    Die Familie des zweifachen Vaters ließ über Kehm ihre Dankbarkeit über so viel Aufmunterung ausrichten, die viel Kraft gebe. Doch das Interesse am Schicksal des Ex-Rennfahrers nahm auch bedrohliche Züge an: Vor allem am Anfang belagerten Fans und Medien die Klinik in Grenoble massiv und drangen teilweise sogar bis zu seiner Station vor. Schließlich bat Schumachers Frau Corinna öffentlich um mehr Zurückhaltung. Auch gestern hieß es wieder: „Für die Zukunft bitten wir um Verständnis, dass seine weitere Rehabilitation außerhalb der Öffentlichkeit erfolgen soll.“

    Seit einiger Zeit war es ruhiger um Schumacher geworden. In Kehms letztem Kommuniqué Anfang April war von „Momenten des Bewusstseins und des Erwachens“ die Rede. Auch aus ihren Äußerungen in Günther Jauchs ARD-Talkshow Mitte April war herauszuhören, dass die Genesung langwierig würde. Und auch wenn der jetzige Wechsel der Klinik im Internet von Schumi-Anhängern euphorisch gefeiert wird, kann er wirklich bereits als Durchbruch gelten?

    Der frühere Formel-1-Chefmediziner Gary Hartstein dämpft in seinem Blog verfrühte Hoffnungen auf eine rasche Genesung. Denn wegen der langen Dauer des künstlichen Komas halte er es für fast sicher, dass Michael nicht einfach von der Intensivstation in die Reha verlegt wurde. Der Klinikwechsel sage noch nichts darüber aus, ob Schumacher eigenständig atmen könne. Tatsächlich befinde er sich nämlich schon seit Sabine Kehms Ankündigung Anfang April, er habe „Momente des Bewusstseins und des Erwachens,“ nicht mehr im Koma. Die jetzige Mitteilung sei daher keine Neuigkeit. Hartenstein sieht darin vielmehr „eine höchst zynische Verwendung von Sprache“, der mit klinisch korrekten Ausdrücken möglicherweise bewusst einen falschen Eindruck wiedergebe: Den eines echten Fortschritts. Die Hoffnung darauf freilich bleibt. (mit dpa)

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