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Andrang am Petersplatz in Rom: Erstes Angelus-Gebet von Papst Franziskus

Andrang am Petersplatz in Rom

Erstes Angelus-Gebet von Papst Franziskus

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    Der neue Papst Franziskus spricht an diesem Sonntag sein erstes Angelus-Gebet.
    Der neue Papst Franziskus spricht an diesem Sonntag sein erstes Angelus-Gebet. Foto: dpa

    Seit vier Tagen hat die katholische Kirche ein neues Oberhaupt: Papst Franziskus. Nach seiner Wahl spricht der

    Franziskus spricht erstes Angelus-Gebet: Zehntausende erwartet

    Der Argentinier wendet sich vom Fenster seines künftigen Arbeitszimmers im Apostolischen Palast an die Menge. Die Räume werden derzeit noch renoviert, Franziskus wohnt nach wie vor im Gästehaus Santa Marta. Nach dem Gebet hält er eine kurze Ansprache und erteilt den päpstlichen Segen.

    Kleines Kirchenlexikon

    Apostolische Reise: Die "Dienstreisen" des Papstes außerhalb Italiens werden als Apostolische Reisen bezeichnet. Bei offiziellen Reisen innerhalb Italiens spricht der Vatikan von Pastoralbesuchen. Der Deutschlandbesuch ist die 21. Auslandsreise Benedikts XVI.

    Eucharistiefeier: Höhepunkt einer Eucharistiefeier (von griech. eucharistía = Danksagung) ist die Wandlung von Brot und Wein zu Leib und Blut Christi. Da die Protestanten diese Glaubensüberzeugung nicht teilen, untersagt ihnen die katholische Kirche die Teilnahme an der Heiligen Kommunion, bei der gewandelte Leib Christi meist in Form einer Hostie ausgegeben wird. Papst Benedikt XVI. plant auf seiner Reise öffentliche Eucharistiefeiern in Berlin (Olympiastadion), Erfurt (Domplatz) und Freiburg (Flughafengelände).

    Ökumene: Der Begriff Ökumene stammt aus dem Griechischen (oikouméne = das Bewohnte, die bewohnte Erde) und wird in erster Linie für das Ringen um die Einheit der Christen verwendet. Die moderne ökumenische Bewegung entstand an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Papst Benedikt XVI. trifft sich auf seiner Deutschlandreise im evangelischen Augustinerkloster Erfurt mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland zu einem Gespräch und einem ökumenischen Gottesdienst. In Freiburg steht ein Treffen mit Vertretern der orthodoxen Kirche auf dem Programm.

    Orthodoxe Kirche: Die orthodoxen Kirchen (von altgriech. orthós = richtig, geradlinig und dóxa = Verehrung, Glaube) haben ihre Wurzeln im östlichen Mittelmeerraum und in Süd- und Osteuropa. Mit der römisch-katholischen Kirche besteht eine weitgehende Übereinstimmung in Glaubensfragen. Derzeit gibt es weltweit rund 300.000 Millionen Orthodoxe, in Deutschland rund 1,5 Millionen. Der Papst trifft in Freiburg Vertreter der orthodoxen Kirchen in Deutschland.

    Angelusgebet: "Der Engel des Herrn" (Angelus) ist ein katholisches Gebet, das morgens, mittags und abends gesprochen wird. Der Papst will auf seiner Deutschland-Reise am Samstagnachmittag im Freiburger Münster ein Angelus-Gebet halten.

    Vesper: Die Vesper (von lat. vespera = Abend) ist der abendliche Teil des Stundengebetes der katholischen Kirche und wird in der Regel gegen 18.00 Uhr gebetet. Wichtige Elemente sind die alttestamentarischen Psalmen sowie Gesänge und Lesungen aus dem Neuen Testament. Bei einer Marianischen Vesper, wie sie im Marien-Wallfahrtsort Etzelsbach in Thüringen gefeiert wird, schließt das Gebet mit einem Mariengesang ab.

    Vigil: Die Vigil (von lat. vigilia = Nachtwache) ist ein Teil des katholischen Stundengebets und bezeichnet eine Gebetszeit in der Nacht oder am frühen Morgen. Papst Benedikt XVI. feiert auf seiner Deutschlandreise eine Vigil mit Jugendlichen auf dem Messegelände in Freiburg. Auf den Weltjugendtagen hat der Papst in den vergangenen Jahren regelmäßig die Vigil mit Jugendlichen gebetet, zuletzt am 20. August in Madrid.

    Die Apostolische Nuntiatur: Nuntius ist lateinisch und bedeutet Botschafter. Der Apostolische Nuntius ist der Botschafter des Papstes im jeweiligen Land, in Deutschland ist seit 2007 Nuntius Erzbischof Jean-Claude Périsset. Der Standort ist in Neukölln, Lilienthalstraße, neben St. Johannes-Basilika und Hasenheide.

    Das Gebet wird einen kleinen Vorgeschmack auf die feierlichen Amtseinführung des Papstes mit Staatsgästen aus aller Welt und einer Million Pilgern am kommenden Dienstag sein. Die Sicherheitsvorkehrungen zum Angelus und zur feierlichen Amtseinführung am kommenden Dienstag wurden erheblich verstärkt. Die Stadt soll aber keine Festung werden, kündigte Roms Bürgermeister Gianni Alemanno an.

