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Atomare Katastrophe: Japan: Anwohner radioaktiv verstrahlt

Atomare Katastrophe

Japan: Anwohner radioaktiv verstrahlt

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    Rauch steigt über dem japanischen Atomkraftwerk Fukushima auf.
    Rauch steigt über dem japanischen Atomkraftwerk Fukushima auf.

    Die verheerende Erdbeben- und  Tsunami-Katastrophe in Japan hat den möglicherweise schwersten  Atomunfall in der Geschichte des Landes ausgelöst.

     Die japanische  Atomaufsicht stufte die Explosion in einem Reaktor im Atomkraftwerk  Fukushima 1 am Samstag als "Unfall" der Stufe vier auf einer Skala  von null bis sieben ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)  verteidigte angesichts des Unfalls die Nutzung der Atomenergie in  Deutschland.

    In der Anlage Fukushima 1 wurden durch eine Explosion das Dach  und Mauern eines Reaktorgebäudes zerstört. Vier Mitarbeiter der  Anlage wurden leicht verletzt, wie der Fernsehsender NHK  berichtete. Laut der Nachrichtenagentur Kyodo waren die Strahlungen  in Fukushima in einer Stunde so hoch wie die zugelassenen  Grenzwerte eines Jahres. In der Nähe des Kraftwerks Fukushima sind 15 Personen verstrahlt worden, meldete die

    Zudem ist bei einem weiteren Reaktor das  Kühlsystem ausgefallen. Wie ein Sprecher der Betreiberfirma Tokyo  Electric Power (Tepco) mitteilte, versagten am Sonntagmorgen  (Ortszeit) im Reaktor 3 von Fukushima alle technischen Funktionen, um den  erforderlichen Kühlwasserstand aufrecht zu erhalten. "Um 5.30 Uhr  hat die Versorgung mit Wasser aufgehört, und der Druck im Inneren  erhöht sich allmählich", sagte der Sprecher.

    Evakuierung betrifft 200.000 Menschen

    Die Evakuierung des Gebiets rund um die beiden Atomkraftwerke in Fukushima betrifft inzwischen rund 200 000 Menschen. Wie die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) am späten Samstagabend mitteilte, werden die Gebiete im Umkreis von 20 Kilometern um das AKW Fukushima Eins und im Umkreis von 10 Kilometern um Fukushima Zwei evakuiert. 170 000 Menschen seien bei dem ersten und 30 000 Menschen bei dem zweiten Atomkraftwerk betroffen. Die Evakuierung sei aber noch nicht beendet, hieß es.

    Zuvor hatten die Agenturen Kyodo und Jiji berichtet, dass in einem  Reaktor der Anlage womöglich eine Kernschmelze im Gang sei. Der  Betreiber Tokyo Electric Power (Tepco) widersprach diesen Angaben  und schloss schwere Schäden am Sicherheitsbehälter des Kraftwerks  aus. Regierungssprecher Yukio Edano sagte unter Berufung auf die  Firma, der Grad der Radioaktivität nahe der Anlage sei nach der  Explosion wieder gesunken. Die Einsatzkräfte versuchten, den  Reaktor mit Meerwasser abzukühlen, um eine größere Katastrophe zu  verhindern.

    Unfälle der Stufe vier haben laut internationaler Definition  "lokale Auswirkungen". Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl war  Stufe sieben, ein sogenannter "katastrophaler Unfall". Die Behörden  dehnten den Evakuierungsradius um das Atomkraftwerk auf 20  Kilometer aus, zehntausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen.  Bei drei Bewohnern einer nahegelegenen Stadt wurde nach ihrer  Flucht bei einer medizinischen Untersuchung eine radioaktive  Verstrahlung festgestellt, wie der Sender NHK berichtete.

    Merkel sagte am Abend nach einem Krisentreffen im Kanzleramt,  sie halte die Nutzung der Kernenergie als Brückentechnologie in  Deutschland weiter "für verantwortbar und für vertretbar". Zwar  verstehe sie die Sorgen der Menschen angesichts der Nachrichten aus  Japan. Deutsche Atomkraftwerke hätten aber einen sehr hohen  Sicherheitsstandard, zudem gebe es in Deutschland nicht die Gefahr  von Erdbeben und Flutwellen in einem Ausmaß, wie sie Japan  getroffen hätten. Dennoch müsse alles, was Sicherheitsanforderungen  anbelange, noch einmal "besonders überprüft" werden.

    Zugleich erklärte Merkel, es sei "nach menschlichem Ermessen nicht  vorstellbar", dass es direkte Auswirkungen des Unfalls in Japan auf  Deutschland gebe.

    Das Erdbeben der Stärke 8,9 hatte den Nordosten Japans am Freitag  erschüttert und bis zu zehn Meter hohe Tsunami-Wellen ausgelöst,  der verheerende Verwüstungen anrichtete. Die Zahl der Toten ist  noch völlig unklar, sie beträgt laut Schätzungen mindestens 1800.  Allein in der Hafenstadt Minamisanriku wurden aber noch 10.000  Menschen vermisst.

    Die japanische Armee mobilisierte für die Rettungsarbeiten 50.000  Soldaten, dutzende Schiffe und hunderte Flugzeuge. Auch  Spezialisten des deutschen Technischen Hilfswerks (THW) trafen in  Japan ein. Die USA schickten 150 Rettungshelfer, 75 Tonnen  Bergungsausrüstung sowie eine Marine-Flotte in das  Katastrophengebiet. Zahlreiche weitere Staaten stellten Hilfe  bereit.

    Das Auswärtige Amt warnte vor Aufenthalten im Krisengebiet im  Nordosten Japans. Generell sei von allen Reisen nach Japan  abzuraten, sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP). Nach wie  vor gebe es keine Hinweise darauf, dass einer der rund 5000 in  Japan lebenden Deutschen durch die Erdbebenkatastrophe betroffen  sei. afp

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