Nach dem Jägerlatein des Erfolgsduos Boerne und Thiel ist der Tatort wieder in der Realität angekommen. Wer jetzt stöhnt, „schon wieder was mit Flüchtlingen“ und sich sagt, "den schenk' ich mir", hat nicht unrecht. Dennoch lohnt sich der dritte Franken-Tatort zumindest für alle Zuschauer, die keinen Toten nach dem anderen brauchen. Dafür widmet sich „Am Ende geht man nackt“ mehr den menschlichen Aspekten.
Ein Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Bamberg, bei dem eine junge, im Vorratsraum eingesperrte Afrikanerin ums Leben kommt, ist Ausgangspunkt der Handlung. Viel Krimi kommt allerdings nicht mehr nach, von wenigen Actionszenen und dem dramatischen Schluss abgesehen. Hauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) kommt zunächst nicht recht weiter, weil sie erst mal Journalisten anblaffen muss und sich über ihren Chef ärgert, der sie als „das beste Pferd im Stall“ bezeichnet.
Die Krimi-Aspekte treten zurück zugunsten der Beobachtung von Menschen, die sich in einem Niemandsland befinden, so wie der 16-jährige Syrer Basem, der sich mit dem Polizisten Felix Voss (Fabian Hinrichs) anfreundet, ohne zu wissen, dass der angebliche Tschetschene verdeckt ermittelt. Allmählich entsteht zwischen dem Hauptkommissar und dem Jungen fast eine Art Freundschaft.
Franken-Tatort ist ein Plädoyer für Menschenrechte
Die Botschaft dieser Tatort-Folge ist ein schönes Plädoyer für Menschenrechte und dafür, wie der Blick auf andere Kulturen auch unser Leben bereichert. In Ordnung. Aber muss ein Macho-Kleingangster unter den Flüchtlingen auf einen jungen Deutschnationalen treffen, nur damit jeder dem jeweiligen Klischee entspricht?
In einem Zitat, das den ungewöhnlichen Titel erklärt, heißt es: „Am Ende gehen wir so, wie wir gekommen sind: Am Ende geht man nackt – das macht uns doch zu Brüdern.“ Irgendwie kommt man sich vor, als sei die Sonntagspredigt vom Morgen in den Tatort hinein verlängert worden.
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