    Papst Franziskus fordert Einsatz für die Armen

    Bei einem Empfang für Medienvertreter rief Franziskus die Katholiken in aller Welt auf, sich stärker für die Armen einzusetzen. "Ich möchte eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen", sagte der 76-Jährige am Samstag bei der Audienz mit Tausenden Besuchern im Vatikan. Zugleich betonte Jorge Mario Bergoglio, dass die Kirche nicht politisch, sondern im Kern spirituell sei.

    Über die personelle Besetzung der wichtigen Posten in der römischen Kurie, die durch die "Vatileaks"-Affäre um Verrat und andere Machenschaften ins Gerede gekommen war, will Franziskus erst später entscheiden. Der argentinische Papst wolle sich eine gewisse Zeit nehmen für Reflexion, Gebete und Gespräche, teilte der Vatikan mit. Die Vorgabe gilt auch für den umstrittenen Posten des Kardinalstaatssekretärs.

    Treffen von Papst Franziskus und seinem Vorgänger Benedikt XVI.

    Mit Spannung wird in Rom das historische Treffen des neuen und des emeritierten Papstes erwartet. Nächsten Samstag will Franziskus seinen Vorgänger Benedikt XVI. treffen, wie der Vatikan ankündigte. Bergoglio und Joseph Ratzinger kommen dazu in der Papstresidenz Castel Gandolfo bei Rom zusammen und werden anscheinend zusammen zu Mittag essen. Ratzinger hat sich nach seinem Rücktritt am 28. Februar dorthin zurückgezogen, später kehrt er in ein Kloster im Vatikan zurück.

    Benedikt XVI. hatte angekündigt, die Unterlagen zum "Vatileaks" - Skandal nur seinem Nachfolger zugänglich zu machen. Beobachter schlossen daraus, dass die Inhalte brisant sein dürften. In dem Skandal geht es nach Medienberichten angeblich um Korruption, Intrigen und sexuelle Ausschweifungen. Derzeit sollen sich die Geheimdokumente in Castel Gandolfo befinden.

    Fragen zur Vergangenheit von Papst Franziskus

    Das ist Papst Franziskus

    Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien geboren.

    Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte.

    Mit 21 Jahren ging Bergoglio ins Priester-Seminar.

    Nach seiner Priesterweihe 1969 folgte Bergoglio Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen.

    Der Jesuit übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen. 

    2001 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Kardinal berufen. 

    In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

    Bergoglio wurde in der Vergangenheit der "Kardinal der Armen" genannt.

    Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Jorge Mario Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten.

    Im fünften Wahlgang wurde Bergoglio dann zum neuen Papst gewählt.

    Bergoglio nennt sich als Papst Franziskus.

    Franziskus ist der erste Südamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche.

    Mit dem Namen erinnert der Argentinier an Franz von Assisi (um 1181-1226), einen der meistverehrten Heiligen überhaupt.

    Bereits in den ersten Monaten nach seiner Wahl zeigt sich Franziskus als Reformer. Er will nach eigener Aussage eine Kirche, in der auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten Platz haben.

    Medien haben nach der Papstwahl berichtet, Bergoglio habe sich in der Zeit der Militärjunta nicht hinreichend für zwei Jesuitenpater eingesetzt, die zeitweise inhaftiert und gefoltert wurden. Vatikansprecher Federico Lombardi widersprach: Bergoglio habe viel getan, um Menschen zu schützen. Der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung liegt nach eigenen Angaben ein bisher unbekannter Brief von Franziskus aus dem Jahr 1976 vor, in dem er der Familie eines der betroffenen Jesuitenpater seine Unterstützung zusichert.

    Nach Einschätzung von Lateinamerika-Historikern der Universität Münster gibt es derzeit keine schriftlichen Belege über eine Zusammenarbeit von Franziskus mit der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983). Weil Archive nicht zugänglich seien, könne jedoch keine klare Aussage über das Wirken Bergoglios als Chef der argentinischen Jesuiten getroffen werden, sagte die Jesuitenforscherin Antje Schnoor der Nachrichtenagentur dpa.

    Hohe Erwartungen an den neuen Papst

    Die große Mehrheit der Deutschen glaubt einer Umfrage zufolge, dass der neue Papst Franziskus ein gutes Kirchenoberhaupt sein wird. Laut einer Emnid-Umfrage für die Bild am Sonntag sind 79 Prozent der Katholiken und 69 Prozent aller Deutschen dieser Überzeugung. 14 Prozent glauben das nicht. 88 Prozent finden es gut, dass der neue Papst nicht aus Europa stammt. Einsetzen soll sich der Argentinier nach Meinung der Befragten vor allem gegen Armut (96 Prozent), für die Aufklärung von Missbrauchsskandalen (95 Prozent) sowie für die Abschaffung des Zölibats (74 Prozent) und das Priesteramt für Frauen (74 Prozent). Emnid befragte am 14. März bundesweit 504 Personen.

    Der neue Papst wird nach Einschätzung des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, nicht alle Erwartungen erfüllen können. Franziskus trete kein einfaches Amt an, heißt es in einem Hirtenbrief, der an diesem Sonntag in allen Gottesdiensten des Erzbistums Freiburg verlesen wird. AZ/dpa

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