Der Mann, der in den USA drei Frauen entführte und jahrelang quälte, ist tot. Der 53-jährige Ariel Castro wurde nach Angaben der Gefängnisverwaltung am späten Dienstagabend (Ortszeit) erhängt in seiner Zelle gefunden. Castro war vor knapp fünf Wochen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er war Anfang Mai gefasst worden, nachdem sich eine der Frauen aus seinem Haus befreit und die Polizei alarmiert hatte. Zwei weitere Frauen sowie eine vom Vergewaltiger gezeugte Tochter konnten ebenfalls gerettet werden.
Die Todesstrafe in den USA
Die USA sind einer von weltweit 57 Staaten, in denen die Todesstrafe vollstreckt wird. Amnesty International registrierte 2011 nur in China, dem Iran, Saudi-Arabien und Irak mehr Hinrichtungen als in den Vereinigten Staaten.
In vielen der 50 US-Bundesstaaten sehen Gesetze die Todesstrafe für schwere Verbrechen vor. Darüber hinaus kann die Todesstrafe im ganzen Land nach Bundes- und Militärrecht verhängt werden.
Seit Wiederaufnahme der Hinrichtungen 1977 wurden nach Angaben des US-Death Penalty Information Centers (DPIC) 1300 Todesurteile vollstreckt.
Häufigste Hinrichtungsart ist die Giftspritze. Andere Straftäter starben auf dem elektrischen Stuhl, in der Gaskammer, wurden erschossen oder gehängt.
Laut Amnesty International wurden in den USA seit 1977 auch mindestens 44 Gefangene mit geistigen Behinderungen hingerichtet. Nach US-Recht besteht kein generelles Verbot für Hinrichtungen von Menschen mit geistigen und psychischen Erkrankungen.
Voraussetzung für den Vollzug eines Todesurteils ist, dass der Todeskandidat die Gründe für seine Strafe versteht, was als Beleg für seine Schuldfähigkeit gesehen wird.
Anfang 2012 saßen nach DPIC-Angaben 3189 Todeskandidaten hinter Gittern, die meisten in Kalifornien (723), Florida (402) und Texas (312).
Durch Anfechtungen des Urteils, Wiederaufnahmeverfahren oder andere Verzögerungen können Jahrzehnte vom Urteil bis zur Hinrichtung vergehen.
Seit 1973 wurden in den USA 140 Menschen wegen erwiesener Unschuld oder erheblicher Zweifel an ihrer Schuld wieder aus den Todeszellen entlassen.
Allein 2009 wurden neun Gefangene nach einem vorherigen Todesurteil freigesprochen. Bis zu ihren Entlassungen waren sie insgesamt 121 Jahre inhaftiert.
Ariel Castro: In Zelle erhängt gefunden
Dem Fernsehsender CNN zufolge wurde Castro um 21.20 Uhr (Ortszeit, 3.20 deutscher Zeit am Mittwoch) hängend in seiner Zelle gefunden. Reanimierungsversuche seien erfolglos geblieben, eineinhalb Stunden später sei der 53-Jährige in einem Krankenhaus für tot erklärt worden. Dem Sender zufolge wurde die Familie erst gute zwei Stunden später informiert - da sei es schon in den Medien gewesen. Die Familie sei aufgebracht, sagte Schwager Juan Alicea.
"Ich habe geweint, aus mehreren Gründen", sagte Castros Cousin Castro Montes dem Fernsehsender. "Mein erster Gedanke war, ob die Mädchen es wohl schon wüssten. Ich spreche von den Opfern. Ich habe mich sofort gefragt, was ihnen jetzt durch den Kopf gehen mag." Die teilweise vor elf Jahren entführten Frauen sind heute 23, 27 und 32 Jahre alt. Die 27-Jährige hat eine sechs Jahre alte Tochter - das Ergebnis einer Vergewaltigung durch Castro. "Vielleicht ist es das Beste. Ich glaube, sie hätten keinen Frieden finden können, so lange er lebt", sagte Montes.
Der Cleveland-Entführer: Castro lebenslang verurteilt
Die Opfer waren zwischen 2002 und 2004 von Castro entführt worden und damals 21, 16 und 14 Jahre alt. Am 1. August war Castro zu lebenslanger Haft plus 1000 Jahren verurteilt worden - damit keine Chance auf eine Entlassung bestand. Die Anklage enthielt 937 Punkte, darunter Vergewaltigung und Freiheitsberaubung. Auch Mord war darunter, weil er eine der Frauen schwer misshandelt hatte, damit sie ihr ungeborenes Kind verlor. Castro hatte sich für schuldig erklärt und war damit der Todesstrafe entgangen.
Bei Castro waren ein Abschiedsbrief und ein Geständnis gefunden worden - allerdings schon bei der Durchsuchung seines Hauses im Mai. Die Dokumente stehen in keinem direkten Zusammenhang zu seinem Tod jetzt. Laut "Chicago Tribune" hatte der Mann zwar die Taten gestanden und vordergründig Reue gezeugt. Gerichtspsychologen hatten die Briefe aber als weiteren Versuch eingestuft, sich selbst als Opfer zu sehen.
Erhängt aufgefunden: Frauenentführer zeigte Reue
In dem Prozess hatte sich Castro bei den Frauen entschuldigt, die er nacheinander entführt und teils mehr als zehn Jahre lang gefangen gehalten, gequält und sexuell missbraucht hatte. Er versicherte, nicht in böser Absicht gehandelt zu haben und kein gewalttätiger Mensch zu sein. "Ich bin kein Monster. Ich bin krank." Die 32-jährige Frau hatte später jedoch gesagt: "Ich war elf Jahre in der Hölle. Nun beginnt Deine Hölle. Ich werde alles Geschehene überwinden. Aber Du wirst für immer die Hölle durchleben müssen." dpa/AZ