Lena Meyer-Landrut hat den Eurovision Song Contest gewonnen. Was wir so nicht erwarten durften. Aber doch ein wenig erhoffen. Lena hat es geschafft, dass Deutschland ein bisschen stolz auf sich sein darf. Nicht umsonst war der Sieg beim ESC schon als "nationale Aufgabe" ausgegeben worden.
Und was macht Lena aus dieser Bürde? Sie lächelt. Und scherzt, auch über sich selbst. Von Höhenflug keine Spur. Das "Pop-Phänomen" (Meedia) bleibt auf dem Boden. Für Lena scheint der Eurovision Song Contest und der Medienrummel um ihre Person nichts anderes als ein großer Spaß zu sein. Eine große Party. Wenn Lena ihren Sieg beim Eurovision Song Contest "irre" und unglaublich" findet, ist sie vor allem eins: authentisch. Das ist es, was die 19-Jährige so liebenswert macht.
Lena ist, zugegeben, nicht die größte Sängerin. Das macht aber nichts. Bei Lena, so würde es wohl eine Dieter-Bohlen-Jury sagen, passt das Gesamtpaket. Lena ist hübsch. Lena ist intelligent und schlagfertig. Lena hat die perfekte Ausstrahlung. Und, vermutlich das Wichtigste: Lena hat es binnen Wochen geschafft, zum Medienprofi zu werden. Einiges wird sie von ihrem Mentor Stefan Raab gelernt haben. Doch die Hannoveranerin ist wohl auch ein Naturtalent. Kamera an, Lächeln da. Sie funktioniert. Natürlich.
Und noch etwas macht Deutschland zum Lena-Land. Die Abiturientin vereint die Generationen. Für die Älteren ist Lena ist der Typ Traum-Schwiegertochter. Die junge Frau aus gutem Hause, Enkelin eines Diplomaten, familientauglich,
Wie geht es jetzt weiter mit dem Erfolgsmodell Lena? Deutschlandtour? Europa-Tour? Wenn es nach Stefan Raab geht, soll Lena Meyer-Landrut kommendes Jahr ihren Titel beim ESC verteidigen. Das wäre so, als würde ein erfolgreiches Spiel in die Verlängerung gehen. Es könnte Spaß machen. Irgendwann langweilig werden. Oder, schlimmer noch: Plötzlich nicht mehr funktionieren.
Viel wird davon abhängen, ob das neue Frollein-Wunder stark genug ist, dem enormen (Medien-)Druck auf ihre Person weiter zu widerstehen.
Aber irgendwie würde es auch nicht wundern, wenn Lena in ein paar Monaten genug hat von dem Trubel. Sich treu bleibt - und einfach aussteigt.
Auch das wäre irgendwie authentisch.
Sascha Borowski