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Attentäter von Utoya: Heute beginnt in Norwegen der Prozess gegen Breivik

Attentäter von Utoya

Heute beginnt in Norwegen der Prozess gegen Breivik

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    Der Attentäter Anders Breivik: Er muss sich vor Gericht wegen Terrorismus verantworten.
    Der Attentäter Anders Breivik: Er muss sich vor Gericht wegen Terrorismus verantworten. Foto: dpa

    Knapp neun Monate nach den Anschlägen  von Oslo und Utoya mit 77 Toten  beginnt am Montag um 9.00 Uhr der Prozess gegen den norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik. Auf zehn Wochen wurde das Verfahren in der norwegischen  Hauptstadt angesetzt. Vor allem wird es in dem Prozess darum gehen, ob der 33-Jährige zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war. Dann könnte er wegen "Terrorakten" zu  der in Norwegen geltenden Höchststrafe von 21 Jahren verurteilt werden kann.

    Ist Breivik geisteskrank oder nicht? Gutachten widersprüchlich

    Die entscheidende Frage bleibt: Ist Breivik ein kühl kalkulierender Mörder oder ein verwirrter Geisteskranker? Zwei rechtspsychiatrische Gutachten widersprechen sich: Ein Gutachterpaar bezeichnet den 33-Jährigen als paranoid-schizophren, das zweite konnte keinerlei Anzeichen einer Psychose feststellen. Breivik sei zwar ein selbstverliebter, unsozialer Narzist, leide aber nicht unter einer ernsten psychischen Erkrankung. Genau das entscheidet jedoch darüber, ob er für seine Taten ins Gefängnis muss oder in die Psychiatrie.

    Attentäter Breivik tötete 77 Menschen

    Breiviks Fahrplan beim Massenmord

    11.45 Uhr: Breivik fährt einen Mietwagen des Typs Fiat Doblò durch eine Station für Automaut Richtung Osloer Innenstadt. Er parkt das Auto am Hammersberg Torg und kehrt in den Stadtteil Skøyen im Westen Oslos zurück. Dort wohnt er bei seiner Mutter.

    12.51 Uhr: Breivik schreibt den letzten Eintrag in sein 1500 Seiten umfassendes «Manifest».

    14.08 Uhr: Das «Manifest» wird per Email an 1003 Adressaten verschickt. Breivik verkleidet sich als Polizist.

    15.00 Uhr: Er fährt einen mit mehreren hundert Kilo Sprengstoff gefüllten VW-Transporter durch eine der automatischen Mautstationen Richtung Zentrum. Den ebenfalls gemieteten Wagen stellt er direkt vor dem Regierungs-Hochhaus ab und läuft zum Fiat am Hammersberg Torg. Im Polizeiverhör gibt Breivik später an, er habe die Transportzeiten zu niedrig berechnet.

    15.26 Uhr: Die Bombe explodiert im Osloer Regierungsviertel. Doch wegen der Sommerferien sind viele Angestellte schon im Feierabend. Breivik steckt danach bei seiner Fahrt zur 40 km entfernten Insel Utøya im Stau nach einem Unfall.

    16.40 Uhr: Breivik kommt in seiner Polizeiuniform an der kleinen Fährstation zur Insel an. Er stellt den Mietwagen ab und setzt auf der Fähre über. Als Gepäck führt er ein Schnellfeuergewehr, eine Pistole und große Mengen Munition mit sich.

    17.08 Uhr: Ankunft des Attentäters auf Utøya.

    17.27 Uhr: Die Polizei wird alarmiert. Unklar bleibt auch bei anderen Medienangaben, was in den ersten knapp 20 Minuten seit Breiviks Ankunft genau geschieht. Nach den ersten offiziellen Mitteilungen der Polizei hat der Massenmörder für die Tötung seiner 69 Opfer auf Utøya anderthalb Stunden Zeit.

    18.09 Uhr: Angehörige der Polizei-Eliteeinheit «Delta» kommen zusammen mit örtlichen Polizisten an der Fährstation nach Utøya auf der Festlandseite an.

    18.25 Uhr: Die Einsatzgruppe erreicht die Insel und sucht nach dem Täter.

    18.27 Uhr: Breivik lässt sich mit erhobenen Händen festnehmen. Er hat beide Waffen weggelegt. Die Polizei setzt ihn mehrere Stunden in einem Holzhaus auf der Insel fest, ehe er nachts in die Osloer Polizeizentrale gebracht wird.

    Die Staatsanwaltschaft wirft dem 33-Jährigen vor, im Juli 2011 in Oslo mit einer Autobombe acht Menschen getötet zu haben. Anschließend habe er auf der Insel Utøya in einem Feriencamp gezielt 69 junge Sozialdemokraten getötet. Breivik hat beide Anschläge gestanden, wertet sie aber seinem Verteidiger zufolge nicht als Verbrechen. Es heißt,  seine  Anwälte werden einen Freispruch fordern.  Breivik darf vor Gericht fünf Tage lang über seine rechtsradikalen Motive sprechen. 

    Das Urteil wird im Juli, also ungefähr ein Jahr nach  der Tat vom 22. Juli 2011, erwartet. Das Gericht will rund 150  Zeugen hören. Als Nebenkläger treten rund 770 Überlebende und  Hinterbliebene auf. AZ/afp/dpa

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