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Aktenzeichen XY: "Aktenzeichen XY": 500 Mal Verbrecher, Polizei und heiße Leitungen

Aktenzeichen XY

"Aktenzeichen XY": 500 Mal Verbrecher, Polizei und heiße Leitungen

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    "Aktenzeichen XY... ungelöst" läuft am Mittwoch zum 500. Mal im ZDF.
    "Aktenzeichen XY... ungelöst" läuft am Mittwoch zum 500. Mal im ZDF. Foto: Volker Dornberger dpa/lby

    "Aktenzeichen XY ... ungelöst" - das ist Entsetzen über unbekannte Verbrecher, die brutal zuschlagen. Und gleichzeitig wohliges Gruseln, verbunden mit Nervenkitzel und ein klein bisschen Voyeurismus. Zum 500. Mal strahlt das ZDF am Mittwoch (14. Oktober) um 20.15 Uhr die in München produzierte Sendung aus, die Eduard Zimmermann jahrzehntelang moderiert hatte.

    Seit bald 50 Jahren wird darin in Zusammenarbeit mit der Polizei in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Zeugen gesucht. Die Hoffnung: Neue Hinweise, um ungeklärte Straftaten lösen zu können. "Es sind sicherlich viele Fälle geklärt worden, die wir so nicht hätten klären können", ist der Vize-Chef des Bundes deutscher Kriminalbeamter, der Braunschweiger Kriminaldirektor Ulf Küch, überzeugt. 

    ZDF: Die Zahlen sind vielversprechend

    Das ZDF verweist gerne auf die Statistik: 4.436 Straftaten wurden bislang vorgestellt, 1.810 konnten geklärt und 2.254 Straftäter festgenommen werden. Eine Aufklärungsquote von 40,8 Prozent, heißt es aus Mainz. Und durchschnittlich mehr als fünf Millionen Zuschauer. Nicht nur die Zuschauerzahl sei in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, sondern auch die Anzahl der Hinweisgeber, berichtete Redaktionsleiterin Ina-Maria Reize-Wildemann. Für Moderator Rudi Cerne, früher Deutscher Meister im Eiskunstlauf, eine Lebensaufgabe: "Bei meiner Entscheidung für "XY" mögen einige die Nase gerümpft haben, aber im Rückblick ist dieser, wie ich finde, wichtige Job heute für mich mehr wert als eine Goldmedaille", hatte der 57-Jährige dem Berliner "Tagesspiegel" erklärt. 

    Die 1967 erstmals ausgestrahlte Sendung durfte Cerne, Jahrgang 1958, lange nicht sehen. "Meine Eltern sagten zu mir, das ist zu gruselig für dich", berichtete Cerne mal in einer Talkshow. "Du sollst nicht schlecht träumen in der Nacht." Schwer fiel ihm der Verzicht aber nicht. "In der Schule war das schwer angesagt, dieser Gruselfaktor. Mir war das immer unheimlich, dass der Mörder da am Ende noch frei herumgelaufen ist", hatte der 57-Jährige in einem dpa-Interview erklärt. "Ich bin mit "Bonanza", "Rauchende Colts" und "Die Straßen von San Francisco" groß geworden. Da ist am Ende immer der Bösewicht gefasst worden. Bei "Aktenzeichen XY" war das nicht so, das fand ich sehr beunruhigend."

    Beunruhigend und erschütternd sind auch die Fälle, die er in der aktuellen Sendung vorstellen wird, allen voran das Rätsel um den Tod des achtjährigen Armani aus Freiburg, der im Juli 2014 von einem Spielplatz verschwand. Einen Tag später wurde seine Leiche entdeckt. Der zweite Fall ist ein Raub aus Düsseldorf, bei dem Unbekannte vor gut einem Jahr einen Geschäftsmann brutal mit Baseballschlägern und Elektroschockern traktiert hatten. Hier soll ein Phantombild weiterhelfen, ebenso wie bei der gescheiterten Entführung einer Bankiers-Gattin in Saarbrücken. Und die Kripo Bochum hofft auf neue Hinweise, um den Überfall auf eine Witwe in deren Villa zu klären. 

    "Aktenzeichen XY ... ungelöst" trifft noch den Zeitgeist

    Das Schema ist alt vertraut: Polizisten stellen die Fakten vor, zeigen Aufnahmen von Überwachungskameras und Phantombilder. Dazu laufen eigens gedrehte Filmchen, in denen die Straftaten nachgespielt werden. Anschließend sind die Zuschauer am Zuge: Wer meint, Hinweise geben zu können, soll sich melden, per Telefon, persönlich bei der Polizei und mittlerweile auch per E-Mail. 

    Doch ist das überhaupt zeitgemäß in Zeiten, in denen die Menschen besser über soziale Netzwerke als über das Fernsehen erreichbar sind? Der Braunschweiger Kripochef Ulf Küch findet: Auf jeden Fall. "Facebook und andere Sachen sind halt dazu gekommen." Außerdem weckten die Filmchen das Interesse der Betrachter viel stärker. "Diese Filme und die Schilderung der Gesamtumstände fördern das Denken der Zuschauer. Und wenn man nachdenkt, fällt einem vielleicht eher etwas ein, als wenn man sich stumm ein Bild auf

    Und so laufen oft die Leitungen mit Hinweisen heiß, auch wenn diese nicht immer hilfreich sind. "Es gibt so Schwachköpfe, die meinen, sich wichtig machen zu müssen, die muss man möglichst schnell rausfiltern", weiß Küch. "Die machen uns zwar Arbeit, aber besser als gar keine Hinweise." Viel Lob für das Team der ZDF-Sendung, doch Cerne stellt klar: "Wir sind keine Polizisten, und ich bin kein Sheriff der Nation." Cordula Dieckmann, dpa

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